
Che Guevara reiste einst auf einem klapprigen Motorrad. Für Kuba Fans bietet sich heute eine noch etwas gemächlichere Variante an. Mit dem eigenen Fahrrad die Insel Kuba erkunden. Hautnah Land und Leute erleben. Und das auf Strassen, wo Radfahrer Rechte geniessen und wenig motorisierter Verkehr herrscht. Zahlreiche “Casa Particulares” bieten Dir ein Dach über dem Kopf. Ausgezeichnetes GPS fähiges Kartenmaterial gibt es für Dein Garmin Navigationsgerät. Statt EUR 25 für ein Taxi heißt es am Flughafen José Martí gleich losradeln und Geld sparen. 15 kubanische Provinzen voller Historie wollen per Pedes erkundet werden.


Das Radfahrland:
Kuba ist das Land für Reiseradler! Wenig motorisierter Verkehr; Rechte für Radfahrer; eine Insel, gerade mal 1300 km lang und kaum mehr als 80 km breit; zahlreiche Casa Particulares; relativ dicht besiedelt; Viazul Busse und alle Züge sowie die Fähren zur Insel de la Juventud befördern Dein Rad. Sprich: Kuba ist das Land für Reiseradler, die ein wenig mehr wollen, denen aber radeln durch das bevölkerungsreiche Indien oder der Radeltrip von Alaska nach Feuerland zu viel ist.
Dein Rad:
Du solltest Dein eigenes Rad mitnehmen! Ein gutes Trekkingrad mit Deinen eigenen Gepäcktaschen, einer guten Beleuchtung, weil es in der angenehmen Winterzeit auf Kuba früh dunkel wird, guten Schlössern und Ersatzteilen. Merke: Auf Kuba wirst Du kein gutes Trekkingrad bekommen. Es gibt kaum Ersatzteile. Daher alles Erforderliche mitnehmen. Von geführten Radreisen rate ich eher ab. Diese werden für sehr viel Geld angeboten. Die Qualität der Räder entsprechen Trekkingbikes der einfachen bis mittleren Kategorie. Ein gutes Trekkingbike startet bei EUR 1.500.



Der Flug:
Viele Fluggesellschaften bieten die Mitnahmemöglichkeit von Sportgeräten an. Diese müssen grundsätzlich vorab angemeldet werden. Die Kosten betragen pro Strecke EUR 90 (Turkish Airlines) , Condor EUR 70, (LH Zubringerflug FRA/MUC EUR 50), EUR 100 (Eurowings), EUR 150 (Aeroflot). Ihr müßt auf der Webseite der betreffenden Fluggesellschaft prüfen, welche Bestimmungen für Fahrradtransport angewendet werden. Bei einer zweiten Prüfung müßt Ihr die zulässigen Masse prüfen. Z.B. müßt Ihr bei Aeroflot die Überschreitungskategorie größer 203 cm anwenden. Für Abflüge ab Deutschland werden Eurowings und Condor empfohlen. Abflughäfen sind Düsseldorf, Köln (bis Oktober 2018), München und Frankfurt. Mahlzeiten, Getränke und Sitze mit mehr Beinfreiheit kosten extra. Smarttarife bieten einen Snack plus ein abgezähltes Getränk. Für die lange Strecke entspricht das einem Billigflieger. Besser sind Aeroflot und Turkish Airlines. Diese beiden Gesellschaften bieten Euch vollen Service. Bei Turkish Airlines können Tickets für eine Grundgebühr von EUR 50 umgebucht werden. Es ist davon auszugehen, dass Full Service Airlines auch kulanter mit Sportgepäck umgehen. Du mußt Dein Rad verpacken. Transportkartons bieten einige Fluggesellschaften an. Die Kartons von Air France & KLM taugen nichts und zerbrechen leicht. Einen stabilen Karton von “Kartonfritze” wirst Du am ehesten bei Aeroflot einchecken können. Dieser stabile Karton übersteigt aber die Höchstmasse für Aufgabegepäck vieler Airlines. In einem solchen Fall muss Dein Fahrrad zu Frachttarifen aufgegeben werden. Daher am besten Dein Fahrrad mit Folie und Klebeband sichern. Bitte beachte die Bestimmungen Deiner Airline! Radkarton versuchen in Deiner Casa Particular in Havana oder Varadero aufzubewahren. Folie und Klebeband mitnehmen und für die Heimreise einsetzen. Auf Kuba gibt es keine Baumärkte, wo man Packmaterial kaufen kann.


Rumreisen auf Kuba:
Jede Landstrasse bietet einen Sicherheitsstreifen für Radler von 1,50 Meter. Autobahnen dürfen benutzt werden. Die Tunnel von Havana dürfen nicht benutzt werden. Ggf. die Fähre benutzen. Radfahrer haben Rechte. Ausserhalb von Havana und Varadero ist eher mit wenig Verkehr zu rechnen.

Radtransport und Reisen mit den Viazul Bussen:
Viazul Busse befördern Dein Rad für ca. CUC 3. Aber Dein Problem ist das Mitkommen! Am sichersten sind die auf Kuba direkt gekauften Viazul Tickets. Online Tickets werden bei Überbuchung nur mit Einschränkungen akzeptiert, was im Einzelfall vorkommen kann. Das heißt, Du fährst nur dann mit, wenn es freie Plätze hat. Dies gilt stärker im Westen von Kuba als im Osten, wo es weniger Touristen hat.
In den Gepäckräumen der Viazul Busse kommt es häufig zu Transportschäden. Besser Sattel runterstellen und Lenker quer stellen.
Radtransport in Zügen auf Kuba:
Ebenso befördern alle Züge auf Kuba Fahrräder. Das Entgelt muß im Gepäckwagen in “Moneda National” bezahlt werden. Vorsicht: Es gibt Gepäckwagenschaffner, die Dich mit CUC “Moneda Extranjero” abzocken wollen! Dein Bahnticket ca. 2 Stunden vor der tatsächlichen Abfahrtszeit des Zuges am Schalter kaufen und in “Moneda Extranjero” bezahlen. Merke: Züge können bis 6 Stunden Verspätung haben. Hinzu kommt, daß bis auf 5 Fernzugpaare, viele Züge wegen Kraftstoffmangels und Lokschäden ausfallen. Nahverkehrszüge können nur benutzt werden, wenn diese einen Gepäckwagen führen. Schienenbusse nehmen keine Räder mit!

Einziger Vorteil der Eisenbahn bilden die großen DB-Gepäckwagen, in denen eher keine Transportschäden vorkommen.




Fahrradtransport in Überlandtaxen:
Taxifahrer nehmen Dein Rad nur dann mit, wenn das Auto einen Dachgepäckträger hat, bzw. eine Heckklappe. I.d.R. bezahlst Du den Fahrpreis für 2 Personen. In Havana solltest Du am Astro Busbahnhof ein Überlandtaxi suchen, weil die Fahrpreise am Viazul Busbahnhof i.d.R. höher sind. Ich zahlte von Havana nach Cienfuegos CUC 40 für mich plus das Rad.

Radtransport auf Fähren:
Die Stadtfähre in Havana kann benutzt werden. Fähren zur Insel de la Juventud kosten Dich CUC 50. Ggf. mußt Du auch für Dein Rad etwas zahlen.

Astro Busse und Trucks:
Astro Busse dürfen nicht benutzt werden! Trucktransport in abgelegenen Gegenden sollte gegen Peso möglich sein. Die Trucks sind meistens aber überfüllt. Radtransport daher wohl kaum möglich.

Sicherheit:
Selbst ein gutes Schloss (auch mehrere davon) sichern nicht Deine Komponenten und Teile an Deinem Rad. Beleuchtung, Magura Bremsen, Schaltung, Sattel sind ein beliebtes Diebstahlgut. Daher: Niemals Dein Rad unbeobachtet am Strassenrand ansperren! Bewahre Dein Rad stets in Deiner Casa Particular auf. Bei Touristenattraktionen gibt es bewachte Parkplätze. Für ein kleines Entgelt kannst Du Dein Rad sicher abstellen.

Merke: Auf Kuba geht es nicht darum, dass Dein Rad gestohlen wird. Nein: Deine Teile, die Du nicht sichern kannst, die können geklaut werden!!!


Fahrradwerkstätten:
Fahrradwerkstätten heissen “Bicicletaria” bzw. “Ponchera”. Sie werden in der Regel privat, daß heißt “Particular” betrieben. Für Schweißarbeiten bei Brüchen suchst Du einen “Soldador” bzw. einen “Machinero” auf. Um diese zu finden und mit den Mitarbeitern kommunizieren zu können, benötigst Du recht gute Spanisch Kenntnisse. Du solltest auch wissen, was Kette, Rahmen, Felge, Speichen, Reifen auf Spanisch heißt.

Fahrradwerkstätten befinden sich häufig auf Privatgrundstücken. Hinweisschilder gibt´s häufig keine. Die Anwohner der Umgebung kennen aber diese. Auf Kuba gibt es keine Fahrradläden wie bei uns. Die “Talleres Particulares” verkaufen auch Räder.

Die Betreiber der Werkstätten sind i.d.R. sehr hilfsbereit und reparieren Dein Rad sofort. Eine Speichenbruch Reparatur plus Radzentrierung kostet insgesamt ca. 2 bis 3 CUC. Selbst eine komplizierte 2 stündige Reparatur kostet nicht mehr als 5 CUC.
Fazit:
Kuba bietet Dir für deinen Radurlaub viele Facetten. Reisezeit ist von November bis April. 60 Tage darfst Du mit Deiner Touristenkarte maximal am Stück bleiben. Abschnitte sind eher moderat. Du mußt keinen Hardcoretrip unternehmen. Es gibt kaum ein Land, daß wenig Autoverkehr hat und wo Du als Radler, König der Strasse bist.

Also, auf nach Kuba, bevor der Kapitalismus hier Einzug hält. Noch gehört die Strasse Dir!
