Ich bin seit knapp 2 Jahren unterwegs. In dieser Zeit reise ich bereits zum dritten Mal in das Partydorf am Atitlansee. Der Traveller Tourismus kehrt zurück. Endlich können die Menschen, die hier leben aufatmen. Denn außer dem Tourismus haben sie nicht viel.

Ich kombiniere meinen Besuch am schönsten See der Welt stets mit Spanisch Unterricht. Ich will einen Sinn haben, warum ich hier her komme und nicht nur Party mit Menschen machen, deren Vater ich sein könnte und des Weiteren die ersten Enkel von ihnen gezeugt wurden.

Wie in weiteren Blogeintraegen von mir bereits erwähnt, zieht der See auch viele Esoteriker, Verschwörer und Ungeimpfte magisch an.

Umso erstaunter war ich, dass ich bei meiner Einreise nach Guatemala am Grenzübergang Talisman kaum kontrolliert wurde. Impfausweis und COVID-19 Schnelltest wollte niemand sehen, obwohl Beides in Guatemala Vorschrift ist.

Ein anderer Schüler flog vor wenigen Tagen von der Schweiz hierher. Er wurde an den Flughäfen jedes Mal kontrolliert und auch bei der Einreise.

Die Ungeimpften kommen über Landgrenzen und schmieren die Beamten oder zeigen gefälschte Dokumente. Mit dem Flugzeug reisen sie nicht an, denn da könnten sie ja auffliegen. Am Flughafen ist die Gefängniszelle näher als der geschmierte Grenzpolizist.

In San Pedro ist wieder richtig viel los. Die San Pedro Spanish School hat jede Woche zwischen 15 und 25 Studenten. Waren es früher die zahlreichen Backpacker, so sind es heute Gymnasiasten, Hochschullehrer und Familien, die den Fremdsprachen Unterricht hier buchen. Backpacker und Verschwörer, die sich hier ihr neues Zuhause suchen, komplettieren den Kundenkreis der Bildungseinrichtung.

Es fällt mir auf, dass Ärzte und Krankenpflegepersonal aus den USA verstärkt nach San Pedro kommen und im Rahmen von Bildungsurlaub Spanischunterricht nehmen. In den Krankenhäusern der USA hat es viele Spanisch sprechende Patienten.

Mir fällt auch auf, wieviel Geld die Schüler haben. Mit Huehnerbussen reist kaum einer an. Die meisten von ihnen reisen mit dem Taxi in Guatemala oder nehmen die Touristen Shuttles. Es gilt als kultig, bei Gastfamilien zu wohnen. Anderswo bevorzugen viele Schüler gute Hotels statt Backpacker Hostel.

Ramón und sein Sohn Mario identifizieren ihre Zielgruppen genau, die Sinn für die Schule machen. Die Leute, die als Backpacker reisen, trifft man kaum im Nachtleben des Dorfes an. Die meisten Esoteriker besuchen den Ableger dieser Schule in San Marcos. Ich schaute mir sie an. Sie ist längst nicht so schön, wie die in San Pedro.

Die Partyhostels erleben wieder große Saufgelage und Beer Pong Spiele trifft man stets und gerne an!

Junge Israelis ziehen hordenmaessig durch das untere Dorf, welches Gringotenango genannt wird. Sie nutzen ihre eigene Struktur mit mehreren Hostels, Kneipen und Gastronomiebetrieben.

Die anderen Traveller steigen gerne im Mr. Mullets Hostel ab. Die Bar des Hostels ist riesengroß. Pub Crawls fürs junge trinkfeste Volk werden angeboten.

Wizards Collective bietet jetzt in wesentlich kürzeren Abständen Danceparties an. Auch Psytrance Parties finden statt. Parties mit Flatrate Saufen für ca. EUR 30 trifft man ebenso an.

Die Dealer im Dorf machen wieder gutes Geschäft. Ich bevorzuge “Casa Maria”, da weiß ich, dass ich nicht beschissen werde. Ich bringe ab und zu andere Traveller zu ihr hin. Im Gegenzug bekomme ich eine Linie und ein Bier ausgegeben. … von den Travellern! Maria hat mir aber mal leckeren selbst gebackenen Kuchen geschenkt.


Im oberen Dorf wohnt die indigene Dorfbevölkerung. Bittere Armut kennzeichnet ihr Leben. Es ist vergleichbar mit Neukölln Nord. Hier das kosmopolitische Partyvolk, da die vielen Muslime. Extremste Parallelwelten tun sich auf!

Die Einheimische Bevölkerung und deren Familien haben Regeln! Ausbrechen praktisch unmöglich. Die Traveller können hingegen tun und lassen, was sie wollen.

Manche der Einheimischen brechen aus! Am naheliegendsten ist die illegale Reise in die USA. Allein 2 der 6 Kinder meiner Gastgeberfamilie reisten ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und bezahlten ein Vermögen an die Fluchthelfer.

Andere finden innovative Ideen, um Traditionen und Regeln “Good bye” zu sagen! Zum Beispiel die Betreiberinnen der “Mayan Cooking Class”!

Ein Ausbrechen kann sehr gefährlich werden, sogar bis hin zum Brudermord! Frauen gehören hier nach wie vor an den Herd! Tourismus Geschäft ist Männersache! Eine Frau die sich da einmischt, gilt als Schlampe!

Zum Glück haben es einige Frauen, wie die der “Mayan Cooking Class” geschafft, ihr eigenes Ding ohne Machos aufzuziehen. Sie können es sich leisten EUR 30 Eintrifft zu verlangen. Das schaffen hier nur sehr wenige Einheimische. Ein Teil der Einnahmen wandert in karitative Projekte, die sich gegen häusliche Gewalt richten.

Die Pandemie neigt sich ihrem Ende! Die Inflation zieht an und die Preise steigen. Zum Teil galoppierend. Kostete ein Pfund Erdbeeren vor 12 Monaten 5 Quetzales so kostet es jetzt 20 Quetzales.

Die Armut steigt. Der Staat muss helfen, damit die Dorfbewohner genug zu Essen bekommen. Über die Grundschulen und die Schulkinder werden Lebensmittel ausgegeben für die Familien.

Die Dörfer am Atitlansee erleben zwei Welten. Ich bezahle für eine Woche Spanisch Unterricht und Homestay bei einer Familie inklusive gutes reichhaltiges Essen 1700 Quetzales. Dafür muss ein Mann im Schnitt 17 Tage arbeiten gehen um eine vierköpfige Familie zu ernähren. Rechnet man meine Aktivitaeten, Bier und sonstiges hinzu, so muss er einen Monat arbeiten gehen und hat nur sonntags frei.

In San Marcos verlangen die Anbieter der Esoterik Welt für Dance Events, Yoga, Schnupperkurse zum Meditieren und Palm Reading jetzt richtig viel Asche! Die Frage ” wann wird San Marcos ein zweites Tulum”, ist mehr als berechtigt.

Die Pandemie zwingt die Einheimischen in die Knie! Hostels und Restaurants gehören im Regelfall den Ausländern. Frauen gehen putzen und bekommen einen Hungerlohn. Bis auf Polizisten, Lehrer und Krankenhauspersonal sind die meisten hier Tagelöhner. Keine Rente, keine Krankenversicherung, kein Urlaub!

Die Cafés und veganen Restaurants in San Marcos haben jetzt schon Preise fast wie bei uns. Aber die Qualität ist hoch! Der kleine Boulevard zieht viele Touristen an, so dass ich mich fragen muss, wo bleibt hier Raum, um in Ruhe zu meditieren. Zumindest der “Yoga Forest” liegt abseits.

Und die Betreiber der Beherbungsbetriebe wollen nicht, dass die Bevölkerung im See neben ihrem Grundstück baden geht und Wäsche wäscht! Kolonialmacht und Armut! Der Atitlansee anno 2022!

Am 05.03.2022 reise ich weiter! Ins “Las Tarrales” Tierbeobachtungsressort am Fuße des Vulkans”Atitlan”, dem höchsten der Region am See.

Hier kommen gerne Photografen her. Das Ressort ist bekannt bei dieser Zielgruppe. Heute nächtigen hier gut situierte Hobby Photografen aus Belgien. Sie reisen nur für 13 Tage in der Gruppe, zahlen viel Geld und können es sich leisten, ein eigenes Kleinflugzeug zu mieten, um von Guatemala Stadt nach Puerto Barrios zu fliegen.

Sie interessieren sich nicht für die Sehenswürdigkeiten des Landes, es geht um Tiere und Vögel. Sie sind nicht mehr ganz so jung! Ich ersparte mir, ihnen von meinen Erlebnissen am Atitlansee zu berichten. Eine Nacht für mich in einer völlig anderen Welt und so nah am See! Den mächtigen Vulkan sehe ich jeden Tag!

Was ich hier lerne? Ich beobachte Menschen, die für sich selbst Ruhe finden. Sie sind auch in meinem Alter. Tiere beobachten erfordert Geduld und Ausdauer! … und viel Ruhe!
Mit meditativen Spinnkram haben diese Hobby Photografen nichts im Sinn. Aber meine Aufnahmen zeigen, dass sie sehr als Einsiedler mit der Natur verbunden sind.