Corona Virus: Ich hau ab nach Chile! … jetzt Ecuador

Präambel: Ich kämpfe auf meinen Reisen gegen Verschwörungstheorien und deren Verfechter. In Corona Zeiten ist es extrem wichtig, dass ich gegen Verschwörung, Gewalt, Wahrheitsleugnung, Aufstachelung zu Lügen, Volksverhetzung etc. eintrete.

Jetzt Neu: Youtube Video: Corona Tour ins Elqui Vale nach Vicuna “Legal, illegal, scheissegal” (Slime Song). Gastbeitrag von Manuell aus Schwäbisch Hall. Protagonisten: Manuell und ich!

Corona Tour ins Elqui Vale nach Vicuna “Legal, illegal, scheissegal” (Slime Song). Gastbeitrag von Manuell aus Schwäbisch Hall. Protagonisten: Manuell und ich!
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Was wird mich erwarten?
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Ich rebelliere auf meine Art und Weise!
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Wandgemälde in Valparaiso: Es zeigt eine Frau, die einen durch Gummigeschosse augenverletzten Hund versorgt. Typisch für die aktuelle wilde Zeit in Chile!
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Architektur auf den Hügeln von Valparaiso

Mir reichts! Ich war stets immer auf der Suche nach einem Ort, falls das Leben daheim schwierig und kritisch wird. Vor 4 Jahren lernte ich La Serena und das Elqui Tal kennen. Ich beschloss bereits damals, mich dorthin zu begeben, wenn der Fall X eintritt. An eine Pandemie dachte ich aber nie, eher an Krieg oder dass eine Partei wie die AFD an die Macht kommt. Im März kriselte es bereits mächtig in Europa. Es wurde Zeit für mich, den Trip nach Südamerika zu starten, bevor es zu spät wurde. Das Flugticket buchte ich Mitte Februar, ohne an Corona zu denken.

Eine Bestandsaufnahme:

Es dreht sich in diesem Beitrag um das was ich erlebe, spüre, fühle und mitbekomme. Was ist hier anders als daheim. Ist es für mich richtig oder falsch, dass ich es mache. All das will ich in den Wochen und vielleicht Monaten ergründen.

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Eine durch Krisenzeiten geprägte Momentaufnahme in einem durch Widerstand und Protest geprägten Viertel in Valparaiso

Kurzzusammenfassung:

März 2020
* mein Flug nach Chile
* die ersten Tage in Chile
* meine Zeit in Pucon im Willhouse Hostel

April 2020
* meine Zeit in Vicuna im Hostal El Colibri in der Provinz Coquimbo
* mein weiterer Verbleib im AJIverde Hostel in La Serena in der Provinz Coquimbo

Mai 2020
* Weiterreise nach Iquique ins Iquique Backpacker Hostel
* Hürden – Tramptour von Iquique über das Wüstendorf Huara nach Arica
* Mein Verbleib in der Provinz Atacama und der Stadt Copiapó

Juni 2020
* 2. Anlauf im AJIverde Hostel in La Serena
* Auf dem Weg in die USA und nach Ecuador – auf gehts und hoffentlich raus aus dem Chaos!
* Let´s go wild: Bikini & Beer Hostel, Miami South Beach

Juli 2020
*Tranquillo: erster Backpacker seit April 2020 im Casa Michael in Guayaquil, Guayas, Ecuador
* Montanita! Das Goa (Anjuna) am Pazifik

August 2020
*Wer ist denn da auf den Fisch gekommen”: Gormet Freuden im Soga Hostel in Santa Marianita
*Ecuadors Strände: Wild, ursprünglich und wenig kommerzialisiert
*Pichincha: Mal Dschungeldorf, mal Hauptstadt, Hauptsache bergig
* Feuerspucker in Ecuador: Vulkanerlebnis rund um Quito

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Die Hügel von Valparaiso
Grüsse aus der Liebigstrasse im Friedrichshain in Berlin: gezeigt wurde dieses Graffiti am 07. Juli 2020 in der Berliner Abendschau des RBB!

Details:

Mein Flug nach Chile

Mitte Februar 2020: Ich buche einen Flug von Berlin über Paris nach Santiago de Chile für den 25.03.2020. Zuvor plante ich eine Reise nach London vom 18.03. bis 23.03.2020. Daher das Datum 25.03. für den Startzeitpunkt meiner ursprünglich geplanten Abreise.

Am 10.03.2020 fliege ich für 3 Tage nach Mallorca. Mega Günstig Angebot für Flug / Hotel / Mietwagen.

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Der letzte geöffnete Abend im Bierkönig. 72 Stunden später bin ich in Chile

Am 12.03.2020 sperrt Donald Trump die USA für Einreisen aus Europa. Ich versuchte bei Air France anzurufen. Meine ältere Schwester rief an, ob ich nicht meinen geplanten Flug vorverlegen sollte. Danach rief ich innerhalb von 2 Stunden mindestens 50 mal bei Air France an. Jetzt kam ich durch. Ja es hat geklappt: Ich werde jetzt am 15.03.2020 fliegen. Reise nach London abgesagt und Freunde informiert. Ticket bei British Airways war aber noch nicht stornierbar. Scheiss drauf! EUR 100 weg.

13.03.2020: Das Slime Konzert im SO 36 für den 14.03.2020 wird abgesagt. Ich fliege abends von Malle zurück nach Berlin Tegel.

14.03.2020: Ich denke, dass es besser ist, sofort zu fliegen. Ich rufe morgens um 9 h bei Air France an und buche für den Abend am gleichen Tag um. Ich fange sofort an zu packen, Krankenversicherung Online abzuschliessen, 2 wichtige Einkäufe zu machen und Freunde zu informieren. Letzte Besprechung mit meinem Mitbewohner. Wertgegenstände vom Keller in die Wohnung verfrachten!

Um 15:30 h begebe ich mich zurück zum Flughafen Tegel.

Mein Berlin wirkte auf der Fahrt zum Airport düster. So etwas habe ich in dieser Stadt noch nie gespürt. Es war beängstigend! Das ist nicht das, was ich von dieser tollen Stadt kenne. Bloß weg hier. Es kommen schlimme Zeiten! Das was in der Folgezeit auf Berlin zukommen wird, will ich nicht sehen und erleben.

Fast alle Fluggäste der Air France um 17:55 h nach Paris haben großes Gepäck dabei. Es sieht danach aus, dass fast jeder nach Lateinamerika aufbrechen will.

Ich dachte mir, dass ich mich vom Flughafen Tegel jetzt für immer verabschieden werde. Das wird mein letzter Flug von diesem altehrwürdigen Airport, den ich seit über 40 Jahren kenne und lieben gelernt habe. Ein beklemmendes Gefühl!

Im Wartebereich storniere ich meinen Flug nach London online. Ich erhalte von British Airways dafür einen Gutschein. Also die EUR 100 sind nicht weg. Hurra!

Gegen 18 h ist es aber noch nicht 100 % sicher, ob mein Weiter-Flug ab Paris um 23.40 h auch wirklich abheben wird und darf.

In Paris angekommen, begebe ich mich in das Langstreckenterminal “E”, Abflughalle “K”! Dort sollen an diesem Samstag Abend noch einige Flüge nach Brasilien, Argentinien plus mein Flug nach Santiago de Chile starten. Mein Flug ist der letzte, der in dieser Nacht in Paris abheben wird.

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Heute keine Schmuggelaktion in die Lounge! Ich bezahle mit 10.000 Meilen von meinem Meilen-Konto

Weil ich 4 Stunden Zeit hatte, wollte ich mich in die Air France Business Class Lounge hereinschmuggeln. Das mache ich ja stets, wenn ich auf einen Langstreckenflug gehe! Ich suchte insgesamt 2 Lounges im Terminal ab. Es gab aber kaum Fluggäste, die eine Lounge aufsuchten, damit ich mich am Welcome Desk vorbeimogeln konnte. Zuletrzt gelang mir das im Januar im Flughafen von Doha.

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Weil ich hier legal drin bin, so gibt´s ein gutes Genussgelage für mich zum Abschied von Europa

Ich versuchte es erneut, um in die Business Class Lounge herein zu kommen. Ich ging aber diesmal direkt auf die Hostess zu. Sie begrüßte mich sehr freundlich. Sie sagte, bitte legen Sie ihre Bordkarte auf den Scanner. “Sie haben genügend Meilen auf Ihrem Vielfliegerkonto, Ich lasse Sie für 10.000 Meilen herein!” Es waren immer noch 3,15 Stunden bis zum Abflug.

Ich dachte scheiss drauf, ich werde mich jetzt hier besaufen. Scheiss Corona! Hier feier ich meinen Abschied von Corona! Und von Europa!

In der Lounge lies ich es mir so richtig gut gehen. Schliesslich hatte ich 2,5 Stunden Zeit, um mich hier verwöhnenzu lassen. Es gab sehr schöne kleine Tapas, sensationelle Käse Spezialitäten. Champagner, ausgezeichnete Weine und Cognac. Auch die Säfte und Softdrinks verachtete ich nicht. Willkommen im Schlaraffenland! Wir sind in Frankreich.

Ca. 40 Fluggäste waren hier! Die Lounge war nicht voll. Ich war der letzte Gast, der die Loune um 22:50 h verlies! Zuvor packte ich noch meinen Rucksack voll mit leckeren abgepackten Snacks zum Mitnehmen.

Während meiner Zeit in der Lounge telefonierte ich mit ein paar Freunden und kommunizierte per Whats App.

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Volltanken: Ein langer Trip liegt vor uns! Auf Wiedersehen Corona Virus!
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Heimlich habe mich hier reingeschmuggelt! Mal sehen ob der Purser das bemerkt! Die gesamte Reihe alleine nur für mich!

Dann begab ich mich zum Flugzeug, einer riesigen Triple 7. Ich nahm Platz in der ersten Reihe der Economy Class, einen Sitz am Gang mit Extra Beinfreiheit. Das war sehr wichtig für mich, denn mit 14,5 Flugstunden sollte es mein längster Nonstop Flug meines Lebens werden.

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schön viel Beinfreiheit! Aber bezahlen will ich dafür nicht! Der Service , sprich Essen und Trinken entspricht genau der Economy Class

Zeitweilig war kaum Peronal in dem riesigen und unübversichtlichen Flugzeug zu sehen. Die Reihe vor mir gehörte bereits zur “Premium Economy”. Dort sass niemand in der letzten von insgesamt 3 Reihen dieser sogenannten Zwischenklasse. Frech wie ich war, setzte ich mich einfach um! Ich auf dem Fensterplatz und nebenan Gangplatz ohne Fluggast. Dort sass ich ca. 30 Minuten. Wir sind bereits kurz vor dem Start: Da kam der Purser und sprach mich mit meinem Namen an. Schade, mein Plan ging nicht auf, ich musste auf meinen gebuchten Platz zurück!

Dann gings los! Vollgetankt musste der Koloss jetzt beschleunigen und ca. 12.000 km lagen vor uns.

Ein ganz merkwürdiges und bedrückendes Erlebnis auf AF 406! Europa versinkt im Chaos! Ich bin weg! Wer weiss, vielleicht für immer!

Nach dem Essen so gegen 2 h nachts, kam der Purser nochmal bei mir kurz vorbei. Er lud mich auf einen Drink ein! Er war irgendwie sehr nett! Auch am nächsten Morgen zum Frühstück begrüßte er mich sehr herzlich.

Wir durften 10 Stunden schlafen, bevor wir geweckt wurden. Es gibt nur wenige Flüge, die so viele Stunden unterwegs sind. Von Paris aus ist es die längste angebotene Nonstop Strecke.

14 Stunden später kamen wir in Santiago an.

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Problemlos konnte ich ohne Qurantäne Zwang einreisen

15.03.2020: Alle Passagiere von AF  406 werden mit Vorfeldbussen zu einem Raum gebracht, wo jeder auf seine Gesundheit untersucht wurde. Das Flugzeug wurde weit weg von allen anderen Flugzeugen geparkt. Niemand aus unserem Flugzeug sollte mit anderen Passagieren im Terminal in Kontakt kommen. Jeder der ca. 250 Fluggäste wurde einzeln aus dem Flugzeug gelassen.

Die Gesundheitskontrolle konnte ich problemlos ohne Qurantänepflicht passieren.

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Die ersten Tage in Chile

Ich fuhr dann mit dem Bus nach Valparaiso. Diese Stadt kannte ich. Vor 4 Jahren war ich mal da. Das Hostel, wo ich damals wohnte, war geschlossen und aufgegeben. Somit begab ich mich zum nahe gelegenen Le Voyage Hostel.

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Hunde vor dem Wandgemälde

Abends gab es Party. Corona war auch hier angekommen! Das beherrschende Thema unter den Travellern! Es ist gegen 1:30 h. Wir hören elektronische Musik. Einer der Volontäre gibt für jeden in der Runde auf einem Messer kleine Kokain Linien aus. Wir waren zu sechst! Ich dachte, dass fängt ja hier gut an. Wir sind bereits zuvor in der Stadt “einen Heben” gegangen. Eine Flasche Rotwein habe ich auch bereits getrunken. … und jetzt wird auch noch die Nase gepudert! Willkommen in Südamerika! Zur Ruhe kam ich nicht! Obwohl es nur eine sehr kleine Koksmenge gab. War ja auch gratis!

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Er lebt sorgenfrei!

16.03.2020: Noch ist alles irgendwie normal in Valparaiso! Ich nehme an einer geführten Stadtführung teil. Kaufe im Supermarkt ein und koche jetzt selbst für mich im Hostel. Abends dann wieder Party! Gegen 1 h gibt mir mein Zimmergenosse, ein ca. 60 jähriger verrückter chilenischer Künstler ein kleines Tütchen mit etwas Koks für 2 Personen. Wir gehen auf die oberste Terasse und bereiten Linien vor. Ein Dritter Gast kommt auch hinzu. Ich dachte: 4 Jahre gab es kein weisses Gold für mich. Zuletzt hatte ich das während meiner letzten Südamerika Reise. Verrückte Zeiten!

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Einer von 6 funktionstüchtigen Aufzügen in Valparaiso

17.03.2020: Es wird ernster: Die Stadtführung (es gibt verschiedene) darf aus Hygiene Gründen nicht mehr angeboten werden. Alternativ gibt es eine Grafitti Tour durch das alternative Viertel der Stadt an der mehr als 20 Leute teilnehmen. Hier überall Marihuna Gerüche. Selbst in vorbeifahrenden Autos wird gekifft.

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Im Hostel machen sich einige Gäste jetzt große Sorgen. Laufend telefonieren sie mit Angehörigen daheim. Einige überlegend jetzt deutlich, ihren Urlaub abzubrechen.

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Nachts gegen 1 h fragte mich der Zimmerkollege, ob wir uns 1 Gramm Koks teilen sollen. Ich dachte: Nein, es reicht jetzt! Nicht jede Nacht Drogen und Saufen! Das Koks soll angeblich nur EUR 11 kosten. Super preiswert, aber jetzt nicht! Er kannte den Dealer, von dem auch der Stoff der ersten Nacht hier stammte.

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18.03.2020: Ich fuhr nach Talca im zentralen Chile südlich von Santiago gelegen. Im Bus sprach mich ein chilenischer Faschist an. Er erwähnte, dass er den Betreiber der Colonia Dignidad Paul Schäfer kannte. Mir war aber bereits zuvor bekannt, das im berühmten Weinanbaugebiet von Chile sich Nazis stets wohl fühlten.

Abends in Talca angekommen, traf ich auf eine andere Welt. Das Hostel habe ich schnell direkt beim Bahnhof der Stadt gelegen, gefunden. Restaurants waren aber bereits alle geschlossen. Auch die Supermärkte machten bereits um 19 h zu. Beim Späthi bekam ich meine Flasche Wein plus Pizza in einem Take Away.

Hier verbrachte ich die erste Nacht mal ohne Party und mit gutem Schlaf!

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Der “RAMAL” Schienenbus fährt morgens um 7:40 h in Talca ab

19.03.2020: Um 7:40 h wollte ich meinem Eisenbahn Hobby nachgehen. Ich fuhr mit dem “Ramal”, einem alten Schienenbus auf der Schmalspurbahn von Talca nach Constitucion durch das wunderschöne Tal des Flusses Maulle. Das waren schöne drei Stunden Zugfahrt. Und es hatte sogar eine Reisegruppe im Zug! Plus 2 sehr aufgetakelte Transmänner. Das mit den Touristen sollte sich in der Folgezeit drastisch ändern.

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Zugkreuzung !

In Constitucion übernachtete ich in einem eher merkwürdigen Hostel, dass aber geöffnet war. Alle Restaurants waren geschlossen. Der Markt und Essensküchen hatten mittags geöffnet. Man durfte dort auch essen! Auch das sollte sich zukünftig ändern.

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Die Küste bei Constitucion

Ich mietete mir ein Fahrrad und erkundete die schöne Umgebung. Im Rathaus bekam ich die Info von einer Mitarbeiterin.

20.03.2020: Ich fuhr zurück mit dem Bus nach Talca und von dort weiter nach Pucon. Dort ist es besonders schön. Es gibt dort einen sensationellen aktiven Vulkan. Den erspähte ich vor 4 Jahren aus dem Flugzeugfenster! Pucon liegt 750 km entfernt von Santiago im “Kleinen Süden” des Landes.

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Das Willhouse Hostel. William hat es selbst aus Holz gezimmert!

Meine Zeit in Pucon im Willhouse Hostel

Gegen 21:30 h kommt der Bus in Pucon an. Ich begab mich sofort zu einem Hostel. “Geschlossen” hiess es! Es war bereits kurz vor 22 h! In der Nähe gab es das Willhouse Hostel. Die hatten noch offen! Dort blieb ich für 5 Nächte!

Gleich nach meiner Ankunft traf ich einen Engländer, der nur eine Stunde vor mir in das Hostel eincheckte. Der hatte noch ein halbes Jahr Urlaub vor sich. Er sprach kein Spanisch und wollte nur noch eins: Nach Hause! Er buchte mit meiner Hilfe Online noch am selben Abend einen Bus von Pucon nach Santiago für den nächsten Tag. Er suchte Hilfe bei der UK Botschaft, um heimzufliegen.

Im Männerschlafsaal sind wir 3 Gäste.

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Mein Leihrad in Pucon

21.03.2020: Ich gehe durch das gespenstisch leere Pucon! Alles hat geschlossen! Nur der Supermarkt hat auf. Kein Hotel, kein Touristenshop, kein Fahrradladen, nichts hat mehr geöffnet. Pucon gilt als ein wichtiges Tourismusgebiet für Chilenen.

Ich suche ein Fahrrad! Keine Chance! Somit fahre ich mit dem Kleinbus nach Villarica, ca. 25 km entfernt und 3 mal so groß wie Pucon. Nach ca. 45 Minuten werde ich fündig. Ich finde einen Fahrradverleiher! Der Sohn des Vermieters wird geholt und repariert mir ein recht gutes Mountainbike.

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Gegen 17 h starte ich meine 37 km Tour auf schönen Alternativrouten zurück nach Pucon.

Am Schluss der Tour hole ich mir einen Platten. Gegen 20:30 h komme ich in der Dämmerung am Hostel an.

Abends sitzen wir alle im Hostel nach dem Essen zusammen. Ich koche mir meine Spaghetti Bolognese. Später gegen 23 h ist Party im Hostel. Es gibt reichlich Marihuana. Der Besitzer des Hostels ist ein wahrer Kiffer!

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Er ist mit einer deutlich jüngeren Holländerin zusammen. Ihr erzähle ich, wie ich nach Chile gekommen bin. Sie war richtig stinkig, dass ich in solch schwierigen Zeiten reise. Da haut man nicht mehr ab!

Im Schlafsaal, der direkt über dem Schlafzimmer des Besitzers sich befindet, höre ich gegen 2:30 h, wie die Holländerin stöhnt. Die beiden sind so verliebt, dass es jede Nacht zur Sache geht. Das ist Hostelleben! Sex, Drugs and Rock´n Roll!

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Heute sind wir im Männerschlafsaal bereits zu viert. Ein Belgier aus dem zu schliessenden Hostel kam dazu, plus ein junger Franzose. Der Engländer war hingegen weg. Und da ist ja noch unser junger Brasilianer.

22.03.2020: Ich unternehme eine schöne Radtour in die Umgebung. Dabei treffe ich interessante Leute, die hier leben. Zu Bier und Wein werde ich an einem See eingeladen. Und einen Joint gibt es selbstverständlich auch!

Abends unternehmen wir einen Mini Ausflug an den See. Während wir am See sitzen, erzählen mir meine 3 Zimmergenossen, dass sie eine Wohnung für längere Zeit mieten wollen und in Pucon erstmal bleiben werden.

Ich will aber in den Norden, denn in Pucon kommt in einigen Wochen der richtige Herbst mit viel Regen.

Ab heute gilt eine landesweite Ausgangssperre zwischen 22 h und 5 h.

Mit Ausgangssperren habe ich noch keine Erfahrung. Das ist neu für mich. Ich denke an den 2. Weltkrieg! Mal sehen, wie das auf mich wirkt.

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23.03.2020: Ich unternehme einen weiteren Ausflug in die wirklich schöne Umgebung.

Ab heute fahren keine Regionalbusse mehr in die nähere Umgebung.

Abends sitzen wir wieder zusammen. Der Besitzer des Hostels bietet uns an, dass wir Marihuana kaufen können. Er will es aber nicht wieder ausgeben.

24.03.2020: Die Holländerin sagt, dass ich nur noch maximal 2 Nächte im Hostel bleiben darf. Die Gemeinde will das Hostel schliessen. Meine 3 Zimmerkollegen ziehen in das Apartment um. Ich bin der einzige übriggebliebene Gast im Hostel.

Das Hostel wird am Nachmittag in eine Privatwohnung umgestaltet.

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Der Vulkan Villarica ist knapp 3000 Meter hoch und aktiv

25.03.2020: Morgens gehe ich zum Busbahnhof und kaufe mir meine Bustickets nach Santiago und weiter nach La Serena. Es gibt Gerüchte, dass die Provinzen I bis V im Norden des Landes abgesperrt werden sollen und niemand mehr dort einreisen darf.

Nach dem Frühstück radel ich am mächtigen Vulkan vorbei nach Villarica und gebe das Rad zurück. Heute gibt es keine einzige Wolke am Himmel und mächtig erstrahlt dieser schöne schneebedeckte Berg.

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Um 18:30 h fahre ich über Nacht mit dem Reisebus nach Santiago. Wegen 2 Buspannen kommen wir erst gegen 8 h in Santiago an. Um 8:30 h fahre ich weiter in einem Super Luxusbus nach La Serena. Vor der Abfahrt in Santiago wird bei allen Passagieren Fieber gemessen.

26.03.2020: Des Weiteren muss sich jeder für den Passierschein in den Norden online registrieren.

Drei Stunden nach der Abfahrt in Santiago passieren wir die Grenzkontrollstelle für den Norden.

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Deutsches Komforthostel: “El Punto” in La Serena

Ich übernachte für 2 Tage in einem deutschen Hostel in La Serena. Leider ist dieses sehr gute Hostel auch teuer, weil die beiden Besitzer den Schlafsaal geschlossen haben. Ebenso gibt es keine richtige Gästeküche.

Ich sitze abends mit mehreren Chilenen aus Concepcion zusammen. Sie sind aus einem traurigen Anlass hier: Ein Todesfall in der Familie.

Katja und Jens, die Betreiber des Hostal El Punto kenne ich noch von meinem Urlaub vor 4 Jahren. Sie haben große Sorgenfalten im Gesicht, vor 4 Jahren waren sie munter und lustig. Nichts ist davon übrig geblieben! Sie würden das Hostel gerne verkaufen. Nun hat die chilenische Währung 20 % in wenigen Monaten an Wert eingebüßt. Um nach Deutschland zurück zu gehen, eine absolute Katastrophe! Und in Zeiten von Corona und hoher Arbeitslosigkeit plus zu erwartenden Touristenrückgang fällt zudem der Wert der Hotelanlage. In den Schuhen der beiden möchte ich nicht stecken.

27.03.2020: Ich gehe zum Busbahnhof und nehme einen Bus nach Piso Elqui. Auch dieses Weindorf, aus dem der weltberühmte Pisco kommt, kenne ich von meinem Trip im April 2016.

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Desinfektion eines Autos an der Sanitäts Grenzkontrolle bei Paihuano

Wir passieren auf dem Weg nach Piso Elqui 2 Sanitäts Kontrollstellen. Bei der ersten wird nur Fieber gemessen. Bei der 2. muss man sich ausweisen und registrieren lassen. Ich werde von der Polizei aus dem Bus rausgeholt. Ich durfte nicht weiter nach Pisco Elqui reisen.

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Hier muß sich jeder, der ins Sperrgebiet fährt, registrieren.

Mit dem nächsten Bus fuhr ich zurück, aber nur bis Vicuna. Dort begab ich mich zum Hostal “El Colibri”: Ich klingelte, denn das Hostel war geschlossen. Richard der Besitzer hat mir angeboten, dass ich dort wohnen darf, wenn ich einen Monat bleiben will.

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Wir einigen uns! Dann vermittelt er mir noch einen Radverleih. Alles perfekt! Ich fahre wieder nach La Serena und kehre am Folgetag mit meinen Sachen zurück.

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Torre Bauer in Vicuna

Abends im Hostel El Punto treffe ich wieder Katja und Jens. Beiden geht es nicht gut, sie sind gestresst. Katja will nichts mehr zum Thema Corona hören.

Meine Zeit in Vicuna im Hostal El Colibri in der Provinz Coquimbo

28.03.2020: Ich nehme meine Sachen mit und fahre mittags nach Vicuna. Ich checke ins Hostel ein. Anschliessend hole ich mein Fahrrad ab. Dann ab zum Supermarkt Essen einkaufen. Morgen ist Sonntag und der Laden hat zu.

Ein ganz komisches Gefühl für mich! Werde ich hier jetzt vereinsamen?

Abends alleine in dem Bungalow. Essen kochen. Eine Flasche Wein trinken. Danach Internet. Nur traurige Nachrichten. Ich denke: In Deutschland ist alles noch viel schlimmer als hier.

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Dorfpark in Diaguitas

29.03.2020: Ich starte eine Dokumentation über mich zu schreiben. Nachmittags mache ich eine Radtour in die schönen Weinberge.

… und so wird es auch in den folgenden Tagen so sein.

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Während der Radtouren treffe ich aber auch Leute zum Reden. So z.B. einen Chilenen aus Antofagasta, Architekt, lebt eigentlich in Italien mit Familie. Wir trafen uns ein paar mal per Zufall während unserer Touren. Wir unterhielten uns auf Spanisch, was gut für mich ist.

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Im Elqui Tal bei Peralillo

Mal werde ich zu einer sonntäglichen Karaoke Saufparty eingeladen, wo ich aber schnell wieder flüchte. Aber am Wegesrand gibt es auch junge Studenten, die einen Joint durchziehen. Letztere passen besser zu mir, auch was das Gespräch betrifft.

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Tempel Ausblick in Mamalluca

Eine Esotherikerin lädt mich sogar zum Essen ein. Ja ich hatte schöne Erlebnisse während meiner Radtouren!

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Richard besorgte mir auch eine Spanischlehrerin. Sie verlangte aber, dass ich mindestens 15 Tage in Vicuna sein muss, bevor sie mir Unterricht gibt. Schutz vor Corona geht vor.

… und so vergingen die kommenden Tage. Jeder Tag war irgendwie ähnlich.

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Ausser dass ich mit Freunden in Deutschland telefoniere. Viele finden mein Handeln und Abhauen sehr risikovoll. Aber einige sagen auch: Was willst Du in Berlin? Da hast Du dort auf dem Land mehr Freiheit.

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Wüstentour

Vicuna ist klein, vielleicht 10.000 Einwohner plus einige Weindörfer in einer sensationell schönen Gegend. Jeder kennt jeden. Alle Hotels und Restaurants sind geschlossen. Ich falle mit meinem Pferdeschwanz sehr auf. Nach wenigen Tagen kennt man mein Gesicht.

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Weinanbau soweit das Auge reicht!

Richard wird von Bekannten befragt, ob ich bei ihm wohne. Er bekommt es mit der Angst zu tun.

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Dobermann in Cerro Gualliguaica

Ein anderer Hotelbesitzer informiert ihn, dass Ausländer nicht nach Vicuna dürfen. Und alle Hotels müssen geschlossen bleiben.

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05.04.2020: Ich mache eine Radtour nach Pisco Elqui (hin- und zurück 85 km). Ich nehme eine Nebenroute, die nicht kontrolliert wird. Keine Polizei- und Behördenfahrzeuge in Sicht. Ich mache ganz bewusst diese Tour an einem Sonntag, denn die Polizei in Chile ist auch eher faul und wünscht sich einen freien Tag. Somit bin ich mal wieder in Pisco Elqui. Auf dem Heimweg treffe ich den Radfahrer wieder, der in Italien lebt.

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Scheiss drauf: Ich finde die unkontrollierte Nebenroute ins Sperrgebiet

Kurz vor meinem Hostel pflücke ich noch Weintrauben für mein Frühstück.

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Lass die Behörden doch kontrollieren: ich komme dennoch durch!

Pisco Elqui gleicht einer Geisterstadt. Kein einziger Tourist. Nur ein paar Läden haben auf. Im Park sind eine handvoll Betrunkene.

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In Pisco Elqui ist alles geschlossen. Der VW Bus war vor 4 Jahren auch schon hier!

Allmählich fange ich an hier zu vereinsamen. … und die Grenze nach Peru wird frühestens am 13.04.2020 geöffnet. Hoffe ich!

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06.04.2020: Ich bin bis 11 h in meinem Bungalow. Um 09:30 h kommt die Polizei vorbei, um Richard zu befragen. Er verleugnet, dass er einen Ausländer beherbergt. Sie befragen ihn später ein 2. mal und ziehen gegen 10.30 h von dannen.

Somit muss ich hier weg! Noch hat die Poizei keine Beweise dafür, dass ich hier wohne.

Ich rufe wieder beim Hostal El Punto in La Serena an. Das Hostel teilt mir mit, dass dort nur noch Chilenen übernachten dürfen.

Ebenso rufe ich bei der Deutschen Botschaft an, wie die rechtliche Situation für Touristen aus dem Ausland in Chile aussieht. Ich habe gehört, dass die Deutsche Botschaft sich sehr um ihre Landsleute in Chile kümmert. An dem Rückholflug, der am 02.04.2020 angeboten wurde, wollte ich nicht teilnehmen. Die Kosten für diesen Flug hätte ich an das Auswärtige Amt später zurückzahlen müssen.

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Ich finde über Booking.com das Hostel AJIverde in La Serena. Ich rufe dort an. Ja dort dürfen Ausländer wohnen. Ebenso ist es preislich viel günstiger als das EL Punto. Und es hat eine Gästeküche.

Ich bringe das Mietrad zurück. Dann packe ich, telefoniere noch und begebe mich gegen 15:30 h zu dem kleinen Busbahnhof der Gemeinde.

Mein weiterer Verbleib im AJIverde Hostel in La Serena in der Provinz Coquimbo

Mein Bus fährt um 16:20 h nach La Serena. Dort begebe ich mich ins AJIverde Hostel. Das liegt mitten in der Altstadt. Es ist ein schönes kleines Hostel. Ich checke dort in einen Schlafsaal mit 4 Betten ein. Diesen habe ich für die ersten 4 Nächte für mich alleine.

Und wer wohnt hier ausser mir:

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Unser Sunnyboy bei seiner Lieblinsbeschäftigung: einen Joint drehen!

– Ein dreissigjähriger Sunnyboy aus Kalifornien, unser Dauer Kiffer, der praktisch immer drauf ist. Er ist ganz nett, sehr introvertiert, aber ein richtiges Gespräch mit ihm ist kaum möglich. Ausser einmal, wo wir alle auf Koks waren. Da erzählte er uns von seiner großen Liebe. … mit der er aber noch nie gesprochen hat!

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Unsere Französin: extrovertiert, talentiert, versorgt uns gerne mit veganer Küche
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… und sie springt als einzige von uns ins kalte Wasser

– eine junge Französin, die sehr kreativ ist. Sie malt schöne Gemälde für die Wände des Hostels. Sie kann sehr gut kochen und backen. Sie verkauft auch ihre Produkte auf dem Markt. Ebenso bastelt sie Schmuck. Sie arbeitet als Voluntärin in diesem Hostel. Sie ist sehr extrovertiert und ein gutes Gespräch mit ihr selbstverständlich möglich. Sie ist eine der ganz großen Persönlichkeiten in dem Hostel

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unsere Holländerin, die stets liebevoll zu uns allen ist

– eine junge Holländerin, die ebenso als Voluntärin hier arbeitet. Sie ist etwas schüchtern und introvertiert. Sie reist bereits einige Monate alleine und will genau wie ich, die Zeit der Krise hier aussitzen, bevor sie weiterreisen kann. Mit ihr kann ich gute Gespräche haben. Sie kifft nicht, geniesst dafür mal ein gutes Glas Wein. Wir machen einige Ausflüge zusammen

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unser WG Mitglied aus Trujillo in Peru

– ein etwas reiferer Peruaner, von dem ich nicht allzuviel sehe, ausser beim Abendessen. Er verkauft tagsüber Fernsehgeräte und bekommt einen extrem niedrigen Lohn dafür

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ich komme aus dem hohen Norden von Chile, ich geniesse das Leben!

– ein Chilene aus Iquique. Er hat vor vielen Jahren während eines Feuers ein Bein verloren. Er arbeitet hier auch im Hostel. Er ist ein sehr guter Gefährte für gemeinsame Spieleabende

– ein Japaner, den ich kaum bemerke. Er bringt sich nicht gerne in die Gemeinschaft ein. Wir versuchen ihn in die Gemeinschaft aufzunehmen aber er lehnt stets ab

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Adrian sorgt für viel Abwechslung im Hostel. Er tut alles dafür, dass wir die Krise meistern!

– Adrian, der Sohn der Eigentümerin des Hostels. Er ist sehr kommunikativ, organisiert gemeinsame Aktivitäten, wie Spieleabende und gemeinsames Essen (Barbecue, Pizza) oder einen Karaoke Abend mit Pisco Sour. Er ist wegen eines schweren Motorradunfalls vor ca. 8 Jahren ein wenig gehbehindert

– es gibt noch weitere Gäste:

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Und jetzt ist unser Mathematiker auch noch Voluntär im Hostel

– ein Ingenieur aus Calama kommt ab dem 10.04.2020 auch hinzu. Er schläft in meinem Zimmer. Er sucht hier vergeblich einen neuen Job und wird am 20.04.2020 uns wohl wieder verlassen und seine Heimreise nach Calama antreten. Er nimmt gerne an Gruppenaktivitäten teil. Seit dem 20.04. arbeitet er als Voluntär im Hostel

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Mit Lohengrin verstehe ich mich besonders gut!

Zu einem späteren Zeitpunkt kommt Lohengrin aus Santiago und Coquimbo für mich noch hinzu! Er bleibt aber nur 5 Nächte im Hostel. Er ist kein Traveller. Stattdessen hat er ein altes Motorrad!

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Hier schlafe ich

– es gibt mehrfach pro Woche Stundenhotelgäste hier. Adrian und seine Mutter helfen die zusätzlichen Einnahmen sehr, denn wir sind einfach zu wenig Gäste hier. Die Stundenhotelgäste zahlen etwas mehr im Vergleich zu uns Backpackern

Ich beginne die anderen Gäste kennenzulernen!

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Die Zeit ab dem 07.04.2020: Als erstes versuche ich jemanden zu finden, der mir Spanisch Unterricht geben kann. Dafür muss ich aber einige Hürden überstehen. Erst am 08.04.2020 ist Susanna, die Eigentümerin des Hostels auch mal hier. Sie vermittelt mir Enrique aus Venezuela. Ich lerne ihn noch am selben Tag kennen.

Die Abende verlaufen sehr kommunikativ im Hostel. Ich koche für mich stets selbst. Einen guten Wein trinke ich jeden Abend.

Nach dem Essen so gegen 22 h treffen wir uns im Salon. Dort spielen wir Karten oder Schach plus andere Spiele. Meistens bietet Adrian einen Joint für die Runde an. Aber auch der Sunnyboy aus Kalifornien, der aus einer Bierdose eine Kifferpfeife gebaut hat, ist spendabel. Wir hören oft elektronische Musik.

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Barbecue im Hostel

Diese Möglichkeiten andere Gäste zu treffen, bringen mir viel mehr, als stets alleine in meinem Bungalow in Vicuna zu sitzen.

09.04.2020: Heute ist mein erster Tag des Spanisch Unterrichts mit Enrique. Er ist 22 Jahre jung und ist mit seiner Mutter und Schwester vor 2 Jahren aus Venezuela geflüchtet. Er lebt hier mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung in der Nähe vom Strand. Klar, dass er sich freut, mir Unterricht geben zu können, auch wenn ich ihm nur einen kleinen Stundenlohn geben werde. Aber ich denke, dass die Anzahl der Stunden für ihn entscheidend sind. Schliesslich buche ich 10 bis 12 Stunden pro Woche bei ihm.

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.. und hier ist Enrique aus Venezuela!

Durch den Unterricht macht es Sinn für mich, hier zu bleiben, bis die Corona Krise hoffentlich in einigen Wochen überstanden ist. Zumindest so, dass ich nach Peru reisen kann.

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Spanischunterricht für mich!

Die restliche Zeit verbringe ich mit kleinen Radtouren. Leider sind die Fahrräder des Hostels nicht gut. Ein Leihrad zu bekommen scheint unmöglich zu sein. Es gibt hier einen Vermieter, aber die Gemeinde erlaubt in dieser Krisenzeit keine touristischen Aktiviäten. Spaziergänge und Wanderungen gehören auch zu meinem Alltag.

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Faro Monumental in La Serena

Über die Ostertage machte ich einen Ausflug mit dem Stadtbus in die nahegelegene Hafenstadt Coquimbo. Dort wohnen auch die Betreiber des Hostels. Der Ausflug dorthin lohnte sich für mich, schliesslich fand ich eine sehr preiswerte Kurzhose für mich im sogenannten Fashion Park. Den durfte ich nur mit Atemmaske betreten.

Ein weitere Ausflug brachte mich nach Ovalle, einer Andenstadt, die aber nichts Besonderes bietet.

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Recova in La Serena an einem bewölkten Tag

13.04.2020: Wir machen zusammen mit insgesamt 5 Hostelbewohnern einen Ausflug nach Vicuna. Wir wollen wandern gehen und uns das Elqui Tal ansehen. Am Busbahnhof wurde für unseren Kiffer aus Kalifornien deutlich, dass wir eine Kontrollstelle der Polizei passieren werden. Weil er Rauchware dabei hatte, entschied er sich, nicht mitzufahren.

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La Serena Strandpromenade

Wir, die restlichen Vier fuhren mit dem Bus über die Landstrasse bis Kilometer 29 mit. Dort war die Kontrollstelle. Gegenüber vor 2 oder 3 Wochen kam die Polizei diesmal in den Bus und wollte die Wohnbescheinigung für das Elqui Tal sehen. Das war neu, denn zuvor wurde nur bei jedem Fieber gemessen.

Somit endetet die Tour für alle hier. Es war schlichtweg nicht mehr möglich, ins Elqui Tal zu fahren. Nur gut , dass ich dort zurückliegend 10 Tage wohl eher illegal verbringen konnte.

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Blick vom Hostel

Die Französin und mein Zimmergenosse fuhren per Anhalter zurück nach La Serena.

Die Holländerin und ich trampten nur ein kurzes Stück zurück, um aus dem Blickfeld der Polizei zu kommen. Dann machten wir eine schöne Wanderung von mehreren Stunden durch das untere Elqui Tal in der Nähe von La Serena. Das Wetter war traumhaft schön! Am Nachmittag trampten wir auf der Ladefläche eines PickUp Vans zurück nach La Serena. Weil ich meine Atemmaske verloren hatte, durfte ich nicht vorne mitfahren. Sicherheit vor möglicher Ansteckung geht vor!

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Cruz del Tercer Milenio

Zu meiner Freude gab es wieder sehr viele Hunde auf den Grundstücken. Und schöne Zitronen pflückte ich. Für einen Pisco mit Eiswürfeln genau das Richtige.

Die Holländerin erzählte mir, wie sie die Zeit der Corona Krise überbrücken will. Ebenso über ihre Arbeit als Voluntärin in diversen Hostels in Südamerika. Wir plauderten ein wenig über das Leben und über das, was wir von unseren Reisen erwarten und warum wir reisen und nicht zuhause bleiben. Einfach mal ein persönlicheres Gespräch für mich mit jemanden aus dem Hostel.

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Wichtig ist es in diesen schwierigen Zeiten, dass wir einander respektieren und nicht beginnen, jemanden aus unserer Gemeinschaft zu überfordern. Wir sind hier alle, weil es kaum möglich ist weiterzureisen. Es gibt weit und breit kein anderes Hostel, welches geöffnet hat. Wir alle sind Langzeittraveller und wollen unsere Reise nicht abbrechen. Oder wir kommen nicht nach Hause, weil kein Flug geht, bzw. ein Umstieg nach Japan in Los Angeles nicht möglich ist. Der Japaner ist hier gefangen! Von Südamerika gibt es keine Direktflüge nach Japan. Es geht nur über die USA (dort kommt keiner mehr rein) oder für nichterschwingliches Geld über Auckland / Sydney. Aber auch diese Flüge sind ab Santiago auf unbestimmte Zeit unterbrochen.

Das Hostelleben in diesen Zeiten ist nicht zu vergleichen mit normalen Situationen. Somit ist eine zwanglose Gemeinschaft super, aber es darf niemand daran gemessen werden, ob er Fleisch isst, wie trinkfest er ist und ob er Drogen nimmt.

Für mich stellt das Leben hier eine noch nie da gewesene Erfahrung dar. Hier muss und will ich durch! Ich will mich hier auf keinen Fall unbeliebt machen. Wir sind zwar alle individuell hier. Aber irgendwie müssen wir uns Kraft und Mut geben, weiterzumachen und uns nicht unterkriegen zu lassen. Wir müssen diese Krise meistern, damit wir in einigen Wochen hier gestärkt rausgehen und jeder seinen Weg entweder ins Flugzeug nach Hause oder einfach weiterreisen kann.

Das Barbecue am Ostersonntag hat mir sehr gefallen. Auch die Spaziergänge mit der Holländerin oder die Aktivitäten mit der Französin.

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Heute am 13.04.2020 erzählt mir die Französin, dass sie aufgeben will und ab Mitte Mai nach Paris zurückfliegen wird. Also erst dann, wenn die Qurantäne Massnahmen bei uns in Europa enden sollen. Sie schaut sich jetzt auf Online Flugbörsen um, denn die Rückholaktion seitens von Air France ist bereits beendet.

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Diese vier vierbeinigen Freunde begleiteten uns auf unseren Entdeckungen

14.04.2020: Der Japaner reist heute ab und begibt sich zu Freunden in Santiago. In einigen Stadtvierteln von Santiago wird die Qurantäne Pflicht wieder aufgehoben. In anderen aber auch eingeführt.

Ich will hier in La Serena bleiben. In den letzten Tagen hatten wir in der Provinz Coquimbo keine neu gemeldeten Erkrankungen. Die Anzahl von aktuell 66 Erkrankungen auf 800.000 Einwohner gilt nicht als hoch.

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Eine unserer Terassen im Hostel

Air France teilt mit, dass ich meinen Heimflug ab Mexiko City, den ich für den 16. Juni geplant habe, jetzt kostenfrei umbuchen kann und ich bis zum 30.11.2020 mit diesem Ticket fliegen darf. Das entspannt meine Situation unglaublich.  Das nimmt mir den Druck weg und ich kann das Ganze gelassener angehen.

Alle meine bisher gebuchten 3 Flugtickets für jetzt noch anstehende Flüge sind jetzt flexibel.

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in La Serena

15.04.2020: Ein neuer Gast aus Talca ist heute seinen 2. und letzten Abend hier. Es gibt wieder ein Barbecue mit reichlich viel Fleisch. Die Party startet bereits gegen 17 h. Wir fangen an zu trinken. Und die ersten Joints drehen ihre Runden.

Der Gast aus Talca bestellt mehrere Gramm Koks, die gegen 20:30 h geliefert werden.

Er ist sehr spendabel. Unsere beiden Frauen riechen den Braten und haben keinen Bock auf das, was folgen soll. Das Ganze mündet in ein wildes Schneegestöber. Und es wird immer mehr gesoffen und reichlich gekifft. Wir sind zu siebt! … und unser Sunnyboy aus Kalifornien spielt Gitarre und singt! … und verrät uns noch viel mehr.

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Eine Moschee in Coquimbo

16.04.2020: Es kehren nach 2 Sauf- und Drogenabenden wieder ruhigere Zeiten im Hostel ein. Irgendwie finde ich es gut, dass der Gast aus Talca weg ist. Bisher gab es solche wilden Abende hier nicht. Feiern ja, aber nicht um jeden Preis! Die restlichen Hostelgäste haben kein Verlangen danach, Koks zu kaufen.

Der Koksabend hat mir nicht allzuviel gebracht. Ich war mal wieder richtig aufgewühlt. Und die Krise kann ich nicht wegreden, die ist und bleibt da.

An diesem sehr sonnigen Tag mache ich einen weiteren Ausflug mit der Holländerin, diesmal ins nahegelegene Coquimbo. Ein wirklich sehr schöner Ausflug.

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Sonntagsmarkt in La Serena

Heute Abend singen wir zu Pisco Sour Karaoke. Ich singe von Dschinghis Khan “Moskau” und des Weiteren “Am Tag als Conny Kramer starb”. Ersteres kam bei den anderen sehr gut an.

Dieser Abend war total entspannt für uns alle. Und alle freuten sich über meinen “MOSKAU” Gesang.

17.04.2020: Mit Enrique mache ich meinen “A2” DELE Spanisch Test: Von 100 Punkten hole ich insgesamt 80. Eigentlich nicht schlecht. Kommende Woche werden wir weiter machen.

Also irgendwie lohnt es sich für mich doch, dass ich hier bin!

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Geschlossenes Museum in Coquimbo

Ich muss ja hier auch Kochen! Somit gehe ich regelmäßig auf den Markt und / oder den nahegelegenen Supermarkt. Weil ich über 60 Jahre alt bin, muss ich vor dem Supermarkt nicht Schlange stehen. Ich koche mir gerne Garnelen in Tomatensosse mit viel Knoblauch, dazu Spaghetti.

(Die Polizei lässt jetzt gerade eine Drohne fliegen, um zu beobachten, was wir machen)!

Dann koche ich Spaghetti Bolognese, oder Spaghetti mit EI, Gouda und Schinken. Mal auch einen Hamburger. Dann stets viel Salat, Tomaten mit Frischkäse und Walnüssen. Avocados mit Walnüssen esse ich auch sehr gerne. Leider sind Avocados hier für ein Kilo mit EUR 4,50 sehr teuer.

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Ich kaufe mir stets gerne gute Weine aus Chile bzw. hier aus dem Elqui Tal. Einen Havanna Club trinke ich vor dem Schlafen gehen. Normalerweise gehe ich gegen Mitternacht ins Bett.

Das mit dem Kochen ist auch eine neue Erfahrung für mich. Ich versuche auch von den anderen hier zu lernen!

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Dieser Einkauf auf dem Markt kostet ca. EUR 4

Ich bin jetzt seit 34 Tagen mit Stichtag 17.04.2020 unterwegs. Ich gebe ca. EUR 34 pro Tag aus. Darin inklusive ist auch mein Spanisch Unterricht.

Gerne möchte ich am 10.05.2020 nach Arica fliegen, um weiter nach Peru zu reisen. Ich habe einen Gutschein für diesen Flug. Aber ich kann auch später fliegen. Denn keiner weiss hier, wie es weiter geht. Wir leben von den Ankündigungen der Politiker. Und aktuell bedeuten diese:

– Es gibt eigentlich nicht viele Lockerungen
– Tourismus bleibt weiterhin verboten
– Die Stadt Grenzstadt Arica geht ab 16.04. in Quarantäne, die aktuell mehrfach bis 07.05.2020 verlängert wurde

Mal sehen wie es weiter geht. Ich plane von Woche zu Woche. Freitags ist mein Stichtag.

Kommende Woche nehme ich wieder Spanisch Unterricht mit Enrique. Am kommenden Freitag schreibe ich dann die “B1” DELE Prüfung.

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Weil La Serena die zweit älteste Stadt in Chile ist, gibt es hier einige Kolonialhäuser. Hunde hat es sehr viele auf der Strasse. Musikgruppen treten vor dem Supermarkt auf. Tagsüber ist einiges los. Ab 19 h sind die Strassen wie ausgestorben. Ab 22 h gilt die Ausgangssperre.

Die Stadt hat sehr schöne alte Kneipen und Restaurants. Aber die werde ich wohl eher nicht mehr geöffnet hier erleben dürfen. Falls ja, dann werden wir alle aus dem Hostel mal richtig feiern gehen.

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In den 34 Tagen hier in Chile war ich nicht ein einziges mal im Restaurant essen. Und nur ein mal am ersten Abend in Valparaiso in einer Kneipe.

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Am 18.04.2020 machen wir zu fünft einen Ausflug nach Coquimbo. Adrian der Hostelbetreiber zeigt uns seine Heimatstadt. Wir gehen zuerst in ein Felsenareal und in ein Fort. Natürlich illegal, denn das Fort ist wegen Corona geschlossen. Dort gibt es bereits den ersten Joint von Adrian. Begleitet werden wir stets von vier Strassenhunden.

Dann begeben wir uns auf den Fischmarkt, wo wir viele Seelöwen im Meer sehen. Tolles Ceviche für alle.

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Fischmarkt in Coquimbo

Später fahren wir weiter zum Strand, wo wir nochmals einen “Durchziehen” und ein Sixpack dabei haben. Adrian zeigt mir das Haus seiner Eltern, einer recht wohlhabenden Familie. Das Hostel gehört übrigens seiner Mutter.

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Wir sind viele Stunden unterwegs, beobachten einige Fischer und ihren prächtigen Fang, dann auch einige Jogger, begleitet von ihren Rassehunden. Ebenso treffen wir Lohengrin, der Ende April auch ins Hostel ziehen wird.

Dieser Ausflug war mit der schönste Tag, seit dem ich in Chile bin. Wir haben uns alle sehr gut verstanden. Die Französin war wie immer sehr kommunikativ. Leider wird sie uns bald verlassen. Ich werde sie vermissen. Sie hat angeblich das Flugticket jetzt und wird noch im April nach Barcelona fliegen.

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Weil der Pazifik jetzt schon recht frisch ist, ist nur die Französin ins Wasser gesprungen. Die Holländerin, der Ingenieur, Adrian und ich nicht.

Adrian brachte uns abends zur Bushaltestelle, wo wir dann zurück fuhren. Er selbst blieb in Coquimbo, weil er dieses Wochenende frei hat. Er betonte, dass er diese Ausflugsroute normalerweise als Tour anbietet. Wir hingegen mussten nur die Kosten für Transport und Essen teilen.

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Wir lassen den Abend bei einem guten veganen Essen ausklingen. Weil Adrian nicht da ist, gibt es heute Abend nichts zu kiffen. Nur unser Sunnyboy hat Rauchware. Aber der beteiligt sich heute nicht an unserem Essen. Er geht eigentlich eher seinen eigenen Weg und ist selten bei gemeinsamen Aktivitäten dabei.

Die kommenden Tage werden zeigen, wie es weitergeht. Wir werden bald wieder einer weniger hier sein. Kommenden Freitag schreibe ich meinen “B1” DELE Test. Ich habe ab Montag die gesamte Woche Spanisch Unterricht.

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Hier wohnen die Eltern von Adrian in einem Bungalow

Ebenso werde ich ab Montag wieder alleine im Zimmer schlafen, denn unser Ingenieur aus Calama verlässt uns wieder. Es gibt hier keine Arbeit für ihn!

20.04.2020: Es gibt auch hier neue Warnungen wegen der Corona Krise. Man will sich darauf vorbereiten, für den Fall, dass es zu einer 2. Pandemiewelle kommt. Dazu könnten weitere und noch mehr einschränkende Massnahmen folgen. Eine Massnahme könnte sein, dass es keine signifikanten Lockerungen geben wird, bevor man mehr Wissen hierzu erlangt hat.

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Strand bei Coquimbo

Die zweite und für mich gravierende Massnahme könnte sein, dass alle Staatsgrenzen in Südamerika für mindestens die kommenden 12 Monate für Touristenverkehre geschlossen bleiben. Die Hotelerie sowie alle für den Tourismusbreich relevanten Einrichtungen müssten darauf vorbereitet werden. Es ist die Rede davon, jetzt touristische Einrichtungen dauerhaft zu schliessen und den Flugverkehr, z.B. zwischen Lima und Cusco bis auf Weiteres einzustellen und Flugzeuge dauerhaft stillzulegen.

Aus den Massnahmen, die in der Regel stets für die kommenden 14 Tage gelten sollen, könnte eine dauerhafte Regel entstehen, die nicht mehr zweiwöchentlich überprüft wird. Somit können Kapazitäten in den Behörden frei werden, um sich wichtigen Aufgaben zu widmen.

Aus der Ruinenstadt Machu Picchu müßten dann alle Mitarbeiter dauerhaft abgezogen werden. Das Dorf Aguas Calientes könnte komplett geschlossen werden, dass heisst, auch die Bewohner des Dorfes muessen umgesiedelt werden. Das gesamte Heilige Tal kann  Sperrgebiet werden. Die Stromversorgung für Aguas Calientes kann ebenso unterbrochen werden. So ein möglicher Plan, der meine Planungen aber durchkreuzt!

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Sollte dieser Fall eintreten, so muss ich zurück fliegen. Ich denke dass spätestens Mitte bis Ende Mai hierzu Klarheit besteht.

Weil uns immer mehr Leute im Hostel verlassen, hat Adrian dem Ingenieur aus Calama einen Voluntärsjob angeboten. Er wird dafür in einen anderen Schlafsaal umziehen müssen, weil Voluntäre leider stets nur die preiswerteste Option angeboten bekommen.

Der Schlafsaal, in dem ich wohne, ist der teuerste im Hostel. Eigentlich auch der schönste, weil er ein großes Fenster hat. Er liegt abseits der Gemeinschaftsbereiche des Hostels und ist somit recht ruhig.

In der Woche vom 20. bis 25.04.2020 hatten wir ein gemeinsames Abschiedsessen für unsere Französin aus Toulouse. Sie fuhr am 21.04. per Anhalter nach Santiago zurück, um wieder mit ihrem Freund zusammen zu sein. Eine Woche später schrieb sie mir, dass sie aus unserem Hostel weg wollte. Sie wohnt jetzt wechselweise bei ihrem Freund in Limache, in Santiago oder auch in Valparaiso bei Freunden.

Also nicht alles ist perfekt hier. Offensichtlich fühlen sich hier nicht alle gleich wohl. Es wäre schön, wenn wir bald neue Dauergäste bekommen würden.

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Abschiedsfeier für unsere Französin

Dann hatten wir einen sehr merkwürdigen Gast hier. Der war nur für 2 Nächte da. Am 23.04. während einer Barbecue Party war er total bekifft. Er war komisch drauf. Am 24.04. fragte er mich, ob ich ihm ca. EUR 20 in chilenischen Pesos leihe, weil er kein Geld mehr hatte. Ich informierte Adrian, weil ich sicherstellen wollte, dass niemanden von uns etwas geklaut wird.

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Ausflug in die “Quadraba de Talca”

Daraufhin wollte Adrian, dass dieser Gast sofort bezahlt. Weil er kein Geld hatte, hat Adrian ihn des Hostels verwiesen. … und wir können weiterhin beruhigt hier schlafen!

Wir bilden hier eine Gemeinschaft, die gerne zusammen hält. Jeder muss sich auf jeden verlassen können. Das hier ist kein normales Hostelleben. Wir sind eher freundschaftlich miteinander verbunden.

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Dieses stimmungsvolle altehrwürdige Hotel in Vicuna steht immer noch leer, es darf nicht öffnen!

Ich werde noch mindestens 14 Tage in Chile bleiben. Peru hat den Ausnahmezustand jetzt bis 10. Mai verlängert.

Inzwischen habe ich die “B1” DELE Prüfung bestanden. Leider nur mit 54 von 100 Punkten. Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass ich noch viel zu tun habe.

Ebenso bekomme ich am 27.04. einen neuen Zimmergenossen: Lohengrin, der Chilene vom Strand aus Coquimbo zieht ins Hostel ein. Seine Freundin, die wir beim Ausflug ebenso trafen, hat ihn vor die Tür gesetzt. Er kommt mit einem recht alten Motorrad hierher.

Am 28.04. trampe ich nach Vicuna. Ja, es hat geklappt! Ich kam durch die Sanitätskontrolle problemlos durch.

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Kunst im Elqui Tal

In Vicuna traf ich Mari aus dem El Colobri Hostel. Sie sagte, dass der Bürgermeister 2 Tage nach meiner Abreise Richtung LA Serena, das Hostel zusammen mit 2 Polizisten kontrollierte. Aber alles war ok, ich war ja weg.

Die Umgebung von Vicuna ist an diesem Dienstag traumhaft schön.

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29.04.2020: Ich beschliesse am 07. Mai 2020 nach Iquique zu fliegen. Dort will ich in ein aktuell geöffnetes Backpacker Hostel ziehen. Adrian kennt den Betreiber und hat mich dort angekündigt.

Ich buche mein Ticket mit “Jetsmart” um. Ich muss auch nichts drauf zahlen. Iquique ist 310 km von Arica entfernt. Iquique liegt im “Großen Norden” von Chile und das Klima dort ist deutlich wärmer als in La Serena.

Peru´s Grenzen bleiben mindestens bis 10.05. geschlossen. Gleiches gilt für Argentinien. Beide Länder sind unter normalen Umständen recht leicht von Iquique zu erreichen.

So, ich werde mich weiterhin in Geduld fassen. Wenn meine Weiterreise nach Peru ab dem 24.05. klappen sollte, wäre ich auch zufrieden.

In den folgenden Tagen freunde ich mich mehr mit Lohengrin an. Er schläft auch in meinem Zimmer und bleibt insgesamt für 5 Tage im Hostel, bevor er sich auf seinem Motorrad in Richtung Santiago zu seiner Mutter aufmacht.

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Lohengrin und Francis spielen Gitarre, Lohengrin singt dazu

Lohengrin ist sehr extrovertiert, hat aber auch mit Depressionen zu kämpfen. Was er da zuvor mit seiner Freundin durchgemacht hat, weiss ich nicht. Ich kenne ja nur seine Erzählungen, nicht die, der anderen Seite. Auf jeden Fall hat er Schwierigkeiten, das Gewesene zu verarbeiten. Er weint, als er mir sein Schicksal in einem persönlichen Gespräch erzählt.

Auf der anderen Seite singt er und spielt Gitarre. Er kann sehr gut singen! Wir verbringen mehrere schöne Abende in dem Hostel zusammen.

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Dann zeigt er mir eine total zertrümmerte Gitarre, die seines Opas. Diese sei bereits 60 Jahre alt. Seine Freundin hätte sie zertört, so sagt er!

Mit Lohengrin machte ich auch einen Ausflug zum Cerro Grande, dem Hausberg von La Serena. Die Unterhaltung mit ihm während dieser Tour hat mir viel gebracht.

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Am 02. Mai reiste Lohengrin ab. Er lud mich zu sich und zu seiner Mutter nach Santiago ein. Ich habe ihn eingeladen, mich in Berlin zu besuchen, falls er es jemals schafft, dorthin zu kommen. Bis auf einen Kurzbesuch nach Bolivien, hat der 30 jährige Chile noch nie verlassen. Mal sehen, ob ich mich nochmal aufmache nach Santiago um ihn zu besuchen!

Mit Enrique mache ich ab dem 01.05. meinen DELE “B2” Test. Der ist sehr umfangreich und ich benötige hierfür 3 Unterrichtstage. Pro Tag habe ich ja nur maximal 3 Stunden, meistens aber eher 2 Stunden. Diesen Test bestehe ich mit 61 von 100 Punkten.

Dann wollte ich mit unserer Holländerin einen Ausflug nach Vicuna wagen. ich stellte aber fest, dass das unmöglich ist. Ja, es wird weiterhin kontrolliert und offiziell komme ich als Besucher dort nicht hin.

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Sternwarte Collowara

Stattdessen machen wir einen Ausflug in die Bergbaustadt Andacollo und zur Sternwarte Collowara. Das Wetter im Hinterland in den Bergen war mal wieder traumhaft schön. Wir kamen problemlos dorthin mit dem Bus. Dieses Gebiet war nicht gesperrt.

Anders war das am 03. Mai: ich fuhr mit der Holländerin nach Coquimbo. Wir wollten weiter nach Tongoy, das am Pazifik liegt. Am Busbahnhof sagte man uns, dass dort keine Touristen hindürfen.

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Basilika in Andacollo

Die Holländerin wollte keine illegalen Aktionen machen. Mir hingegen war alles scheiss egal. ich trampte ein Stück an der Autobahn, der PAN Americana Richtung Süden. Danach nahm ich nach längerem Warten einen Bus nach Tongoy.

Und siehe da, es gab keine Kontrolle! Ich hatte in Tongoy 3,5 Stunden Zeit, bevor der Bus um 19:30 h nach Coquimbo zurück fuhr.

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Essen gehen in einem geschlossenen Restaurant in einer für Besucher gesperrten Stadt

Ich ging sogar in ein Restaurant essen. Das erste mal während dieser Südamerika Reise. Natürlich war das verboten. Der kolumbianische Wirt hat aber Gäste reingelassen. Die 2 Schnäpse kamen nicht auf die Rechnung! Sie wurden über Trinkgeld abgerechnet. Und selbstverständlich wurde jeder davon doppelt ausgeschenkt.

An diesem Sonntag wollte ich mich einfach besaufen. Als ich dann noch zum Sonnenuntergang durch den kleinen Badeort ging, gab es auch noch einen Joint. Die Jugend hat Langeweile! Kiffen ist eine Antwort darauf!

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Fischer bei ihrer Arbeit in Tongoy

Diese Corona Krise und die vielen Einschränkungen gehen mir auf den Zeiger. Ein Ende ist nicht in Sicht. Alle Lockerungen, die in Aussicht gestellt werden, werden stets wieder verschoben. Ob demnächst die Grenzen zu Chiles Nachbarstaaten geöffnet werden, steht in den Sternen.

In den letzten Tagen, wo ich in La Serena bin, ist sehr viel los in der Stadt. Die Strassen sind voll und die Leute stehen an den Behörden und den Banken an. Es herrscht Trubel wie in normalen Zeiten.

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und hier sind die Fischer in Coquimbo bei ihrer Arbeit

Dann rückt mein letzter Tag in La Serena an, der 06. Mai. Wieder ein trüber Tag mit viel Nebel. Die Sonne zeigt sich kaum noch. Abends haben wir eine kleine Feier mit Tacos im Hostel. Wir sind zu sechst und feiern hier meinen Abschied. Ich gebe 2 Flaschen Pisco aus. Adrian mixt Pisco Sour.

Diese Party war ganz nett, aber die Abende zusammen mit Lohengrin haben mir noch viel besser gefallen. Schliesslich sind wir immer die gleichen Leute hier!

Am letzten Sonntag, nachdem ich aus Tongoy zurück kam, nervte mich der Chilene aus Calama. Er war ziemlich besoffen und fragte immer wieder, ob ich mit Lohengrin ein Verhältnis habe. Ich hätte ja wohl gezeigt, dass ich in ihn verliebt war. Er wollte unbedingt wissen, ob wir Sex miteinander hatten. Mich nervte diese pauschale Denkweise.

Mit der Holländerin habe ich darüber gesprochen. Sie bestätigte, dass der Typ aus Calama sehr nerven kann, wenn er betrunken ist und Langeweile hat. Sie kann mit ihm auch nicht allzu viel anfangen. Einen Tagesausflug mit ihm zu zweit würde sie nicht machen.

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immer was los, wenn Pelikane und Seelöwen gleichzeitig Futter bekommen

Für mich ist es jetzt Zeit nach 31 Tagen im AJIverde Hostel weiterzuziehen. Auch wenn mir klar ist, dass der Wüsten Badeort Iquique nur eingeschränkt Möglichkeiten bietet, etwas zu unternehmen. Aber ich brauche nach 6 Wochen in der Region von La Serena und dem Elqui Tal einen Tapetenwechsel!

Somit wird mein Abenteuer in Iquique starten.

Die Holländerin hat sich erstmal gegen ein Voluntariat im Iquique Backpacker entschieden. Grund dafür ist, dass das Hostel ein großes Sauf- und Partyhostel ist. Auch der Betreiber des Hostels soll laut Adrian sehr trinkfest sein und gegenüber Drogen sehr aufgeschlossen sein.

Auf nach Iquique ins Backpacker Hostel:

Ich begebe mich mt einem Colectivo Sammeltaxi am Vormittag des 07. Mai 2020 zum Flughafen von La Serena.

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beim Ckeck In in La Serena

Mit mir werden weniger als 40 Fluggäste gegen Mittag in das Flugzeug steigen. Dieses kommt aus Santiago mit vielen weiteren Fluggästen.

Durch die Sanitätskontrolle komme ich vor dem Abflug ohne Probleme. Es können Fluggäste an der Reise gehindert werden.

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neue Billigfluggesellschaft in Chile

90 Minuten später kommen wir in Iquique auf einem großen Militärflughafen an.

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statt Nebel Wüstensonne!

Ein Ticket für ein Sammeltaxi kostet ins 40 km entfernte Iquique 5 Luka (5000 Pesos). Ich bevorzuge zu trampen! Das klappt auch perfekt. Auf dem Flughafen Parkplatz steht ein Uralt VW Bus , Baujahr 1988. Die Besitzerin spreche ich an; Ja sie nimmt mich nach Iquique mit und bringt mich direkt zum Hostel. Sie wohnt um die Ecke der Traveller Unterkunft. Sie ist am Flughafen, um ihren Sohn, der ebenso aus La Serena kommt, abzuholen. Er sass 4 Reihen vor mir im Flugzeug.

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Ich fand die Fahrt im Bulli sehr lustig. Ein tolles altes Hippie Auto und ich bin genauso schnell, wie mit dem Taxi im Hostel.

Dort angekommen, treffe ich einige verrückte Leute. Da war z.B. Tim aus Australien! Mitte 40, total durchgeknallt! Er reist schon viele Jahre. Er sagt, dass er Sprachlehrer ist. Dann erzählt er mir, dass er mit 3 anderen Travellern, die auch im Hostel wohnen, einen einwöchigen Roadtrip im Mietauto von Iquique nach Santiago und zurück unternommen hat. Mit Stolz berichtet er davon, wie verrückt der Trip war: Saufen, Drogen, Sex und alles was dazu gehört.

Der Trip muss so extrem gewesen sein, dass sie jetzt alle vier, eine Woche lang nicht saufen werden. … und siehe da, sie haben sich daran gehalten! Nur in der letzten Nacht, die ich im Hostel verbracht habe, war richtig Party.

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Strandblick vom Balkon des Hostels in Iquique

In diesem Hostel wird schon viel getrunken. … und sehr viel gekifft! Bereits mittags geht das los. Für mich aber nicht! Es gibt Gäste hier, mit denen kann ich mich abends nicht mehr richtig unterhalten. Das betrifft auch insbesondere einige der hier wohnenden Chilenen.

Es hat auch deutlich mehr Männer als Frauen hier. Und der Betreiber des Hostels scheint auch sehr trinkfest zu sein. Adrian warnte mich bereits.

Die Küche des Hostels wirkt oftmals dreckig und chaotisch. Es gibt Gäste, die einfach nicht abspülen. … und geklaut wird auch. So manche Gäste haben abschliesbare Boxen für ihr Essen. Wenn ich mal ein gutes Schneidbrett oder Küchenmesser sehe, so ist dieses privat! Einige Langzeitgäste kaufen sich so etwas. Sie wissen schon warum!

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Grillwurst im Iquique Backpackers

Kaffee und Tee, Speiseöl, Gewürze: Das muss man sich alles selber besorgen! Das Hostel in La Serena hat mir viel besser gefallen!

Die Gäste hier sind sehr unterschiedlich. Die Altersspanne beträgt zwischen 22 und 74 Jahren.

Es befinden sich während der Woche, wo ich hier war, ca. 10 bis 12 Traveller im Hostel. Dann auch einige Chilenen. Plus eine gestrandete Studentengruppe von 9 Bolivianern. Diese können einfach nicht nach Hause reisen, weil die Grenze dicht ist. Zu den Bolivianern habe ich kaum Kontakt, die bleiben eher für sich. An Trinkgelagen haben sie kein Interesse.

Abends kommen noch Stundenhotelgäste dazu, die die besseren Zimmer mieten.

Das Leben in diesem Hostel war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, obwohl in dieser Woche, relativ wenig gefeiert wurde. Aber so harte Backpacker, die alle sehr lange unterwegs sind, habe ich auf so einem engen Haufen noch nicht getroffen. Einige sind bereit, die Krise über Monate auszusitzen. Hauptsache es gibt genug zu Trinken und zu Kiffen. Plus den nahegelegenen Strand. Den zu betreten ist verboten. Daran hält sich aber kaum jemand.

Bis auf wenige Ausnahmen, sind alles Alleinreisende! Auch einige eher normale Reisende sind dabei. Z.B. ein 31 jähriger Esotheriker, der aber nicht allzu viel Privates erzählen mag. Er meint zu mir: dass ich zu viele Fragen stelle.

Wir sind hier auf engstem Raum zusammen. Klar, dass es zu Schwierigkeiten unter den Gästen kommen kann. 4 Wochen würde ich es hier nicht aushalten. Planen und Organisieren lehnen viele der Langzeittraveller ab.

Iquique ist zwar ein Badeort, aber wirklich hässlich. Im Vergleich zu La Serena hat es viel Armut hier. Die Häuser und die Innenstadt sind sowas von krass hier. Das ist nichts für mich. Die Reichen wohnen in Hochhäusern mit Panoramablick auf den Pazifik.

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Dann mache ich einen Stadtbusausflug nach Alto Hospicio, welches Luftlinie nur 1 km entfernt von Iquique liegt, dafür 900 Meter höher. Die Fahrt auf der Bergstrasse dorthin ist atemberaubend! Aber was sich hinter dem Berg versteckt ist so etwas von ekelig, da will niemand freiwillig hin. Hier oben leben am Rand der Wüste knapp 90.000 Menschen. Mit das Hässlichste, was ich in Chile gesehen habe. Iquique hat zumindest das Meer und somit einige Attraktionen.

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Humberstone nur für mich alleine!

Ich mache zwei Ausflüge: selbstverständlich illegal! Der erste Ausflug führt mich nach Humberstone. Dort war ich vor 4 Jahren auch schon. Ich krieche unter dem Zaun durch. 2 Stunden halte ich mich in dieser sogenannten Ghosttown auf. Ich treffe hier niemanden an. Es gibt viele Löcher im Zaun. Somit komme ich problemlos wieder raus.

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solche Löcher hat´s viele im Zaun! da passe ich gut durch!

Diese Geisterstadt ist absolut genial. Angeblich gibt es Vidioüberwachung. Aber ob die auch funktioniert? ich glaube wohl eher nicht!

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Der zweite Ausflug führte mich nach Pica. Es gibt auf dem Weg von Iquique nach Pica 2 Sanitäts Kontrollstellen. Nur Einwohner dürfen durch!

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Weltkulturerbe Humberstone

Die erste Kontrollstelle umgehe ich, indem ich durch die Wüste laufe. Ich lasse mich rechtzeitig, ca. 1 km vor der Kontrollstelle aus dem Bus absetzen. Dann gehe ich zu Fuss für ca. 3 km und fahre mit dem nachfolgenden Bus weiter.

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seit vielen Wochen gibt es nur mich als Gast hier!

Was ich aber nicht wusste: Es gibt 5 km vor Pica eine weitere Kontrollstelle! Dort werde ich aus dem Bus geholt!

Ich gehe ein Stück zurück an der Strasse. Dank Google Maps finde ich eine Alternativ Route durch die Wüste und Bauernland. Das nutze ich aus: 90 Minuten später bin ich auf dem Dorfplatz von Pica. Aber so schön und toll, wie mir dieses Ausflugsziel beschrieben wurde, ist es nicht. Gegen 18 h fahre ich mit dem Bus zurück nach Iquique. Wir müssen dreimal aus dem Bus raus, es wird aber nur Fieber gemessen. Keine blöden Fragen!

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Die Kirche in Pica

Alles was schön ist, habe ich in und um La Serena in 6 Wochen besucht. … und hier mache ich das genauso! Egal ob ich da hin darf oder nicht. Dieses Corona Gedöns geht mir mächtig auf den Zeiger.

Bisher war alles in Chile wesentlich lockerer als daheim. Aber jetzt gibt es viele Lockerungen in Deutschland. Weil aber in Chile allmählich alles aus dem Ruder läuft, fangen sie hier jetzt an, alles dicht zu machen. Das betrifft vor allen Dingen die Haupstadt, wo 50 % der Bevölkerung lebt.

Ansonsten ist die Krise nicht so schlimm in Chile. Der Süden hat es jetzt gut im Griff. Im Norden ist Antofagasta und jetzt neu ab 16.05. “Iquique” unter Quarantäne. Der Rest des Nordens ist aktuell ok. “Arica” verlässt die Quarantäne ab 16.05.

Hürden Tramptour Richtung Arica: Im LKW mit “kiffenden” Fahrer

Daher habe ich Iquique am 13.05. verlassen und bin mit Kleinbussen nach Huara gefahren. Dort hat es sehr preiswerte Unterkünfte für Kraftfahrer.

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statt Dreilinden in den 80 ziger Jahren jetzt Trampen in Südamerika

Am 14.05. fuhr ich ausgeschlafen per Anhalter Richtung Arica. Ein LKW Fahrer nahm mich nach ca. 45 Minuten warten mit. Er fragte mich, ob ich etwas dagegen habe, wenn er jetzt einen Joint raucht. Natürlich hatte ich nichts dagegen. Ich finde zwar Kiffen und gleichzeitig so einen grossen Brummi zu steuern nicht gut. Aber ich wollte ja mitgenommen werden.

Gut, die PanAmericana hat hier im “Grossen Norden” von Chile kaum Verkehr. Aber der LKW ist mit vielen Tonnen Obst aus dem Zentralen Tal im “Kleinen Süden” beladen. Der Fahrer sagte mir, dass er bereits 2200 km gefahren ist und nur 4 Stunden Schlaf hatte. Ich fragte ihn, wie das möglich sei, er wird doch bestimmt kontrolliert und er verfügt doch über einen Chip als Fahrtenschreiber. Seine Fahrerkabine wird nicht durch den Arbeitgeber videoüberwacht. Bei anderen LKW´s ist das aber der Fall! Ich sagte ihm, dass man in Deutschland für mehere Jahre seinen Führerschein verlieren kann, wenn man als Berufskraftfahrer kifft. … und dass unsere Polizei sehr gut aufgestellt ist. Erst recht, wenn man 30 Tonnen Fracht auf dem Hänger hat.

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gestrandeter Reiseradler in Cuya

In Chile scheint sehr viel illegal zu laufen. Das betrifft Vieles, was ich in 2 Monaten hier erlebt habe. Die Korruption blüht! Der Fahrer erzählt mir, wie sich die Politiker bereichern und dass das gesamte Land überwiegend 7 Familien gehört.

Er gehört zu denen, die es geschafft haben. Als Brummi Kapitän verdienst Du über dem Durchschnitt. Seine beiden Söhne sind bei der Polizei. Einer macht sogar ein angesehenes Studium auf der Polizeiakademie in Santiago.

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Ansonsten soll es sehr vielen Menschen in Chile dreckig gehen. Es ist leider normal, dass manche Familien sich nur 2 x am Tag Essen in minderwertiger Qualität leisten können.

Ich hoffte nur: Hoffentlich raucht der nicht noch einen zweiten Joint! Auch wenn ich an dem ersten gezogen habe!

Der Brummi Fahrer steuert das riesige Gefährt durch atemberaubende Canyons! Es geht 17 km bergab in ein Flusstal, ca. 1000 Meter tiefer gelegen. Bekifft kommt die tolle landschaft gut. Aber lass mal was passieren! Da musst Du 100 % wach sein! Bisher hatte der Fahrer trotz des wenigen Schlafs und des Kiffens seinen recht modernen LKW gut im Griff

Nach 2 Stunden kommen wir an der Sanitäts-Kontrollstelle in “Cuya” an. Dort endet die Reise für mich! Ich darf als Nicht-Einwohner von “Arica” nicht mehr weiter fahren. Ggf. klappt das am 16.05., wenn die Quarantäne aufgehoben wird.

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statt Drogen- jetzt Sanitätskontrolle

Allmählich habe ich die Schnauze voll! Mit dem Reisebus darf ich auch nicht fahren, denn die Busgesellschaften lassen nur noch Arbeiter bzw. Einwohner des Zielorts zu. Bustickets können ohne Vorlage von Behördendokumenten nicht mehr gekauft werden. Das gilt zumindest für Arica.

In Cuya gibt es Unterkünfte, die aber nicht vermietet werden dürfen. Ich treffe insgesamt 5 Peruaner und einen älteren Reiseradler aus Kolumbien an. Letzterer zeltet hier nachts. Tagsüber wäscht er Windschutzscheiben der Autos.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als die 140 km nach Huara zurück zu trampen. Ein Techniker nimmt mich in einem schnellen Firmenwagen mit. Diesmal bleibt der Joint, da wo er hingehört! … und nicht im Auto! Aber schnell fährt er schon! Statt der erlaubten 100 km/h dann 140 km/h. Es gibt hier keine Radarkontrollen. … und während der Krise erst recht keine!

In Huarra angekommen, verhandele ich mit einer Mitarbeiterin der Sanitäts-Kontrollstelle. Sie hielft mir weiter. Ich kann problemlos weiter nach Süden fahren, sogar bis Santiago, falls ich dort hin will.

Sie betont, dass sie von Freitag auf Samstag Nachtschicht bis 9 h morgens hat. Ich soll wieder zu ihr kommen, falls ich nach Arica will.  Wenn die Quarantäne aufgehoben ist und ich glaubhaft belegen kann, dass ich nach Peru gehe, dann sollte es klappen, dass ich bis zum 25.05. mich in Arica aufhalte.

Aber gegen 19:30 h sind praktisch fast alle Zimmer in den 3 Hotels belegt. Ich bekomme im dritten Hotel, welches das teuerste ist, doch noch ein Zimmer.

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ab dem 16.05.2020 ist in Iquique Schluss mit lustig: Quarantäne und Ausgangssperre für 4 Wochen!

Heute ist mein Pech- und Katastrophentag. Hoffentlich wird das bald anders! Ein anderes Land muss her! Eines wo es jetzt aufwärts geht. Also eins, das seine Bevölkerung 2 Monate weggesperrt hat und somit aktuell besser da steht als Chile.

Aber eigentlich ist nur die Haupstadt das grosse Problem! Chile ist ansonsten sehr dünn besiedelt.

Am 15.05. ziehe ich dann in das nur halb so teure Hotel, wo ich bereits eine Nacht war, um. Das billige Hotel kostet EUR 9 pro Nacht, bzw. 8 Luka.

Den Tag verbringe ich mit meinem Laptop. Einen sehr schönen grossen schwarzen Strassenhund wollte ich einfangen. Er wollte aber nicht Gassi gehen.

Heute morgen war ich wieder bei der Sanitätskontrolle bei der selben Mitarbeiterin. Ich habe den Stempel und ein Dokument bekommen, dass ich nach Arica fahren kann. Die Quarantäne wurde jetzt für Arica aufgehoben. Mal sehen, ob ich auch in Cuya durchkommen werde! Nach dem Frühstück trampe ich wieder los.

Sanitätskontrollstelle in Huara, Tarapaca

Ich werde wieder von einem großen LKW mitgenommen. Diesmal ein ganz normaler Fahrer, der mir erzählt, dass er sich nach 40 Jahren Ehe von seiner Frau getrennt hat und alles verloren hat. Er kommt aus Coquimbo.

2 Stunden später kommen wir an der Sanitätskontrollstelle in Cuya an. Es bleibt dabei: Die nördlichste der chilenischen Provinzen bleibt für Nicht-Einwohner von Arica gesperrt. Ich habe keine Chance weiterzureisen.

Ich finde sehr rasch einen LKW, der mich nach Huara mitnimmt.

Im Laufe des Nachmittags kommen wir in Huara an. Ich verhandel mit der dortigen Sanitäts-Kontrollstelle, ob ich nach La Serena reisen darf. Eine Mitarbeiterin telefoniert mit Adrian aus dem AJIverde Hostel. Adrian soll mir eine Bestätigung schicken, dass ich in seinem Hostel die restliche Zeit der Corona Krise aussitze. Ebenso informiert diese Mitarbeiterin die Nationalpolizie PDI, die auch für Immigration und Ausländer zuständig ist. Nach ca. 30 Minuten treffen 2 Beamte der PDI in Huara ein. Sie sind eher in Zivil gekleidet und sehen wesentlich gebildeter aus, im Vergleich zur Carabinero. Aber: Sie interessieren sich für mich überhaupt nicht! Stattdessen kontrollieren sie Passagiere eines Reisebuses.

Ich fahre dann weiter per Anhalter ins 30 km entfernte Pozo Almonte, einer kleinen Provinzstadt mit vielen Geschäften und Unterkünften. An der großen COPEC Tankstelle steige ich aus und will zum Geldautomaten. Der ist aber leer! Schon wieder Pech! Dann trampe ich für die letzten 3 km in die Stadt mit einem anderen Auto. Das Ehepaar des Autos zeigt mir die beiden preiswertesten Unterkünfte des Ortes und fährt mich zur anderen Tankstelle. Der dortige Geldautomat hat Geld! Dann fahren sie mich zurück zu den Billigstherbergen.

Damit ich das hier genau fotografieren kann, dafür hat der Fahrer keine Zeit

Ich übernachte in Pozo Almonte für eine Nacht. Über ein Portal finde ich einen Bus, der am nächsten Tag die ca. 1000 km nach Copiapó in der Provinz Atacama fährt. Ich buche aber bewusst erst am 17. Mai die Busfahrt.

In dieser Wüstenstadt gibt es ein grosses Hotel, dass für Arbeiter preiswertes Essen anbietet. Dort gehe ich insgesamt 3x Essen. Das Essen war wirklich gut und kostete für 3 Gänge gerade mal EUR 5 inklusive Saft. Eine Flasche Wein durfte ich auch zum Abendessen mitbringen und dort verzehren. Dafür gab ich dann ein anständiges Trinkgeld.

Irgendwie klappt jetzt überhaupt nichts mehr! Die Corona Zahlen steigen in Chile rasant an. Nicht mehr Europa, sondern Lateinamerika wird zum Corona Hype! In Brasilien explodieren die Infektionen. Das hätte ich mir vor 2 Monaten nicht erträumen lassen. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich daheim geblieben!

Arbeiterspeisung in Pozo Almonte

Am 17.05.2020 kaufe ich mir das Busticket von Pozo Almonte nach Copiapó. Busfahren ist in Chile extrem preiswert und die Busse sind sehr komfortabel.

Als der Bus abfährt, erfahre ich, dass wir über Iquique fahren. Dort ist doch Quarantäne und Ausgangssperre! Hoffentlich holt die Polizei mich nicht aus dem Bus!

Nach 20 km kommt die Carabinero an der Mautstelle in den Bus und kontrolliert die ca. 10 Fahrgäste.

Zwischen Alto Hospicio und Iquique wird die Autobahn durch die Carabinero blockiert. Jedes Fahrzeug wird kontrolliert. Der Bus dreht mehrere Runden durch die menschenleere Stadt. Praktisch darf keiner mehr auf die Strasse.

Am Busbahnhof steigen ca. 10 Fahrgäste zu. Temperatur wird gemessen, dann geht es weiter. Wir passieren zum Sonnenuntergang das “Iquique Backpacker Hostel”. Niemand ist auf dem Balkon zu sehen. Ob die anderen Gäste auch alle weg sind? Sonst hatten sie stets zum Sonnenuntergang auf dem Balkon ein Saufgelage.

Und so schaut es in Iquique aus:

Am Ende der Stadt wird der Bus nochmal von der Carabinero angehalten. Nur der Busfahrer wird kontrolliert. Dann geht´s auf die Autobahn Richtung Flughafen. Diese endet dort in eine kleine Landstrasse mit atemberaubenden Felslandschaften am Pazifik. Durchatmen! Geschafft!

Fiebermessung auf dem Busbahnhof

Drei Stunden später passieren wir die Sanitätskontrolle der Provinz Antofagasta. Fragen: Keine! Mein Slip der letzten Kontrollstelle in Huara wird anstandslos akzeptiert.

Die meisten Arbeiter im Bus steigen noch vor der Stadt Antofagasta aus dem Bus aus. Diese Stadt der gleichnamigen Provinz steht ebenso wie Iquique unter Quarantäne. Ich schlafe während wir diese Stadt passieren. Mitten in der Nacht erreichen wir die Provinz Atacama. Hier kontrollieren die Sanitäter nur die Temperatur, mehr nicht. Mittlerweile bin ich im riesigen Oberdeck des Buses der einzige Fahrgast. Insgesamt sind nur noch 4 Fahrgäste und 2 Fahrer an Bord.

Geschenk aus China: Für die Rettung der 33 verschütteten Bergmänner

Diese Fahrt nach Copiapó hat für mich ohne Probleme geklappt! Das erste mal, dass irgendetwas funktionierte. Die Mitarbeiter der einzelnen Sanitätskontrollstellen scheinen offensichtlich nicht richtig zu kooperieren. Den Slip, den ich bekommen habe, könnte man leicht fälschen, ebenso den Stempel. Die Mitarbeiter an den Sanitätskontrollen haben keine Laptops! Die Formulare werden von Hand ausgefüllt. Bei uns in Europa würde das anders laufen! Für mich vielleicht gut, dass Südamerika anders tickt.

Mein Verbleib in der Provinz Atacama und in der Stadt Copiapó

In Copiapó angekommen, suche ich erstmal ein Hostel. In einem zum Busbahnhof nahegelegenen Hotel frage ich nach, ob ich das WiFi nutzen darf. Somit finde ich ohne viel Aufwand ein nahegelegenes Hostel, welches aber schlecht bewertet wird. Ich begebe mich mit dem riesigen Gepäck ins “El Valle” Hostel. Das kostet 8 Luka pro Nacht. Hier wird Frühstück für 2 Luka, Mittag- und Abendessen für je 3 Luka angeboten. Ich bekomme einen 4 rer Schlafsaal mit eigenem Bad und Uralt Glotze für mich alleine. Das Hostel ist sauber und täglich wird geputzt. Es gibt zwei Mitarbeiterinnen, die hier fest arbeiten. Ca. 25 mehrheitlich männliche Gäste wohnen in der recht großen Anlage. Alles Arbeiter! Auch Kolumbianer, die in Chile arbeiten.

Das “El Valle” Hostel ist kein Partyhostel. Drogen habe ich hier nicht gesehen. Wilde Saufgelage auch nicht. Ab 22 h ist es meist sehr ruhig hier, denn viele der Gäste müssen bereits sehr früh zur Arbeit gehen. Backpacker sind selten hier. Copiapó ist keine Touristenstadt. Der Betreiber des Hostels erwähnte, dass er Ende März zwei Italiener hier hatte, die danach aber an einer Rückholaktion ihres Landes teigenommen haben.

Ich bleibe erstmal 5 Nächte hier. In dieser Zeit unternehme ich 2 Ausflüge. Der erste führt mich nach Caldera am Pazifik. Diese Stadt ist für Besucher nicht gesperrt. Ich kann also in dieser Kleinstadt herumlaufen. Auch der Fischereihafen lädt auf einen Besuch ein. Dort gibt es leckeren und frischen Fisch sowie Austern.

Der Fischereihafen von Caldera

Dann besuche ich mehrere Hostels. Übernachten ist in Caldera für Touristen nicht möglich. Aber ich habe den Eindruck, dass mit allen Einschränkungen ein Verbleib in Copiapó definitiv abwechslungsreicher ist. Es gibt ja noch nicht mal einen vernünftigen Supermarkt in Caldera.

Am Himmelfahrtstag mache ich einen Ausflug ins “El Valle” (nicht zu verwechseln mit dem Hostel, wo ich schlafe) und ins Dorf Los Loros. Dort gibt es Unterkünfte, die ich mir ansehe. Zum Übernachten lädt das Mini Dorf aber leider nicht ein.

Zwei Stunden später fahre ich mit dem Bus zur Endstation “Rodeo”.das befindet sich 94 km entfernt von Copiapó. Dort hat es eine kleine Imbissbude für LKW Fahrer, denn weitere 25 km ins Andengebirge hinein, befindet sich eine Mine.

10 Kiltros sollen Fun haben

Auf der Anlage leben auch 10 Hunde, sogenannte Kiltros. Der Besitzer zeigt mir den reissenden Bach. Und sofort sind auch alle 10 Vierbeiner dabei. Ich beschliesse mit ihnen eine Wanderung zu unternehmen. 8 Kiltros kommen gerne mit. Treue Mischlinge, die mir auf Schritt und Tritt folgen. Sie gehen gerne im Bach baden. Was für eine Gaudi! Das macht so richtig viel Freude für mich! Es müssen nicht immer grosse Rassehunde oder ein Mastiff sein! Ein Kiltro hat auch etwas für sich. Jedoch streicheln bzw. anfassen wollte ich die eher verschmutzten Hunde nicht.

Apropos Mastiffs: Hier in Copiapò gibt es im Quartier, wo ich wohne, zwei riesige Fila Brasiliero. Hinter einem Eisengitter bewachen sie ein Einfamilenhaus. Sie sind eher ungepflegt und stinken. Hundekot überall auf dem Grundstück. Kein Auslauf, nur Bewachung! Da haben es die Kiltros von Rodeo viel besser.

Ich beabsichtige ab dem 23.05.2020 einen mehrtägigen Ausflug nach Diego de Almagro zu unternehmen. Mit dem Bus fahre ich durch Wüstenlandschaften, die mit Photovoltaikanlagen zugepflastert sind. Riesige Elektrizitätswerke mitten im Niemandsland.

Angekommen in der Wüstenkleinstadt finde ich schnell die Herberge “Vicky”. Die ist richtig gut! Ich handel den Besitzer auf 10 Luka runter. Ab der dritten Nacht handel ich dann auf 8 Luka weiter runter. Es gibt kaum Gäste! Und für 4 Übernachtungen verdient der Betreiber immerhin ein wenig. Das Zimmer ist ordentlich, hat ein gutes Bad und sehr viele Fernsehprogramme. Auch deutsches Fernsehen “DW” hat´s auf einem guten Flatscreen!

Die Eisenbahn fährt nie wieder!

Am Sonntag mache ich einen Tramper Ausflug nach El Salvador, ca. 60 km entfernt. Zuerst in ein Geisterdorf mit viel Eisenbahngeschichte. Seit der grossen Flut vor 5 Jahren gibt es die Eisenbahn nicht mehr. Die alten Loks und die Anlagen stehen aber noch.

Mit einem 2. Auto gings dann rauf auf den Berg in das Bergbaudorf El Salvador. Berühmt ist der hiesige Fussballclub “Cobresal”! Der spielt in der 1. chilenischen Liga und gewann im Jahr 2015 die chilenische Meisterschaft. Dank eines kleinen Flughafens kann die Mannschaft zu den Auswärtsspielen reisen. Das Stadion fasst 12.000 Zuschauer; der Ort hat gerade einmal 7.000 Einwohner. Das Stadion habe ich mir sehr genau angesehen. Jeder ist hier sehr stolz auf diesen Klub!

Wann wird hier endlich wieder Fussball in einem mit Fans gefüllten Stadion gespielt?

Abends trampte ich dann wieder zurück zum Hostal Vicky. Zum Glück kaufte ich im Supermarkt “Unimarc” in El Salvador ein, denn der Supermarkt in Diego de Almagro hat sonntags zu.

Am Montag trampte ich zu einer der grössten Kupferminen weltweit in Potrerillos. Ein Gastarbeiter aus Kolumbien nahm mich mit. Ich sollte ihn noch öfters treffen. Die Mine ist 70 km entfernt und liegt mitten in der Andenwüste auf ca. 2500 Meter Höhe. Dort ist mächtig viel LKW Verkehr. Und viel Umweltverschmutzung. Beissend ist die Luft! Diese Mine war nach dem Unwetter vor 5 Jahren abgeschnitten. Züge kommen hier nie wieder her.

In Corona Zeiten wird für mich eine Kupfermine zur Attraktion! Wenigstens war die Landschaft schön. Die beiden Reiseradler, die dem LKW am Vortag entgegen radelten, sah ich aber nicht wieder. Wo die wohl hinwollten? Argentinen? Die Grenze ist geschlossen! Nachts wird es hier sehr kalt! Und Du musst hier Zelten! Die Gegend ist unbewohnt.

Bildhauerkunst in Diego de Almagro

Am Dienstag machte ich wieder einen Anhalter Ausflug! Diesmal nach Chanaral. Das liegt am Pazifik. Dort hat es zumindest eine schöne Felsenküste. Abends trampe ich wieder zurück: selbstverständlich mit dem Fahrer aus Kolumbien! “Si senór”! So sagte er immer wieder.

Am Mittwoch, den 27. Mai trampe ich zurück nach Copiapó mit einem sehr schnellen Pick Up! Der Fahrer ist ein Ingeneur aus Villarica bei Pucon. Dort hatte ich Ende März ein Fahrrad gemietet. Er fährt die 150 km in nur 75 Minuten auf der kleinen Landstrasse. Er betreut Photovoltaik Kraftwerke und scheint einen gutbezahlten Job bei einem spanischen Konzern zu haben. Er kennt die Welt und arbeitete mehrere Jahre in den UAE. Beim Abschied schenkt er mir ein ganzes Paket Atemschutzmasken, sowie Desinfektionsgel und viel frisches Obst. Alles Dinge, die ich gut gebrauchen kann.

Seit Ende März geschlossen: Das Heimatmuseum von Copiapó

Ich bin in den vergangenen 4 Tagen insgesamt 550 km per Anhalter gefahren. Meine Spanischkenntnisse helfen mir weiter, mich hier gut zu verständigen und fortzubewegen. Insgesamt bin ich auf diesem Trip mittlerweile deutlich mehr als 1.000 km getrampt. Offiziell ist das, was ich mache in Chile verboten! Aber wen interessiert das schon!

Drei der 10 Hunde können es kaum abwarten! Dann geht´s los! Ich schnappe mir alle 10 Kiltros. Die sind total glücklich auf die Tour. Rasch durch den Bach! Viel Wasser schlabbern! Dann los in den aufgelassenen Weinberg! Auf einmal: Die Hunde bellen und laufen fort! Pferde befinden sich im Weinberg. Jetzt aber dalli! Hinterher! Los schnappt sie! Jagt die Pferde! Die Gaudi kann starten! Die Route ändere ich. Lass uns die Pferde jagen! 10 Kiltros sind sich einig! Alle hinterher!

Nach 20 Minuten entscheide ich: Auf zum Bach! Die Hunde brauchen jetzt unbedingt Wasser! Danach jagen wir die Pferde weiter. So mein Plan. 5 der Hunde kommen mit. Den Rest des Rudels sehe ich nicht mehr. Die Pferde auch nicht. Im Weinberg können die sich gut verstecken.

Am Bach tauchen dann 4 weitere Vierbeiner auf. Also habe ich noch 9 dabei. Nachdem die Strolche gut versorgt sind, suche ich die Pferde! Vergebens! Die Hunde jagen fleissig den Berg rauf. Nach weiteren 30 Minuten gehts wieder zum Bach. Planschen, Spielen, Trinken! Dann nochmal zu der Stelle, wo mir die Hunde davon rannten. Aber: Keine Pferde weit und breit. Oben vom Berg aus wollte ich sie erspähen. Nichts da! Sie sind weg! Scheisse! Keine Fortsetzung der Gaudi!

Ich muss zum Bus! Der fährt um 15:45 h. Auch will ich vorher versuchen, zu trampen und das Fahrgeld zu sparen! 3 Luka!.

Glücklich bringe ich die Hunde zrurück. Was für ein Spaß! So etwas hatte ich in diesen Corona Zeiten lange nicht mehr. Dieser insgesamt 7 stündige Ausflug hat sich gelohnt. Dafür bin ich je Strecke 94 km mit dem Bus gefahren.

Auch nach Caldera fahre ich ein zweites mal mit dem Bus. Dort gibt es leckeren Fisch direkt am Fischereihafen. Den will ich nochmal geniessen! Auch an den riesigen Seelöwen möchte ich mich wieder erfreuen.

Caldera ist eine Schlafstadt! Es gibt einige schöne Restaurants und Bars. An der Tür steht, dass am Wochenende bis 4 h geöffnet ist. Alle sind geschlossen. … und das bereits seit Monaten. Der Badeort würde sicherlich viel bieten! Wenig kommerzialisiert, ein Ort mit Charakter! Mehr als 900 km von Santiago entfernt. Den Reichen und Schönen ist das bestimmt zu weit weg von zuhause!

Wann kehrt normales Leben nach Chile zurück? Jeden Tag überschneiden sich an den Pfingsttagen die Corona Zahlen. Knapp 6000 Neuinfektionen am 31. Mai, der eintausendste Verstorbene wird gemeldet! Die Zahlen gehen einfach nicht zurück. … Und in Santiago brodelt es gewaltig! Wann kommt ein Bürgerkrieg? Auch mit Hilfe von Drohnen wird Santiago unter Kontrolle gehalten. In Sao Paulo knallt´s! In den USA erst recht! Es gibt reichlich Leute, die Lust und Bock auf eine Schlacht mit der Obrigkeit haben. In den Medien wird zunehmend über Selbstjustiz berichtet.

Hier im Hostel ist alles noch normal. Die Leute haben Arbeit! Ansonsten wären sie aber auch nicht hier.

Die Wasserwirtschaft in Chile ist total privatisiert

An einem der Pfingsttage ruft mich Enrique der Spanischlehrer aus La Serena an. Er fragt, wann ich wieder zurückkomme. Er freut sich riesig, wenn ich wieder Unterricht nehme. Warum: Das brauche ich mich nicht fragen.

Ja, es ist richtig! Ich will in den kommenden Tagen wieder zurück ins AJIverde Hostel.

Ich verfolge jeden Tag die Entwicklung von Corona in Lateinamerika. Ecuador scheint, Stand Ende Mai 2020, fürs Erste das Schlimmste hinter sich zu haben. Ab 01. Juni dürfen Touristen über die beiden internationalen Flughäfen des Landes wieder einreisen. Flüge werden ab 03.06.2020 erwartet. Die Flughäfen wurden auf Gesundheitschecks aller Passagiere vorbereitet.

Wachtturm des Untersuchungsgefängnisses von Copiapó

Das Hostel in Copiapó bietet ein schnelles Wlan an. Ich kann hier gut an meinem Blog weiter arbeiten, mit Freunden per What´s App telefonieren und Surfen. Das klappte im Vicky Hostel nur sehr eingeschränkt. … und jeden Abend gibt es auf dem spanischsprachigen “DW” Noticias aus Berlin! Also bleide ich auch 2 Nächte länger hier.

Juni 2020

Wenn´s klappt, ist das eine Option für mich. Dort ist es auch viel wärmer als in Chile. Der Ausnahmezustand soll in Ecuador am 15. Juni enden! So der Plan!!!

Supermarkt statt Restaurant (Essen) und Klub (Trinken)!

Am 02.06.2020 will ich mit dem Bus nach Vallenar fahren. Jedoch ist das Pullman Busterminal durch einen Sanitätskontrollpunktabgeriegelt worden. Sprich: Man kann nicht mehr so ohne Weiteres ein Busticket kaufen.

Ich fahre daher mit einem Bus eines anderen Betreibers nach Vallenar, aber drei Stunden später. Der Bus ist erstmal sogar billiger und er startet von einem Taxiplatz aus. Und ohne Santitätskontrolle! Die Corona Massnahmen werden in Chile immer strenger.

In Vallenar finde ich schnell eine recht preiswerte Unterkunft im Hostal “Vina del Mar”. Ein von einem sehr christlich geprägten Besitzer betriebenes Hostel. Aber das Frühstück ist hier qualitativ viel besser als in Copiapó. Ich beschliesse ein paar Tage hier zu bleiben.

Von Vallenar mache ich auch zwei Ausflüge. Einer davon führt mich nach Alto del Carmen und El Transito, beide gelegen in einem fruchtbaren Tal mit Weinanbau.

Ich wurde vorher im Hostel gewarnt, dass dort nur Einwohner hin dürfen. Kurz vor Alto del Carmen gab es eine Sanitätskontrolle. Jeder im Bus zeigte seine Residenzbescheinigung vor. Ich wurde dennoch durchgelassen. Was für ein Glück!

Somit fuhr ich weiter nach El Transito. Eine wunderschöne Landschaft gab es hier. Ähnlich wie das Valle de Elqui. In El Transito konnte ich eine Pisco Destillerie besichtigen. Eine von drei Töchtern des Betreibers zeigte mir alles und lies mich reichlich sehr hochwertigen Pisco probieren. Ich kaufte auch 2 Flaschen Wein hier. Die Tochter sagte mir, dass seit dem 28. Februar kein Tourist mehr hier war. Nur so jemand wie ich schafft es, durch die Sanitätskontrolle zu kommen. Wir unterhielten uns mehr als eine Stunde. Zeit hat man reichlich in diesen Corona Zeiten.

Ein weiterer Ausflug führte mich nach Huasco an den Pazifik. Dort fahren reichlich viele Busse hin. Nach El Transito nur ein bis zwei Busse am Tag. Huasco ist ganz nett. Ich habe in einem Fischrestaurant einen leckeren Fischtopf gegessen. Das ist nach wie vor illegal, denn kein Restaurant darf in Chile Gäste bewirten.

Am 06. Juni fuhr ich zurück nach La Serena. Morgens kaufte ich mein Busticket im Pullman Terminal. Und siehe da: In Vallenar hat es keine Sanitätskontrolle! Im Laufe des Vormittags buchte ich Online ein Flugticket von Santiago über Panama City nach Quito für den 03. Juli. Das Ticket wurde direkt auf der Webseite der Airline in der günstigen “S” Buchungsklasse angeboten. Eigentlich war mir es vom Bauchgefühl heraus zu früh, das zu buchen, aber der Preis lockte mich schon. Über ein Portal wäre es noch günstiger gewesen, aber in Corona Zeiten will ich auf Nummer sicher gehen.

Schliesslich gibt es zwei unsichere Komponenten am 06. Juni: erstens das Ende des Ausnahmezustands in Panama, welches für den 21.06. geplant ist. Gleiches gilt für Ecuador. Dort gilt das Datum 15.06.

Aber ich wollte einen Termin für mich haben: Es soll weitergehen! Mit einem Abreisedatum fühlt es sich für mich besser an, wieder in La Serena zu sein!

Einige Tage später stellte sich für mich heraus, dass es wohl richtig war, dass ich gebucht habe. Jetzt ist der Flug ausgebucht! Und der Flugpreis wurde immer teurer.

Nachmittags fuhr ich mit dem Bus die 200 km von Vallenar nach La Serena. 90 km vor La Serena mussten wir durch eine strenge Sanitätskontrollstelle. Ich sagte der Krankenschwester, dass ich ein Flugticket ab Santiago habe. Ebenso zeigte ich den Brief vom AJIverde Hostel, datiert 16.05. vor. Ich durfte ohne Probleme passieren. Es dauerte aber 45 Minuten bis alle Fahrgäste kontrolliert waren. Und einige hatten Schwierigkeiten! Dennoch wurde niemand zurückgewiesen.

In Deutschland würde sicherlich eine solche Kontrolle ganz anders durchgeführt werden. In einem provisorischen beheizbaren Zelt mit Bundespolizeibeamten. Und es gäbe offizielle Dokumente mit hinterlegten Vorgangsnummern, die die Bundespolizei Online nachvollziehen kann. Krankenschwestern dürften niemals Entscheidungen treffen, sondern nur beraten.

Daher liebe ich Chile! Hier kann man machen, was man will! Es lebe die Anarchie Südamerikas! Regeln wie in Deutschland, das will keiner hier. Gerne hätte man hier unseren Reichtum, aber nicht die Regeln und Abläufe!

Abends komme ich in La Serena an. Es ist bereits dunkel. Willkommen im AJIverde Hostel! Auf ein Neues!!

2. Anlauf im AJIverde Hostel in La Serena

Adrian heisst mich am 06. Juni willkommen in seinem Hostel. Ich ziehe wieder in das Zimmer ein, in dem ich bereits 31 Nächte gewohnt habe. Ich bin wieder alleine in diesem kleinen Schlafsaal.

Manuell aus Schwäbisch Hall

Ein Teil der Gäste aus der Zeit vor dem 07.05.2020 wohnt noch hier. Da ist die Holländerin, unser Dauerkiffer aus Kalifornien, der Ingenieur aus Calama. Aber auch ein paar neue Gäste: eine Voluntärin aus Kanada, ein junger Schwabe aus Schwäbisch Hall, ebenso ein Voluntär. Des Weiteren ein junger Strassenmusiker aus Santiago plus weitere Gäste.

Erik aus Santiago , ein Strassenmusiker

Abends essen wir gemeinsam mit einigen Gästen. Ich freue mich, wieder hier zu sein. Aber noch lieber würde ich weiterreisen wollen.

Am Sonntag gehen wir mit einigen Leuten aus dem Hostel gemeinsam zur Feria, einem großen Wochenmarkt in der Nähe des Hostels. Diesen kenne ich gut aus meiner ersten Zeit hier.

Abends grillen wir! Es gibt wieder viel Grillfleisch. Aber auch reichlich zu trinken und natürlich auch zu rauchen. … ich bin im AJIverde wieder angekommen! Im Laufe des Abends werde ich immer depressiver. Die letzten Wochen haben es mir angetan. Ich weine, ich schreie! Es geht nicht mehr weiter für mich! Irgendie alles Scheisse! Nicht das, was ich mir erhofft habe am 14.03., dem Tag meiner Abreise. Stattdessen wird alles immer furchtbarer. Klar: Ich konnte mich nur hier so fallen lassen, weil ich einen grossen Teil der anderen Leute kannte. Es ist die Nacht, wo alles raus muss! Ich kann nicht mehr! Zurück nach Berlin? Ist möglich! Ja, es gibt einen Air France Flug am 16. Juni von Santiago! Der erste seit Anfang April. Ich entscheide mich dagegen. Unsere Holländerin wird hingegen diesen Flug nehmen. Ich bleibe doch hier und schaue auf mein 2. Abenteuer in Ecuador.

Montags habe ich wieder Spanisch Unterricht mit Enrique. Ich bin total fertig. Die Nacht hat mir zugesetzt. Ich habe allerdings auch sehr viel getrunken und gekifft.

Mit Enrique zusammen geht es wenigstens wieder ein Stück aufwärts für mich. Ich geniesse die 2 Stunden des Unterrichts mit ihm.

Am späten Nachmittag fahre ich nach Coquimbo, um Lohengrin in seinem neuen Zuhause zu besuchen. Wir haben uns seit Anfang Mai nicht gesehen. Ja ich weiss, dass er depressiv ist und große Probleme hat. Darauf bin ich gefasst und eingestellt. Ich plane nur 3 Stunden zu bleiben. Die Wohngegend, wo er wohnt, ist sehr einfach, eigentlich eine Favela am Berghang. Ich nehme kein Handy und keinen Geldbeutel mit. Nur 10 Luka plus Fahrgeld für den Bus.

Bei ihm angekommen, treffe ich auch Paulina, seine Ex-Freundin. Ja, die beiden wollen wieder zusammen sein. Paulina geht kurz nach meinem Eintreffen zu sich nach Hause. Ich kaufe noch zusammen mit Lohengrin fürs Abendessen ein.

Dann zeigt mir Lohengrin erstmal sein neues Reich. Im Wohnzimmer richt es nach Marihuana. Das Haus ist zweitstöckig und liegt direkt am Berghang mit Panorablick auf die Bucht von Coquimbo und La Serena. Unglaublich schön. Die Gegend ist für mich gewöhnungsbedürftig. Das Haus ist ein recht neues Holzhaus auf 2 Etagen. Aber sehr improvisiert. Wohnen möchte ich hier nicht, trotz des Ausblicks!

Hier lebt Lohengrin

Später entscheide ich mich, doch hier zu übernachten. Es gibt im oberen Stockwerk viele Zimmer. Und auch Bettdecken zum Schlafen. Jedes Zimmer hat ein Bett. Nachts wird es jetzt zum Winteranfang sehr kalt.

Lohengrin und ich bereiten das Burgeressen vor. Die Küche ist ziemlich verdreckt. Ich spüle und Lohengrin bereitet die Burger zu.

Wir unterhalten uns angeregt. Lohengrin zeigt mir zwei Videos aus den Tagen vor ca. 1 bis 2 Wochen in Santiago. Er wohnte dort bei seinem Vater. Der Vater soll während zweier voneinander unabhängigen Depressionsanfällen seitens Lohengrin gegenüber ihm gewalttätig geworden sein. Die Bilder sind für mich schockierend. Lohengrin hat massive Probleme und braucht dringendst Hilfe. Der Vater geht mit einem großen Hammer auf seinen Sohn los. Er hat keine Ahnung, was die Krankheit seines Sohns bedeutet. Lohengrin hat wie am Spiess geheult. Eine reale Szene! Erinnert mich an die Psyhiatrie.

Ich fragte Lohengrin, warum er nicht bei seiner Mutter wohnt. Sie hat Corona und muss dadurch in ihrer Wohnung isoliert sein. Nur noch Katastrophennachrichten durch und durch! Lohengrin schickte mir ein Video aus der Zeit, wo er bei seiner Mutter Anfang Mai 2020 war.

Leider wurde Lohengrin im Laufe diesen Abends immer depressiver. Gegen 21 h telefonierte er mit Paulina. Danach versuchte er sich zusammenzureissen! Er wollte stark sein und nicht wieder weinen. Er versuchte sich zu beschäftigen. Selten habe ich eine Situation von Depressionen so hautnah erlebt.

Ich erzählte ihm, was mit mir einen Abend zuvor im Hostel los war. Er meinte, es sei sehr gut, dass ich emotionell werden kann und Dinge herauslassen kann. Das würde für mich sprechen.

Gegen 23 h hat sich Lohengrin wieder einigermassen in den Griff bekommen. Wir machen noch ein kleines gemeinsames Lagerfeuer. Er spielt Gitarre und singt. Danach gehe ich schlafen.

Am 11.06. fahre ich nach dem Spanisch-Unterricht mittags wieder nach Coquimbo. Ich treffe Lohengrin zusammen mit Paulina. Lohengrin geht frischen Fisch einkaufen. Ich gehe mit Paulina zum Supermarkt. Paulina erzählt mir Einiges. Sie sagt, dass auch sie Therapie benötigt. Lohengrin hat heute seine erste Online Therapie mit einem ihm bekannten Psychologen. Am Freitag soll er seine erste Sprechstunde mit einem Psychiater haben (Online).

Paulina ist mir gegenüber sehr aufgeschlossen. Wir verbringen den Rest des Tages und Abends zusammen. Ich übernachte wieder dort. Diesmal geht es Lohengrin gut. Keine Anzeichen von Depression. Wir hören Musik. Lohengrin singt und spielt auf seiner Gitarre und einem Kontrabass. Wir machen Videoaufnahmen. Seine erste Therapiestunde besteht Lohengrin super. Er sagte, dass er sehr viel geredet hat.

In Chile muss man solche Dienstleistungen bezahlen. Das Gesundheitssystem kommt nicht für Depressionen auf. Somit muss er die Therapiestunden von dem was er hat, aufbringen. Zumindest unterstützt seine Mutter ihn dabei.

Am heutigen Freitag fahre ich zufrieden mit dem Bus zurück nach La Serena. Wir haben ja nach wie vor nachts Ausgangssperre. Deswegen habe ich ja auch bei Lohengrin übernachtet.

Zumindest bringt mir eine solche Freundschaft mehr im Vergleich zu so manchen oberflächlichen Hostelgesprächen. Mit der Holländerin habe ich ein etwas persönlicheres Verhältnis, dank Corona und den vielen Wochen hier im Hostel. Aber so etwas muss ich erstmal aufbauen. Und dann gehören zwei dazu! Weil ich so lange hier bin, ist es möglich, mit bestimmten zu mir passenden Leuten ein persönliches Verhältnis aufzubauen. Mit Adrian ist es recht nett, aber das ist eine Geschäftsbeziehung und Adrian versucht sich neutral zu verhalten. Er führt dieses Hostel seit 12 Jahren und hat Vieles erlebt.

Das Wochenende startet! Wir hier in La Serena dürfen uns freuen, dass wir nicht in Quarantäne müssen, noch nicht. Menschen in anderen Städten haben dieses Glück nicht. Mein geliebtes Valparaiso bleibt nicht verschont. Ebenso der Wüstenweiler Pozo Almonte, wo ich ja auch vor einigen Wochen war. Beide hat´s getroffen! Ab ins Gefängnis daheim!

Also, ich bleibe eine weitere Woche im AJIverde Hostel und mache kommende Woche weiter mit Enrique Spanisch-Unterricht.

Abends treffen wir uns im Hostel mit einer kleinen Gruppe und bereiten Nachos mit Dips zu. Auch Manuell aus Schwäbisch Hall ist dabei. Wir haben ja einen Plan, am 13.06. illegal nach Vicuna zu gehen und dort zu wandern und zu filmen.

Aber Manuell ist noch nicht richtig entschlossen, ob er den Ausflug mit mir machen will. Er ist erst 26 Jahre alt. Ich erinnere mich, dass ich in seinem Alter niemals Interesse daran hatte, mit einem alten Daddy, der ich ja nunmal bin, meine Freizeit zu verbringen. Was sagst mir das: Corona verändert sehr viel.

Noch kann sich Manuell nicht entscheiden. Es geht stets hin und her: Ja / Nein / Ja! Er will sich lieber mit einem Tinder Girl treffen, aber das geht total hin und her. Absolut unsicher, ob sie will oder nicht! Dann stehen Arbeiten im Raum für ein Projekt “No Puede Bailar”, wo er Gründungsmitglied ist.

Manuell und ich auf unserem verbotenen Trip nach Vicuna

Am Samstag Morgen ist es soweit! Ich dachte stets, dass er absagen wird! Schliesslich werden wir ca. 10 Stunden miteinander verbringen. Passt das wirklich bei dem riesigen Altersunterschied? Ich kenne solche Situatinen vom Hörensagen. Meistens wurde daraus nichts!

Aber falsch gedacht! Es klappt und wir starten die Tour. Manuell ist gut vorbereitet und bringt einen großen Rucksack voll mit Video-Equippment mit. Bestens ausgerüstet für sein neues grosses Projekt als Digital-Nomade. Ja, er ist dabei eine Digitalagentur aufzubauen. Er wird in seiner Rolle als Digital-Nomade viele Jahre unterwegs sein zu wollen, eintauchen.

Wir nehmen um 9:30 h den Bus auf der Landstrasse ins Elquital bis km 27. Dort befindet sich eine Kreuzung, wo wir eine illegale verbotene Nebenroute nehmen. Die Sanitätsgrenze befindet sich bei km 29. Wir sind breits in der Provinz Vicuna. Vor ca. 6 Wochen erklärte mir ein Beamter der Gemeinde Vicuna, dass ich dort nicht hin darf. Er hat mich damals, als ich nach der Kontrolle weglief, wieder mit seinem SUV eingefangen.

Wir übersteigen zu Fuss zwei durch Betonklötze errichtete Strassenblokaden. Manuell macht dokumentierte Filmaufnahmen hierzu. Unterwegs treffen wir mindestens ein Dutzend Mountainbiker, die das Gleiche tun. Scheiss auf Corona, scheiss auf Gesetze und Regeln. Ich habe grosse Lust, diese zu brechen. “Legal, Illegal, Scheissegal” brülle ich in die Kamera! Meine Lieblingsband “SLIME” aus Hamburg grüsse ich aus Chile.

Unterwegs erkläre ich Manuell, wie die Sanitätsgrenze funktioniert und zeige sie ihm vom Berghang aus. Die Dorfbevölkerung start uns an, aber keiner von denen ruft die Polizei. Die haben genauso wie wir, die Schnauze voll.

Bei km 33 kehren wir auf die Hauptstrasse zurück. Wir fahren per Anhalter weiter. Nach ca. 45 Minuten warten, werden wir mitgenommen. Von einem Behördenmitarbeiter! Der hätte wissen müssen, dass wir nicht nach Vicuna dürfen. Er ruft nicht die Polizei! Er setzt uns in Vicuna beim UNIMARC Supermarkt ab.

Manuell steuert seine Drohne

Wir schauen uns den Ort an, gehen HOTDOGS essen und fahren mit einem Colectivo Taxi weiter nach Diaguitas, einem Wein- und Brauereidorf.

Auch Adrian, der Hostelbesitzer, findet meine illegalen Touren nicht gut. Das hat aber einen anderen Grund: Er will nicht, dass die Polizei in sein Hostel kommt. Denn er hat auch Dreck am stecken! Er klaut den fürs Hostel benötigten Strom, hinterzieht Steuern, nimmt ausländische Touristen auf.

Manuell und ich machen uns auf die 2. Wanderung am heutigen Tag. Wir bestaunen die vielen esoterischen Wandmalereien. Dann zeige ich ihm den Hare Krishna Tempel. Er lässt seine Drohne steigen. Wir wandern weiter. Das Wetter ist sensationell. Die Landschaft wie immer grandios. Auch Manuell geniesst das sehr.

Dann kommt ein Mountainbiker entgegen. Ja, den kenne ich: Es ist Gino! Wir trafen uns zuletzt Anfang April (mehrmals). Er erinnerte noch meinen Namen. Er fragte, wie es mir geht? Ich musste erstmal sehr tief Luft holen. Ich wollte nicht wieder weinen! Ich fasste mich wieder schnell und erzählte ihm meine Story der letzten Monate.

Wiedersehen mit Gino

Wir hatten uns viel zu erzählen. Gino wird am 22. Juni wieder zurück zu seiner Frau und Familie nach Italien gehen. Ja es gibt einen Direktflug von Santiago nach Madrid! Die Zeit und Wahrheit holt uns ein! In Italien herrschten schlimmste Verhältnisse zu dem Zeitpunkt, wo ich Gino kennenlernte. Jetzt tobt das Virus hier! Aber zumindest nicht so schlimm wie seinerzeit in Italien!

Jetzt, wo einige wenige Flüge nach Europa wieder angeboten werden, so werden aber immer mehr Backpacker uns hier verlassen. Sprich: In nächster Zeit werden noch weniger Touristen in Südamerika sein.

Samstag Abend: Grillparty im Elqui Vale

Manuell und ich wandern weiter. Wir passieren einige private Grillparties. Auch einen 15. Mädchengeburtstag. Das ist in Lateinamerika ein großes Familienfest.

In der Nähe einer Grillparty lässt er seine Drohne nochmals steigen. Wir besuchen kurz das Grillfest. Manuell ist ein Frauenschwarm und er flirtet viel. Auch hier!

Gegen 18:45 h kommen wir wieder am Busbahnhof in Vicuna an und nehmen ein Linientaxi nach La Serena. Alles in allem ein sensationeller Tag für uns beide! Mal Corona für einen Tag vergessen! So wie die Menschen in den Dörfern, die heute richtig in ihren Gärten feiern.

Während der einstündigen Taxifahrt reden Manuell und ich ununterbrochen. Auf deutsch! Dem Taxifahrer scheint das egal zu sein. Aber er müsste wissen, dass Deutsche nicht nach Vicuna dürfen. Ich glaube nicht, dass Ausländer dort in den letzten Monaten waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Ausländer, der dort nicht permanent wohnt, diese Schleichwege und Nebenrouten kennt. Wir passieren die Sanitäts-Kontrollstelle in der Gegenrichtung, die stets unkontrolliert bleibt.

Corona Tour ins Elqui Vale nach Vicuna “Legal, illegal, scheissegal” (Slime Song). Gastbeitrag von Manuell aus Schwäbisch Hall. Protagonisten: Manuell und ich!

Manuell und ich sprechen darüber, einen weiteren Ausflug in der nächsten Zeit zu machen. Aber den dann zu einem legalen Ziel.

Heute ist der 14. Juni. Ein ganz besonderer Tag. Die Holländerin feiert ihren Abschied. Sie fährt heute mit dem Nachtbus nach Santiago und fliegt übermorgen nach Hause.

Unsere Holländerin und Anna aus Kanada (rechts)

Zunächst gehen am Morgen Erik, Nico, die Holländerin und ich auf die Feria. Erik erzählt mir, dass er mal ein Jahr in dem Hare Krishna Tempel gelebt hat. Er berichtete darüber, wie streng das Leben im Tempel ist. Es gibt Regeln, die jeder Bewohner einhalten muss. Aber auch Skandale durch die Gurus. Insbesondere ein deutscher Guru hatte genügend Dreck am stecken. Erik betont, dass es mit dem Tempel abwärts geht. Ich jedenfalls lehne eine solche Sekte für mich strikt ab!

Cabanas im Hare Krishna Tempel

In der Woche ab dem 15.06.2020 nehme ich wieder regelmäßig meinen Spanisch- Unterricht zusammen mit Enrique, den ich sehr geniesse. Wir arbeiten werktäglich stets 2 Stunden zusammen. Das macht mir viel Spass. Ich denke, dass ich grosse Fortschritte mache. Der Hauptgrund, warum ich im AJIverde Hostel bin, ist der Unterricht! Das beinhaltet das Sinnvollste, was ich in diesen schwierigen Zeiten Unternehmen kann. Enrique ist ein super Dozent. Obwohl er so jung ist, verstehen wir uns blendend.

Mein Spanisch-Unterricht

Traurig finde ich, dass seine Mutter jetzt auch arbeitslos ist. Sie hat für eine wohlhabende Familie als Haushälterin gearbeitet. Sie wurde arbeitslos, weil die Familie keine Ansteckungsgefahr imHause eingehen will.

Auch Enrique wird nach meiner Abreise keine Arbeit mehr haben.

Ich, Adrian und Enrique

Am 16.06.2020 bin ich zu Kaffee und Kuchen bei Katja und Jens eingeladen. Wir unterhalten uns mit stets vielen Unterbrechungen. Trotz der wenigen Gäste im Hostel, haben sie viel Arbeit. Die Mitarbeiter unterbrechen uns oft mit Fragen. Aber da sind auch zwei Handwerker: Die zimmern gerade zwei große Hundehütten. Ja, Katja undJens lieben Hunde! Sie haben 5 Kiltros und helfen Strassenhunden.

Stolz zeigen sie mir Photos über das Grundstück, auf dem sie das Hostel aufgebaut haben. Am 24.12.2001 unterschrieben sie den Kaufvertrag für das Grundstück, wo heute das “EL PUNTO” Hostel steht. Sie kamen mit nur 100.000 D Mark seinerzeit nach Chile. Beide sind Pädagogen.

Ich habe mich selbstverständlich für die Einladung bedankt.

Einen Tag später besuche ich Lohengrin und Paulina. Lohengrin hat sich zwei Kiltros von einer Freundin aus Caleta San Pedro zugelegt. Mit einem “Uber” brachte er sie über 15 km Strecke zu sich nach Hause. Ja in Chile liebt man Hunde. Insbesondere Kiltros, die auf der Strasse leben, werden stets gefüttert und Wasser bereit gestellt.

Der Winter hält jetzt Einzug

Der Abend bei den beiden war leider etwas dröge. Lohengrin war müde und schlief ein. Paulina hatte noch eine Telco mit Berufskollegen abend gegen 21 h. Zumindest war Lohengrin in einem stabilen Zustand.

Für das Abendessen habe ich bezahlt, denn Lohengrin hatb für diesen Monat praktisch kein Geld mehr. Das liegt aber daran, dass er wegen seinem Einzug in dieses Haus hohe Kosten für Anschaffungen hatte. Die fallen halt bei jedem Umzug an.

Für mich ist das ok! Die beiden haben mir ja auch etwas gegeben, was Freundschaft betrifft.

Das sollte mein letztes Treffen mit den beiden werden. Ich habe Lohengrin nach Berlin eingeladen. Ob er jemals nach Europa reisen wird?? Ich glaube eher Nein!

Dann eines morgens am 19.06.2020: Mein Flug nach Ecuador ist gestrichen! Ich finde die Nachricht auf der Webeite der Airline. Eine Email hierzu erhalte ich Tage später.

Es reicht! Ich muss sofort weg aus Chile! Die Quarantäne Massnahme sollen durch den neuen Gesundheitsminister deutlich verschärft werden. Weitere Städte werden demnächst in Quarantäne gehen. Santiago ist am 24.06. bereits40 Tage unter Verschluss. Es sollen hohe Haftstrafen für Zuwiederhandlungen eingeführt werden.

Also mache ich mich am Nachmittag nach dem Unterricht auf ins Internet!

Mein Ausweg führt über die USA nach Ecuador. Ich recherchiere, ob ich überhaupt in die USA einreisen darf. Ja, ab Chile darf ich das! Angeblich ohne Quarantäne.

Zunächst beantrage ich bei Copa Airlines die Rückerstattung des Flugpreises. Dauer der Rückerstattung: bis zu 6 Monate! Prima! Hoffentlich sind die nicht vorher pleite! Ich habe aber, glaube ich, eine Versicherung durch meine Kreditkarte, mit der ich das Ticket bezahlt habe. Die haben mir vor vielen Jahren bereits einen Flugpreis einer mexikanischen Pleiteairline erstattet.

Abends buche ich die beiden Flüge, nachdem ich alles verglichen habe. Ich fliege jetzt am 26.06. nachts nach Miami und am 03.07. vom Nachbarflughafen Fort Lauderdale nach Guayaquil in die tropische Sonne. Mal sehen, ob das wirklich funktioniert.

Ich schreibe meine Freunde in den USA an, ob wir uns in Florida treffen können. Bekomme sofort von einem Freund aus Los Angeles die Absage. Er muss arbeiten und hat eine Projekt Dateline für Mitte Juli. Des Weiteren stelle ich eine extreme Ansteckungsgefahr dar. Wer im bereits fortgeschrittenen Alter (Risikogruppe) will sch mit mir treffen, der aus dem Land kommt, wo es die weltweit meisten Infizierten pro Kopf der Bevölkerung gibt.

Ja das ist Chile: Am 14.03.2020 gab es 68 Infizierte, jetzt am 24.06.2020 bereits 251.000 bei nur 19 Millionen Einwohnern. Da will mein Freund aus L.A. absolut kein Risiko eingehen. Keiner kann verstehen, warum die USA vor solchen Einreisen wie meiner, nicht den Riegel vorschieben. Ich bin mir heute, 2 Tage vor dieser geplanten Reise nicht sicher, ob das wirklich funktioniert.

Die USA sperren den Schengen Raum aus, ebenso Brasilien und China, aber das am heftigsten infizierte Land weltweit nicht. Die Welt wird immer verrückter.

Ein Glück dass wir nicht Saufen!

An diesem Freitag Abend gibt es wieder ein Barbecue mit viel Fleisch im Hostel. Wir feiern den Abschied von Anna. Sie geht in ein Workaway Projekt nach Vicuna. Dort wo man nur mit Arbeitsvertrag oder als Einwohner hinkommt.

Ich, Anna und Christian am letzten Abend vor Annas Weiterreise in ein anderes Workaway

Natürlich wird dieser Abend, wie immer, zum Besäufnis. Es gibt wieder viel zu kiffen! Heute kreisen die Joints , zumindest für mich, ihre letzten Runden. Ich will ja in ca. 9 Tagen in die USA einreisen. Mit Drogen Abstrichen an Flughäfen habe ich so meine Erfahrung. Am Flughafen Tegel musste ich das des Öfteren vor vielen Jahren über mich ergehen lassen. Ein THC Abstrich, der positiv getestet wird, führt laut einer “National Geography” Dokumentation an einem kanadischen Flughafen unweigerlich zur Zurückweisung. Das brauche ich nicht! Daher gibt es ab jetzt keine weitere Rauchware für mich.

wieder in Andacollo!

Am 20.06.2020 machen Manuell und ich einen weiteren Ausflug. Dieser führt uns nach Andacollo und zur Sternwarte “Collowara”. Wir wollen dort nach Einbruch der Dunkelheit Sterne beobachten. Ich war bereits 2 mal dort.

Mit dem Sammeltaxi fahren wir mittags in La Serena los. In Andacollo treffen wir auf die ersten Schwierigkeiten, was die Suche für eine Bleibe zum Übernachten betrifft. Wir finden zwar eine, die ist aber mit 30 Luka für uns beide reichlich teuer. Wir suchen weiter. Alle Hostels und auch das hiesige Hotel sind geschlossen. Am Wochenende arbeiten die Minenarbeiter nicht, dann darf auch keine Herberge öffnen.

Ich bin genervt! Darauf hat Manuell keinen Bock! Er bleibt total entspannt! Schliesslich gehen wir in die teure Herberge. Danach müssen wir noch einkaufen, denn das Hostel hat nichts zu Essen!

Etwas spät fahren wir mit einem Taxi zur Sternwarte, damit wir noch den Sonnenuntergang mitbekommen.

Manuell fährt seine Technik hoch. Mehrere Kameras plus die Drohne lässt er aufsteigen. Ein Sixpack haben wir selbstverständlich dabei! Zu Knabbern ebenso! Das Abendrot zum Sonnenuntergang und später der wahnsinns Sternenhimmel, ja das geniessen wir.

Die Gespräche mit dem 26 jährigen Manuell geniesse ich! Sie erinnern mich an meine Jugend. Er denkt auch stets “An das Eine”, genauso wie ich in meiner Jugend. Wir werden auf dieser Tour mehrfach gefragt, ob Vater und Sohn reisen. Lustig ist das für mich allemal. Wann unternehme ich etwas mit jemand, der nicht einmal halb so alt ist wie ich!

Am Sonntag Mittag trampen wir einen Teil der Strecke zurück. Sonntags ist die Mine dicht, dann braucht es keine Busse.

Es nähern sich meine letzten beiden Tage im AJIverde Hostel. Und ebenso mein Spanisch Unterricht mit Enrique.

Manuell könnte vom Alter her betrachtet mein Sohn sein

Anna ist bereits weg. Nur noch der Ingenieur aus Calama, Waldo aus Iquique (jetzt mein Zimmerkollege) und unser Sunnyboy aus Kalifornien sind noch hier. Mit dem Sunnyboy kann ich leider nicht mehr viel anfangen. Den gesamten Tag Trinken und Kiffen, das legt deutlich zu. Da hoffe ich, meine Grenzen zu kennen!

Am Dienstag den 24.06.2020 habe ich noch meine Abschiedszeremonie mit Enrique. Adrian dreht ein Video. Wir schiessen Photos! Dann heisst es Abschied nehmen.

Insgesamt 7 Wochen verbrachte ich in meinen 2 Etappen in diesem eigentichen Partyhostel (EIGENTLICH). Jetzt verlasse ich die Marijuana Schwaden, die mich und Enrique bereits morgens zum Unterricht umschlungen haben. Aber Enrique ist hart im nehmen! Er hat vor längerer Zeit mal in diesem Hostel gearbeitet und weiss was dort abgeht! Ich habe ihn insgesamt drei mal auf einen Hostelevent eingeladen. Er hat stets abgelehnt!

Auf dem Weg in die USA und nach Ecuador – auf gehts und hoffentlich raus aus dem Chaos!

Im Nieselregen begebe ich mich mit einem Kleinbus ins 90 km entfernte Ovalle. Dort will ich 2 Nächte wohnen. Zunächst finde ich eine preiswerte Unterkunft. Aber ohne Internet. Nein: Ich bin Digital Nomade! Nicht für mich. In einem etwas besseren Arbeiterhostel komme ich für 17 Luka/Nacht unter. Dafür gibt es ein recht gutes Frühstück.

Am 25.06.2020 mach ich einen Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Chanaral Alto und nach Monte Patria. Diese beiden Orte liegen in fruchtbaren Tälern. Sie sind nur wenig touristisch. Somit gibt es keine Beschränkungen in bezug wer dort hin darf. Die Landschaft mit Oliven- und Weinanbau erinnert an Andalusien. Im Vergleich zum Elqui Vale hält sich mein Erlebnis in Grenzen.

Ich fragte die Besitzerin des Hostels, ob ich mit der jungen Boxer Hündin spazieren gehen darf, analog zu meinen Rottweiler Spaziergängen letzten Winter auf Sri Lanka, Sie lehnte aber ab!

Heute am 25.06.2020 fuhr ich von Ovalle weiter nach Santiago de Chile. Heute genau vor 3 Monaten war ich das letzte mal hier.

Am Busbahnhof angekommen, suchte mich ein Mitarbeiter der Busgesellschaft auf. Ich hatte bereits mein Ticket und sollte der einzige Fahrgast für diesen Bus um 9:20 h sein, der nach Santiago will. Grund war, dass der Bus 4 Stunden aus verspäteter Ankunft hatte. Er buchte mich auf den bereits abfahrbereiten Bus, der hier wartete. Ich finde diesen Service absolut super! Im Bus befinden sich nur sehr wenige Fahrgäste. Wenn es so weitergeht, wird wohl kaum noch eine Busgesellschaft überleben! Es wäre sinnvollerr, den Betrieb mit Collectivo Taxen durchzuführen.

Die wunderschöne chilenische Landschaft ist winterlich geworden. Es ist draussen recht kalt. Die hohen Berge der Anden sind schneebedeckt. Weiter in Richtung Süden nimmt der Schnee auf den hohen Bergen deutlich zu.

Sanitätskontrolle in der 6 Provinz an der Autobahn Nummer 5

Auf den Autobahnen, die Santiago umgeben, herrscht recht viel LKW Verkehr. 7 Millionen Menschen müssen versorgt werden. Die Santitätskontrolle findet im Busbahnhof von Santiago statt. Sie ist absolut lasch und wird von Krankenschwestern durchgeführt. Die schauen sich die Legitimationsdokumente kaum an.

Die Shoppingmall. die zum Hauptbahnhof und zur U-Bahn führt, ist wie ausgestorben. Alle Läden sind geschlossen. Der Bahnhof ist menschenleer und der Hauptzugang verschlossen. Ich fahre mit der U-Bahn eine Station zum Hostel. Selbstverständlich schwarz! Das interessiert hier keinen mehr!

Soldaten kontrollieren Passanten in Alameda, Santiago. Das Hotel im Hintergrund ist geschlossen!

Die Stadt ist beängstigend! Überall Soldaten mit Maschinenpistolen. Sie sind extrem jung und kontrollieren Passanten. Ohne Grund darf niemand auf die Strasse. Das ist die Vorstufe zum Krieg! Ich fotografiere die Aktivitäten der Soldaten, um sie in diesem Blog zu veröffentlichen. Wir sind nicht in Ägypten! Noch gilt kein Kriegsrecht hier. Ich glaube nicht, das die Soldaten irgendeine Ausbildung haben, was z.B. Spionage betrifft. Das nutze ich mit meiner Lebenserfahrung und allen sonstigen Erfahrungen, die ich habe, definitiv aus!

Ich habe während meines Aufenthalts in Indien versucht, sicherheitsrelevante Zusammenhänge und Situationen zu fotografieren und zu dokumentieren. Im Gegensatz zu Chile, sind die dortigen privaten Sicherheitsdienste, Soldaten, Polizei und Nachrichtendienste bestens geschult und vorbereitet. Dieses Wissen fehlt hier bei der Basis auf der Strasse total. Das ist die Chance für den Mob von unten! In Chile gibt es keinen Terrorismus, welches mir ggf. erklärt, dass die Obrigkeit nicht auf alles gefasst ist.

Das Mestizo Hostel befindet sich in einer abgesperrten und gesicherten Wohnanlage. Es wird aktuell illegal betrieben. Weil mein Bus eine Stunde vor meiner geplanten Ankunft hier war, hat der Gastgeber “Jean” noch nicht auf mich gewartet.

Ich klopfe mit meinen Fingerringen laut gegen das Gitter. Nach 15 Minuten bemerkt mich Jean. Inzwischen haben aber andere Bewohner der Wohnanlage die Polizei informiert, dass ein Ausländer mit Rucksack in die Anlage will.

Eine Stunde nachdem ich das Hostel betreten habe, kommen Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung vorbei und informierten Jean, dass er keinen Beherbungsbetrieb führen darf. In Santiago sind Hotelbetriebe verboten. Es darf niemand in die Stadt kommen! Im Übrigen handelt es sich um den ersten Behördenbesuch, den Jean über sich ergehen lassen muss. Die Mitarbeiterinen sehen mich, sprechen mich aber nicht an. Weil ich am Freitag einen Flug habe, befinde ich mich legal in der Stadt und somit habe ich auch das Recht hier zu übernachten. Und weil ich morgen einen PCR Test in einem Gesundheitszentrum durchführe, sehe ich es nicht ein, im Flughafenhotel zu übernachten!

Ich kann dennoch bleiben, aber Jean muss morgen in der Bezirksverwaltung für den Stadtbezirk “Estación Central” vorsprechen.

Ich ging später wieder auf die Strasse, um den Flughafenbus zu suchen und im Supermarkt Lebensmittel zu kaufen. Im Hostel darf ich kochen!

Ich bin wirklich froh, wenn ich hier morgen hier weg bin. Auch Jean hat keine Arbeit mehr! Er betreibt das Hostel, das seiner Mutter gehört, hat aber kaum noch Gäste.

U-Bahnstation “Universidad de Santiago” im morgebdlichen Berufsverkehr

Am 26.06.2020 begebe ich mich nach dem Frühstück zum Gesundheitszentrum UC Christus ins moderne Zentrum von Santiago. Ich nehme die U-Bahn zur Station Moneda. Kaufen muss man keinen Fahrschein. Ich denke, dass sehr viele hier schwarz fahren. Im Bus fährt fast jeder schwarz. Kontrollen gibt es keine! Die U-Bahnstation ist im morgendlichen Berufsverkehr praktisch leer. Die Bahnen fahren alle 3 Minuten. Man will, dass sie leer bleiben. Sie sind sehr sauber! Keiner soll sich infizieren. Graffiti und Sachschäden gibt es keine. Die U-Bahn von Santiago gilt als die Beste auf dem gesamten Kontinent.

Auch die Busse fahren sehr oft. Meistens befinden sich nicht mehr als 5 bis 10 Fahrgäste in den Bussen. Man darf hinten einssteigen und muss nichts vorzeigen. Die Fahrkartenentweder wurden offensichtlich entfernt. Ich denke, dass die Stadt das Schwazfahren duldet!

Gegen den ambulanten Handel wird nicht vorgegangen!

Im Gesundheitszentrum, dass sehr modern und gepflegt erscheint, gebe ich den PCR Test ab. Das kostet ca. 28 Euro. Ich habe bereits meinen Ergebnisaccount aufgerufen. Das funktioniert! Testergebnis folgt!

Danach gehe ich noch zu einer Wecheselstube in der Avenida Agostinas, um US Dollar zu holen. Ich begebe mich direkt dorthin. Meinen Termin für das Gesundheitszentrum habe ich auf dem Handy. Denn wenn die Carabineros mich stoppen, muss ich mich legitimieren. Wenn ich das nicht kann, dann dürfen die mich verhaften.

In der Fussgängerzone und am Ausgang der U-Bahnstation “Universidad de Chile” befinden sich viele Carabineros und kontrollieren Passanten. Gerne kontrollieren sie junge Leute und Farbige.

Hauptbahnhof von Santiago und die winterlichen Berge im Hintergrund

Auf der Haupstrasse Avenida Libertador Bernado O´Higgins stehen gepanzerte Fahrzeuge, Gefangenen-Transporter und mehrere Wasserwerfer bereit. Einige der Wasserwerfer sind schon sehr in die Jahre gekommen. Moderne Wasserwerfer, die in Österreich gebaut werden, sehe ich nicht. Die sind denen wohl auch zu teuer! Mannschaftswagen haben stets viele Beulen von zahlreichen Steinwürfen.

Ich begebe mich zeitnah zurück ins Hostel. Kontrolliert werde ich nicht. Für mich ist dieser Behördengang in die Stadt das extremste was ich je gesehen habe. Das erinnert an Krieg!

Das rote Haus rechts ist das Mestizo Hostel

Im Hostel checke ich dann für den heutigen Flug ein. Ich glaube weiterhin nicht, dass ich in die USA einreisen darf. Ich will aber reisen, mir bleibt nichts anderes übrig. Denn sonst muss ich kommenden Montag nach Madrid und nach Hause fliegen. Ich prüfe ob meine Visumkategorie von der Einreiseerlaubnis in die USA ausgeschlossen ist. Am 22.06.2020 hat Donald Trump ein Dekret erlassen, welche Visa Typen nicht mehr für die Einreise zugelassen sind. Dabei handelt es sich um Erntehelfer-Visa. Mein Visa Typ ist nicht dabei.

Der Staat Florida soll angeblich ein Alkohol-Verkaufsverbot erlassen haben. Die Corona Infektionen explodieren aktuell in Florida.

Selbst wenn ich in die USA darf, so kann der Staat Florida den Flughafen sperren und Flugreisende daran hindern, in den Staat einzureisen. Ich hoffe dass es dazu nicht kommen wird. So extrem, wie das jetzt hier in Chile ist, wird es wohl im sogenannten Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht sein.

Jean erwähnte, dass die chilenische Regierung jetzt überlegt, den Flughafen von Santiago und alle Busterminals zu schliessen. Man ist also dabei zu überlegen, das was die Nachbarländer seit März bereits durchführen, hier jetzt auch einzurichten.

In Kürze mache ich mich auf dem Weg zum Flughafen. Ich glaube nicht, dass Florida so extrem ist wie hier. Ein Alkohol-Verkaufsverbot hatte es auch in Panama gegeben. Und Ecuador ist auf dem Weg der Normalisierung. In La Serena war es ja auch nicht so extrem wie hier in Santiago.

Am Abend des 26. Juni 2020 begebe ich mich zum TUR BUS Terminal um gegen 19 h den Bus zum Flughafen zu nehmen. Ich sollte der einzige Fluggast, der in diesen Bus einsteigt, sein. Die anderen Fahrgäste sind Arbeiter!

Gleich nach 10 Minuten Fahrtdauer müssen alle Fahrgäste an der U-Bahnstation Pajaritos aus dem Bus raus. Überall Soldaten mit Maschinenpistolen. Carabineros sind auch zugegen. Dann wieder die lästigen Befragungen durch Mitarbeiter des “MINSAL”, zu deutsch “Gesundheitsministeriums”.

Ich erinnere mich an ein Lied der Punkband HASS “alleine genügt nicht mehr”: Euren scheiss Bullenstaat den könnt ihr gern behalten, ihr seid ne neue Nazisaat, schlimmer als die Alten”!

Ich lasse die Kontrolle über mich ergehen. Zeige brav mein Flugticket und bestehe darauf, anschliessend wieder in den Bus einzusteigen. Dann werde ich zurückgepfiffen: Ich soll mir die Belehrung, die jedem mit auf dem Weg gegeben wird, noch kurz anhören und zustimmen, dass ich diese auch verstanden habe.

Gegen 19:40 h kommt der Bus am Flughafen an. Der ist menschenleer. Einige wenige Fluggäste finden sich bei der Gesellschaft “LATAM” ein. Mit der will ich nach Miami fliegen. Der Check-IN läuft problemlos ab. Keine Fragen, keine weitere Kontrolle.

Die meisten Flüge, die heute noch abgehen, sind humanitäre Flüge, dass z. B. heisst Rückholflüge! Einer wird nach Melbourne gehen, ein weiterer ebenso nach Miami, aber mit Sonderflugnummer.

Ich habe noch drei Stunden Zeit bis zum Abflug. Natürlich würde ich mich wieder gerne in eine VIP-Lounge schmuggeln. Diese sind aber geschlossen. Ebenso wie alle Restaurants und Bars im Flughafen. Alkoholausschank bleibt verboten.

Eine Stunde vor dem Abflug der “LATAM 500”, das ist mein Flug, werden insgesamt 8 Fluggäste aufgerufen, darunter auch ich. Die USA Behörden, denen vorab alle Fluggäste gemeldet wurden, haben eine Sprengstoffdurchsuchung angeordnet. Diese wird in einem gesonderten und für alle anderen Fluggäste nicht einsehbaren Raum durchgeführt. Die Durchsuchung wird mit Hilfe von Sprays durchgeführt. Ähnliche Sprays nutzt der Zoll um Kokain aufzuspüren.

Wegen der Durchsuchung habe ich den Vorteil und darf mit als erster ins Flugzeug steigen.

Der 8 stündige Flug verläuft sehr angenehm! Alle Mittelsitze wurden nicht verkauft! Social Distancing nennt man das! Somit habe ich angenehm viel Platz in diesem ultramodernen Dreamliner.

Jeder Fluggast bekommt ein Formular des USA Gesundheitsministeriums, dass er ausfüllen muss.

Das Essen während des Fluges fällt sehr spartanisch aus. Getränke gibt es nur in geschlossenen Flaschen, meist nur Wasser. Für alle Passagiere gilt ein striktes Alkohol Verzehrverbot, auch für die Business Class.

Morgens früh kommen wir in Miami an. Es gibt kaum weitere Flüge. Die Halle der Einwnderungsbehörde ist ziemlich verwaist. Nur die fast halbleere Maschine meines Fluges bringt Neuankömmlinge.

Die Einreiseprozedur der USA Behörden verläuft so ab, als ob noch niemand etwas von Corona in den USA gehört hat. Bis auf die Passkontrollbeamten gibt es kaum jemanden in den riesgen Hallen, der die Fluggäste kontrolliert. Ich habe keinen einzigen Zollbeamten gesehen. Alle Drogen dieser Welt hätten mitgebracht werden können. Seitens der Gesundheitsbehörde war niemand anwesend. Das ausgefüllte Formular wollte keiner sehen. Desinfektion oder Temperaturmessen Fehlanzeige. Jeder wurde in die USA praktisch ohne Kontrolle reingelassen.

Danach fuhr ich mit dem Bus Nummer 150 nach Miami Beach. Alle Verkehrsmittel in Miami und den angrenzenden Counties sind aktuell kostenfrei nutzbar. Sie sind sehr sauber und gepflegt. … und sie fahren oft. In jedem grossen Stadtbus dürfen nur 18 Fahrgäste Platz nehmen. Ein sehr anständiger Zug der Städte und Gemeinden.

Ich wollte ins Generator Hostel. An der Tür hiess es: “Geschlossen”! Die gleiche Scheisse, die ich in Chile erlebte, geht von vorne los! Prima! Ich entschloss mich ins “Bikini & Beer” Hostel zu fahren. Ich konnte mich ins WLAN des Generator Hostels draussen vor der Tür einloggen. Wenigstens IT Belange funktionieren gut in den USA!

“Lets go wild”! “Bikini & Beer” Hostel, Miami South Beach

Ich fahre mit dem nächsten BUS zum “Bikini & Beer” Hostel.

Telegramm des Bikini & Beer Hostel:
– 3 Polizeieinsätze in 6 Tagen
– 1 Feuerwehreinsatz
– 3 Gäste fliegen aus dem Hostel raus
– ein Paar reist mit Kampfhund, der als Servicehund angegeben wird, an. Der Pittbull wird daher zugelassen, weil das Paar die erforderlichen Dokumente vorweisen kann
– eine ältere psychisch gestörte Frau pöbelt und greift andere weibliche Gäste im Hostel an
– ein Junggesellenabschied mit 10 Teilnehmern findet am Wochenende im Bungalow des Hostels statt. Die Gruppe erwirbt für US Dollar 700 Kokain und lässt Prostituierte antanzen
– Drogenkonsum ist im Hostel verboten, jedoch ist es ein Leichtes Marijuna und Koks zu kaufen
– Das Hostel verfügt über einen sehr guten Türsteher, der mit allen Wassern gewaschen ist und dennoch für jeden vernünftigen Gast einen angenehmen Aufenthalt ermöglicht.

Die Protagonisten im Bikini & Beer Hostel:

Dennis aus Stuttgart: erst 20 Jahre alt, somit darf er hier offiziell kein Bier trinken. Flüchtet am 12.03.2020 mit dem letzten möglichen Flug von Deutschland in die USA
Manuell aus Santiago de Chile
Kevin aus Santiago de Chile. Wenn Du Stoff brauchst, so kann er Dir weiterhelfen. Arbeitet erfolgreich als Animateur.
Alfons aus Leon in Spanien. Reiseradler! War Lange in Bocas Del Torro in Panama während der Pandemie.
George unser Bouncer. Er sorgt dafür, dass ich mich im Hostel wohl fühle. Versuche es erst gar nicht, Dich mit ihm anzulegen!

Für mich brechen für die kommenden 6 Tage wilde Zeiten in diesem Partyhostel an. Hier treffen , sich so einige Backpacker, die zuvor in Kolumbien, Panama, Chile, Mexiko und anderen Ländern waren. Es finden sich aber auch einige Amis ein. Ausser Dennis treffe ich eigentlich keine Backpacker, die bei Uncle Sam Urlaub machen wollen. Die meisten Backpacker, die aus Lateinamerika hier ankommen, zieht es nach San Francisco weiterzureisen. Eine Notlösung für Reisenomaden!

Abends wird stets viel im Hostel gefeiert. Man darf seinen eigenen mitgebrachten Alkohol hier verzehren. Es gibt einen Whirlpool, Billardtisch, Tischtennis.

Die Villa, die vornehmlich für Junggesellenabschiedsfeiern vermietet wird, verfügt über einen eigenen Garten mit gleichen Angeboten. Der Innenbereich der Villa wird nicht Video überwacht. Somit können sich die Feierwütigen in der Villa frei bewegen. Das betrifft insbesondere Drogenkonsum und Orgien. In der Villa können bis zu 16 Männer , vielleicht ja auch Frauen übernachten.

Drei Stock Betten im Schlafsaal

Ich wohne in einem Schlafsaal mit 9 Betten. Der Saal ist an keiner der 6 Nächte, wo ich hier war, voll belegt. Bei mir im Saal waren stets rücksichtsvolle Gäste. Der älteste war 68 Jahre alt.

Im Saal gibt es keine Videoüberwachung. Somit konnten Gäste hier Joints bauen, die wir anschliessend ausserhalb des Hostelareals rauchen. Vorsicht ist geboten, weil immer wieder Polizei die West Avenue befährt und in den Wohngrundstücken stets viel Security zugegen ist. Ein weiteres Problem stellt die Videoüberwachung der Anlagen dar.

Die Junggesellen Villa

Das Hostel befindet sich in einer wohlhabenden Gegend von Miami South Beach. Hier wohnen viele Queers mit ihren Hunden. Zum Strand gelangt man in 15 Minuten. Die Collins Avenue ist auch nicht weit weg. Das Hostel verdient eine Bestnote für seine Lage.

Leider zieht das Hostel auch skurrile Gäste an, wodurch es immer wieder zu Problemen kommt. Hätten wir nicht unseren Bouncer namens George, so könnte die Situation hier sehr unangenehm werden. Die ausländischen Backpacker verhalten sich meistens korrekt.

Hostel Lobby

Dass der gesamte ÖPNV in den Counties “Miami-Dade”, Broward und Palm aktuell kostenfrei genutzt werden darf, erleichtert das Traveller Leben ungemein. Die Verkehrsmittel sind sehr sauber, pünktlich und wirklich gut. Abstandsregeln werden eingehalten. Ein super Angebot.

Zu Beginn meiner Zeit hier treffe ich Dennis, einen jungen Schwaben, der VFB Ultra ist. Wir spazieren an zwei Abenden auf der Collins Avenue. Er buchte , ebenso wie ich, seinen Flug um und flog früher, also bereits am 12. März 2020 nach Kalifornien. Wir haben eines gemeinsam: wir nahmen den letzten möglichen Flug in das jeweilige Land, bevor dicht gemacht wurde.

In der Collins Avenue

Natürlich redeten wir über Fussball. Ein Thema war, bei welchen Spielen wir im Stadion geweint haben, weil unsere jeweilige Mannschaft ein vereinsentscheidendes Spiel verloren hat. Dennis war letztes Jahr mit dem VFB Stuttgart zum Relegationsspiel in die Alte Försterei zu den Schlosserjungs nach Köpenick gereist. Da flossen natürlich Tränen, nachdem der VFB abgestiegen war.

Keiner trägt Maske!

Erschreckend fand ich auf der Collins Avenue, wie ausgelassen gesoffen und gefeiert wurde. Masken hat kaum jemand getragen. In der queeren Palace Bar wurde getanzt. Gerne wäre ich hingegangen, der Eintritt war frei. Aber das Risiko: Nein das wollte ich nicht eingehen. Florida kocht: Immer mehr Infizierte. Traurig aber wahrscheinlich wahr: In einem Monat werden nicht mehr alle leben, die heute Abend hier sind. Und alles erstrahlt im Glanz! Art Deco lässt grüssen. Was für eine wunderbare Welt! Seit 3,5 Monaten habe ich darauf gewartet. Abgesehen von den ernsten Gesichtspunkten, von denen hier heute niemand etwas wissen will!

Dieses ist keine Ausstellung, nein, hier werden Hundeleinen verkauft!

Ich schaue mir am zweiten Tag, wo ich hier bin auch ein weiteres Hostel, das “Freehand” an. Dort treffe ich einen Teilnehmer der Junggesellenrunde der beiden Vorabende im Bikini & Beer. Der Typ hat eine kopierte Dobermannhündin dabei. Von ihm erfuhr ich das mit dem Koksgelage und den 700 Dollar, die die Runde dafür berappt hat.

Funtour in Miami South Beach

Das Freehand Hostel ist komfortabler als das Bikini & Beer und nimmt den gleichen Preis. Dafür bietet es keine Küche, keinen Kühlschrank. Mitgebrachter Alkohol darf nicht öffentlich verzehrt werden. Ebenso gibt es kein Minifrühstück und keinen Abendsnack, welches aber in meinem Hostel geboten wird. Ich will weiterhin die Freiheiten des Bikini & Beer geniessen. Später erfahre ich, dass das Freehand kein Partyhostel ist.

FKK Strand im Haulover Park

An einem Nachmittag fahren wir mit insgesamt 6 Travellern zum FKK Strand im Haulover Park. Wir haben dort viel Spass! Während wir dort waren, rastet Paula, eine Seniorin komplett aus und greift Nela aus Italien an und schlägt sie. Manuell geht dazwischen. Paula ist psychisch auffällig. Zum Glück verlässt sie am kommenden Tag das Hostel. George hätte sie nicht länger dort wohnen lassen.

montags am Strand von Fort Lauderdale

Eines anderen Tages fahre ich mit Manuell aus Santiago nach Fort Lauderdale. Weitere Ausflüge bringen mich nach West Palm Beach und nach Key Biscayne. Jeden Tag gehe ich im Meer baden.

Fort Lauderdale

Auffällig bleibt, dass die meisten Fahrgäste im ÖPNV Arme und Farbige sind. Auch die vielen Obdachlosen fallen auf. Die gesellschaftliche Trennung in den USA ist und bleibt unglaublich.

Villa in Key Biscayne

In Südflorida gibt es einen schier unglaublichen Reichtum. Solche großen Jachten und die dazugehörigen Villen sieht man wohl in einer so großen Anzahl nirgendwo auf der Welt. Miami erinnert mich mittlerweile sehr an Dubai. Die vielen neuen Hochhäuser, das Funerlebnis aus der Retorte. Alles in den letzten 20 Jahren in dieser Größe und Moderne entstanden.

Untersuchungsgefängnisse in den USA befinden sich häufig in den Innenstädten, da wo die Gerichte sind.

Auch Key Biscayne und die Strandinsel von West Palm Beach zeigen alles was es bedeutet “Reich zu sein”! Grenzen des mondänen Geschmacks kennt hier keiner, zumindest der es sich leisten kann, hier eine Immoblilie oder eine Jacht zu besitzen. Die vielen Servants, die den Kolonialherren und Wohlhabenden das Leben versüßen, brauche ich nicht zu fragen. Die kennen noch nicht einmal den Namen einer Strasse, die gerade 200 Meter entfernt liegt.

Downtown Miami

In den Bussen, die ich hierher benutze, hat es in der Regel nur sehr wenige Fahrgäste mit stets schwarzer Hautfarbe. Ich falle im Bus wirklich auf!

Floridas Strände sind sehr gepflegt. Farbige Badegäste sind kaum zu erspähen. Nur die Schönen und Reichen lassen sich blicken. Alles ist perfekt! Es gibt Bademeister, Duschen und den saubersten Sand. Die Bäume, Pflanzen, Parkanlagen und Wege befinden sich in Bestzustand! Bezahlen tun das die Autofahrer, die stolz zur Kasse gebeten werden, wenn sie hier parken. Ich komme stets mit dem Bus. Der und ebenso der Strand sind für mich gratis nutzbar!

Ich freue mich, dass Uncle Sam mir so viel Freiheit schenkt, die ich die letzten Monate vermisst habe! Daher bin ich jeden Tag während meines Aufenthalts in Florida unterwegs. Die Geschäfte und Supermärkte sind ein Erlebnis! Alles wird excellent präsentiert! Das Auge isst überall mit! Allerdings sind die Läden auch gehörig teur! Nur der zu ALDI NORD gehörende Laden von Trader Joe´s ist und bleibt günstig.

gemeinsames Mittagessen

Morgens zum Frühstück, Mittag- und Abendessen treffe ich die anderen Backpacker. Ich bin meistens mit Spanisch sprechenden Gästen zusammen. Tolle Leute treffe ich hier. Vom Saufgelage einiger Proleten Amerikaner halte ich mich fern. … Und an mehreren Tagen unternehmen wir etwas zusammen, z.B. Strand oder Abend Spaziergang auf der Collins Avenue.

Dann treffe ich einen 54 jährigen Künstler aus North Carolina. Er ist auf der Suche nach einer neuen Heimat. Ihm gefällt das warme Wetter Floridas. Er wohnt aus wirtschaftlichen Gründen im Hostel aber auch um Leute zu treffen.

Der Zug, der uns nach Fort Lauderdale bringt

Einmal lädt die durchgeknallte Paula mich mit anderen zum Mittagessen ein. Nela kocht! Ich kaufe auch einige Zutaten ein. Jeder soll seinen Beitrag leisten. Ein gemeinsames Essen zu sechst macht doch Laune!

Ich gehe meistens gegen Mitternacht ins Bett. Das reicht mir dann an Alkohol und Marijuana. Andere machen bis morgens früh bei Billard und Tischtennis. Eines abends sind auch hübsche Frauen da. Die Junggesellenvilla wird an diesem Tag nicht vermietet. Stattdessen ist dort Party und mehr!

Jeder 2. Sitz muss freibleiben! Socual Distancing!

Ich sehe aber auch George, wie er knallhart einen Gast um 23 h aus dem Hostel rauswirft. Der geht wenigstens freiwillig. An zwei anderen Abenden holte George die Polizei, die das dann erledigte.

Am letzten Abend im Hostel sitze ich mit zwei Schwulen zusammen. Einer der beiden ist Backpacker und kommt aus Venezuela. Er war auch mit am FKK-Strand. Der andere ist sein Bekannter, der mir gefallen würde.

In der Junggesellenvilla

Ich unterhalte mich auch mal länger mit einer Frau aus Florida, die den Nacktstrand sehr genossen hat. Wir reden über Sex und Vorlieben.

Das Bikini & Beer Hostel wird mir lange im Gedächtnis bleiben. Ich würde dort jederzeit wieder gerne hingehen. Einfach toll, was ich alles dort erleben durfte.

Ich habe viele interessante Menschen in so kurzer Zeit kennengelernt. Wir reden über Corona. Wir sprechen offen darüber, ob das wirklich ein Virus ist, oder ob Nachrichtendienste das erfunden haben. Sollte das der Fall sein, so sind wir uns einig, dass das die Vorbereitung für den 3. Weltkrieg ist. Solche Thesen finden bei Hostelgästen Zustimmung! Auch in Chile sprachen wir darüber. Manuell aus Schwäbisch Hall denkt ähnlich. .. und andere auch in La Serena, z.B. Lohengrin! Ich weiss nicht, aber mir kommt das alles sehr merkwürdig vor. Einig sind wir uns darüber, dass das Leben zu Weltkriegszeiten in Südamerika ein Besseres sein wird, als in Europa oder den USA.

Mit TRIRAIL kostenfrei zum Airport für Billiflieger

Juli 2020

Am 03. Juli 2020 reise ich weiter nach Guayaquil in Ecuador. Ich fahre mit dem ÖPNV, der ja kostenfrei ist, zum Flughafen nach Fort Lauderdale. Die Region Miami hat genauso wie Berlin 2 Airports, einen für die Billigflieger und den grossen internationalen Flughafen von Miami.

Spirits Airlines hebt vom Billigflieger Flugplatz ab. Somit fahre ich mit Bus und Bahn dort hin. Das dauert mehr als 2 Stunden für ca. 40 km. Dafür ist die Fahrt kostenfrei. Während der Fahrt im Regionalzug läuft ein junger Typ mit weisser Hautfarbe durch den Zug und ruft “Tickets please”! Meine Antwort darauf: “Einsteigen, Schwarzfahren, Geld sparen”! Aber Miami ist wie Luxemburg! Keiner muss bezahlen!

Gepäckregeln bei Spirit Airlines sind deutlich grosszügiger als bei Ryanair. Personal Item bedeutet bereits ein ordentlicher Rucksack

Im Flughafen ist wenig los. Nur wenige Flüge gehen heute ab. Ich bin trotzdem frühzeitig hier. Es ist Corona Zeit und vielleicht gibt es einen Gesundheitscheck! Letzteres Fehlanzeige! Die Amis kennen kein Virus! Trump behauptet ja, die hohen Corona Zahlen in den USA führen darauf zurück, dass mehr getestet wird. In der Woche, wo ich hier war, wurde kein einziges mal Temparatur gemessen.

CheckIn Automaten bei Spirit. Gibt es bei Ryanair nicht!

Im Flughafen ging ich einer meiner Vorlieben wieder nach: Wo ist hier eine Lounge, in der ich kostenfrei Essen und Trinken kann ? Ich suchte die beiden Terminals ab, aber keine Lounge weit und breit in Sicht. Dann sah ich einen Wegweiser: Jet Blue Crew Lounge! Scheisse, das ist die Kantine für die Mitarbeiter von Jet Blue! Der Gang dorthin sah auch schäbig aus. Nicht das, was ich für einen Zugang für VIP´s erwarte. Ich fragte eine uniformierte Mitarbeiterin vom Flughafen, wo hier die Lounge ist. Sie sagte, dass es an diesem Flughafen so etwas nicht gibt. Also keine What´s App Posts an die Schmuggler Community daheim.

Stattdessen nutze ich die Stunden und arbeite an diesem Blog. Der Flughafen in Fort Lauderdale ist ordentlich. Das Erscheinungsbild ist besser als bei Ryanair. Es gibt ausreichend Sitzmöglichkeiten. Die meisten Outlets sind geschlossen. Das Einsteigen ins Flugzeug läuft wie bei normalen Airlines ab. Also anders als bei Ryanair. Jeder hat seine Einsteigezone. Somit kann man Sitzenbleiben und es bilden sich keine lange Schlangen. Schönefeld wird nicht kopiert! Fort Lauderdale ist für die USA der bedeutendste Billigflieger Airport neben Las Vegas und Orlando.

Die Rückenlehnen der Sitze bei Spirit sind ultraschmal, noch extremer als bei Ryanair. Dafür wird das Licht während des gesamten Fluges gedimmt. Die Crew kommt nur einmal mit Getränkeverkauf rum. So wie bei Ryanair geht es nicht ab. Keine Rubbellose, kein Duty Free! Während des 4 stündigen Fluges darf jeder schlafen, niemand stört! Ich sitze am Notausgang und geniesse die Beinfreiheit. Nur Panama ist zu sehen, Kuba liegt in den Wolken. Wir fliegen praktisch nur über das Meer. Das Flugzeug ist halbleer.

Spirit nutzt recht neue Airbus A 321

Wir kommen in Guayaquil überpünktlich an. Weil ich weit vorne sitze, komme ich schnell raus. Mein Sitznachbar will weiter nach Cuenca reisen. Und er will nach der langen Autofahrt dorthin noch einen Joint geniessen!

Im Flughafen wird von jedem Passagier die Temperatur gemessen. Alle Fluggäste werden in große Wartebereiche für abfliegende Passagiere gebracht. Weil täglich hier nur noch ca. 5 bis 7 Flüge starten, hat man die Hallen umfunktioniert.

Ich muss hier ca. 30 Minuten warten. Zuvor wurde ich gefragt, ob ich einen PCR Test gemacht habe.

Während der Wartezeit unterhalte ich mich mit dem jungen Mann. der neben mir im Flugzeug sass.

Spirit nutzt Fluggastbrücken! Laufen bei Regen über das Flugfeld wie bei Ryanair findet eher nicht statt!

Ich sagte ihm, dass ich kein Bock auf Polizeistaat Manieren habe. Er reist oft zwischen Florida und Guayaquil. Er scheint ein Freak zu sein. Er sagte , dass er Medikamente liefert. Medikamente zwischen den USA und den Drogenhochburgen Südamerikas! Ob das stimmt?! Ich erzählte ihm, dass ich vor ca. 8 Jahren mal in Ecuador war. Damals reiste ich über die Landgrenze von Kolumbien ein. Ich hatte 3 Gramm Koks im Gepäck. Die Gepäckkontrolle im Bus fand ca. 100 km landeinwärts an einem Checkpoint statt. Der eingesetzte Schäferhund hat das Koks aber nicht gefunden. Seit diesem Zeitpunkt nehme ich keine Drogen mehr über Landesgrenzen mit. Auch nicht bei anderen Fahrten in Südamerika.

Als ich dann für den Gesundheitscheck dran bin, werde ich von einem Arzt gefragt, ihm das Testergebnis per Email zu senden. Die Befragung läuft hier sehr penibel ab. Sicherheitskräfte sind zugegen, so dass bei Zuwiederhandlungen sofort eingegriffen werden kann.

Das Interview dauert 5 Minuten. Der Arzt will wissen, wo ich wohnen werde. Er will den Email Verkehr mit dem Hostel sehen. Zum Glück habe ich die Telefonnummer des Hostels nicht griffbereit, denn ich will mich nicht überwachen lassen. Ich muss ein Formular wegen 14 tägiger Selbstisolation unterschreiben. Diese wird bei negativem PCR Test (darf nicht älter als 7 Tage sein) nicht überwacht. Internet Foren berichten darüber. Somit kann ich mich im Prinzip frei bewegen.

Einer der größten Busbahnhöfe weltweit: in Guayaqui

Die Tür, die zurück in die Ankunftshalle und zur Passkontrolle führt, wird streng überwacht. Passagiere, die in Quarantäne gehen müssen, werden vorher bereits isoliert.

An der Passkontrolle muss ich das unterschriebene Formular abgeben. Der Passbeamte fragt mich, ob ich schon mal in Ecuador war. Ich sagte ja “Vor 8 Jahren”! Er hatte die Info bereits auf seinem Bildschirm. Selbst in einem armen Land wie Ecuador wird alles überwacht!

Danach bin ich durch alle Kontrollen durch und darf mein Gepäck holen und den Flughafen verlassen. Es ist kurz vor Mitternacht. Mit einem Taxi fahre ich zum “Casa Michael” Hostel, welches nur ca. 2 km vom Flughafen entfernt liegt.

Hostellounge Garten “Casa Michael”

Ich sehe den Flughafen auf Stadtbusfahrten in der kommenden Woche des Öfteren. Meistens steht am Terminal kein einziges Flugzeug. Dass gegen 23 h gleich 2 Flugzeuge aus Fort Lauderdale dort ankommen, gleicht einer Sensation. Ich denke, dass der Flughafen höchstens 500 ankommende Fluggäste pro Tag zählt. Der Airport liegt mitten in der Stadt, noch zentraler als Tegel. Und das Terminal ist neu!

Ich befehle dem Taxifahrer, die Uhr anzuschalten. Die funktioniert natürlich nicht. Er will 10 US Dollar haben. Ich sagte ihm, dass ich nur bereit bin, 5 $ zu bezahlen. Diesen Betrag nannte mir Michael, der Eigentümer des Hostels. Der Fahrer willigte ein.

Ab 23 h gilt in gelockerten Gebieten in Ecuador die Ausgangssperre. In Guayaquil ist die Ampel auf “GELB” geschaltet. Somit dürfen nur am Flughafen, jedoch nicht auf der Strasse Taxen bereit stehen.

Tranquillo: erster Backpacker seit April 2020 im Casa Michael in Guayaquil, Guayas, Ecuador

Nach 5 Minuten Fahrt komme ich im Hostel an. Lucy aus Venezuela erwartet mich! Ich checke ein. Es gibt nur einen weiteren Gast hier, ein Arbeiter und auch kein Ausländer. Im Laufe der nächsten Tage stelle ich fest, dass ich wohl der einzige Ausländer in dieser riesigen Millionenmetropole bin, der in einem Hostel wohnt. Ich trinke noch ein Bier und unterhalte mich mit Lucy, bevor ich schlafen gehe.

Ich entscheide mich, für eine Woche im Hostal “Casa Michael” zu bleiben. Ich vereinbare mit Michael, dem Besitzer des Hostels einen Sonderpreis von US Dollar 10 pro Nacht. Ich wohne in einem Schlafsaal mit 4 Betten, der über ein eigenes Bad und Klimaanlage verfügt.

Lucy aus Venezuela, die hier arbeitet, hat eine Lehrerausbildung. Somit nehme ich bei ihr Spanisch Unterricht für eine Woche. Ich zahle ihr US Dollar 5 pro Stunde. Für die Arbeit im Hostel bekommt sie ca. 3, 5 $ pro Stunde. Somit ist sie mit meinem Angebot zufrieden.

Ich finde den Unterricht, den mir Lucy gibt ok. Aber Enrique fand ich besser! Ich brauche Vergleichsmöglichkeiten! Somit werden die Erfahrungen, die ich mit Jessica demnächst in Montanita teilen werde, sehr aufschlussreich für mich werden.

Lucy aus Venezuela und ich

Am Samstag, den 04. Juli gehe ich auf dem Markt einkaufen. Ich brauche ja Verpflegung!

Erst am Sonntag fahre ich ins Zentrum der Stadt. Das Hostel liegt in einem relativ guten Stadtteil namens Alborada. Die Innenstadt von Guayaquil ist , wenn man sich weiter vom neu gestalteten Malecon entfernt, zum Teil sehr schäbig und abends gefährlich. Es ist somit wichtig, dass ich bereits vor Einbruch der Dunkelheit im Bus sitze und nach Hause fahre.

Markthalle “Sauces 9” in Guayaquil

Nur die ersten drei bis vier Parallelstrassen zum Malecon sind touristisch interessant. Danach wird es sehr gewöhnungsbedürftig. Die schönen Seiten von Guayaquil liegen in den Vororten, da wo die Reichen leben. Villa Kennedy , die roße Mall oder der quirlige Stadtteil Urdesa. Dort kann ich mich aufhalten. In Urdesa hat es viele Restaurants, Clubs (aktuell geschlossen) und viel Grün. Der Bach, der das Viertel durchzieht, stinkt erbärmlich.

Leider bleibt der Malecon, alle Museen und die Naturschutzinsel “Santay” noch bis 22. Juli geschlossen.

Palacio Municipal in Guayaquil

Ich fahre viel mit den Stadtbussen. In der Regel fahre ich zum halben Fahrpreis, weil ich mich als Rentner ausgeben kann. Die Busse sind ordentlich und gepflegt. Statt einer U-Bahn hat es Metrobusse mit eigenen Terminals. Weil ich keine Chipkarte dafür habe, fahre ich mit anderen Fahrgästen mit. Dafür muss ich aber den normalen Fahrpreis zahlen, denn die Karteninhaber wollen kein Geld verlieren. Diese Busse sind meistens sehr schnell. Der Bau der Infrastruktur gilt als günstig.

Die wenigen Sehenswürdigkeiten von Guayaquil habe ich schnell durch! Die Stadt gilt als das wirtschaftliche Zentrum von Ecuador. In der Provinz Guayas leben die meisten Menschen des Landes.

Der Hausberg nahe des Antropologischen Museums gelegen, darf zwar betreten werden, hingegen haben hier alle Restaurants und Bars geschlossen. In Urdesa dürfen zumindest die Restaurants öffnen.

Parque Centenario. Betreten verboten wegen Corona!

Im Hostel hat es wenigstens für eine Nacht einen Arbeiter aus Cuenca als Gast, mit dem ich mich unterhalten kann. Ansonsten herrscht im Hostel für mich gähnende Langeweile.

Ich mache einen Tagesausflug nach Babahoyo in der Nachbarprvinz Los Rios. Hurra, die Busse fahren jetzt wieder! Der Busverkehr wird wieder gestartet nach dem sehr harten Lockdown. Dieser war in Ecuador viel härter als in Chile. Die tägliche Ausgangssperre galt bereits ab 14 h. Autos durften nur einmal pro Woche raus. Radverkehr war verboten.

Las Penas in Guayaquil

Babahoyo ist eher dröge und langweilig. Viel Armut ist sichtbar. Im Gegensatz zu Guayaquil darf der kleine Malecon öffnen. Ich verzehre dort ein Eis in einem Eiscafe. Wann hat es das für mich in Chile jemals gegeben?!

Wann wird sich dieses Riesenrad wieder drehen?

In Guayaquil hat es viel Verkehr, obwohl nur die Hälfte aller Autos fahren dürfen. Es wird wieder gearbeitet. Viele sind jedoch arbeitslos. Die Reichen der Stadt wohnen gerne in “Gated Comunities”, die häufig an der Ringautobahn liegen. Besonders reiche Comunties befinden sich näher am Zentrum der Stadt, z.B. auf einer Insel. Die Arnenviertel sehen heftig aus. Dort werden Corona Abstandsregeln nicht eingehalten.

Antropologisches Museum in Guayaquil

Montanita: Das Goa (Anjuna) am Pazifik!

Auf nach Montanita, dem Surf-, Backpacker- und Hippieparadies par excellence. Hier sagt man zu Recht, dass die Strassen mit “Weissem Gold” gepflastert werden. Und im Dorf inhaliert man die Rauchschwaden des kiffenden Besuchervolks. So zumindest soll es so sein, wenn Touristen hier sind.

Alte VW Busse sieht mal viele in Montanita

Jetzt zu Pandemie Zeiten ist es ruhig, sehr ruhig, depremierend ruhig!

Mit dem Fernbus fahre ich zum Rentner Fahrpreis über Santa Elena, wo ich umsteigen muss, nach Montanita. Das Umsteigen klappt ohne Probleme. Die Busse fahren ständig und werden wegen Abstandsregeln nur zur Hälfte gefüllt.

David aus San Clemente, Kalifornien! Mit ihm treffe ich mich häufig!

In Montanita steige ich mit meinem grossen Rucksack aus. Auf dem Weg zum Esperanto Hostel passiere ich gleich drei Hostel. Alle Leute auf dem Weg schauen mich an, als ob ich von einem fremden Stern komme. Die haben wohl seit Monaten keinen neuen Traveller hier ankommen sehen! Die Hostels auf der Wegstrecke zum “Esperanto” wollen mich natürlich als Gast begrüßen.

Seit Monaten kam hier niemand mehr an. Ich werde gefragt, wie ich das geschafft habe, hier her zu kommen.

Ich komme aus Russland. Ich ziehe jetzt meine kleine Pittbull Hündin auf und verändere mein Leben: weniger Drogen, mehr Verantwortung. Ich lebe seit ca. 6 Monaten in Montanita

Montanita ist ein sehr spezieller Ort! Aktuell hat es vielleicht 150 Ausländer. Die meisten wohnen hier, bzw. befinden sich am Ort bevor der Lockdown startete. … und der war sehr hart. Für drei Monate durfte niemand mehr auf die Strasse, ausser zum Einkaufen. Ab 14 Uhr und das gesamte Wochenende war jeder eingesperrt bei sich zu Hause. Ca. 20 Polizisten überwachten das Dorf und den Strand.

geschlossener Tanztempel einer US Amerikanischen Kette

Die meisten Backpacker und Aussteiger haben sich mit Hilfe von humanitären Flügen verabschiedet. Seit dem es wieder preiswerte Flüge in die USA und nach Madrid gibt, hauen immer mehr ab. Neue Touristen wie ich, kommen nur vereinzelt hier an.

Das häufigste Wort, welches ich hier höre, lautet: “I can help you out” oder “If you need something, I can help you”! Die Strassendealer sind am verhungern, denn es gibt kaum jemanden hier. Alle die hier sind, haben feste Dealer und kaufen nicht von der Strasse.

Montanita wie es am verhungern ist , ohne Touristen

Zu Lockdown Zeiten kaufte kaum noch jemand Drogen. Jeder war froh, wenn er etwas Vernünftiges zu Essen bekam. Alles was mir die Leute, auch David, erzählen, hört sich grausam an. Montanita muss ganz schlimm gewesen sein. Die Polizei installierte ein Denunziantentum, so wie es in Kriegszeiten funktioniert. Jeder hatte Angst mit anderen auf der Strasse zu sprechen.

Da kam ich in La Serena und im Norden von Chile gut weg! Hier in Montanita wäre ich ein Fall für die Psychiatrie geworden. Nur die Härtesten der Harten sind noch hier. Ich würde gerne mehr erfahren, von denen, die weg sind.

Immobilien, Hostels, Restaurants, Vieles steht zum Verkauf an. Einige Besitzer dieser Einrichtungen haben so die Schnauze voll, dass sie hier dauerhaft nicht mehr sein wollen.

VW-Busse vom Typ “T2” hat es Viele hier

Allmählich öffnet sich das Dorf. 4 Buslinien von 5 sind wieder in Betrieb. Teilweise fahren sie reduziert. Ein Teil der Restaurants und Hotels empfängt wieder Gäste. Der Strand soll noch bis 5. August gesperrt bleiben. Soll!!! Fakt ist, er ist zugänglich und viele Surfer geniessen das.

Strand südliche Ausrichtung in Montanita an einem der wenigen Sonnentage im Juli 2020

Am 18. Juli gab es ein Dorffest. Das Zweite seit dem Ende des Lockdowns. Das war toll! ich traf interessante Leute, z.B. ein Lehrer Ehepaar mit kleiner Tochter aus dem Ruhrgebiet. Sie arbeiten für das Auswärtige Amt. Nach dem Fest trafen wir uns noch am Strand in einer Strandbar. Auch andere Leute und Gesichter, die ich kannte, waren dort. Es gab zu Essen und zu Trinken. Gekifft wurde viel! Eine Rastafari Band spielte. Verdiente Bürger, die während der Pandemie hilfreich waren, wurden ausgezeichnet.

Am Strand von Olon

Am 25. Juli findet das Fest wieder statt! Ich gehe hin!

Viele Traveller haben sich hier einen Hund zugelegt. Das hilft nicht nur gegen Einsamkeit, nein die Vierbeiner bringen Freude hier in der Natur.

Die Klubs und das Nachtleben machen Pause, lange Pause! Nach 22 h ist Montanita ausgestorben. Um 23 h gilt Ausgangssperre. Aber nach dem das Dorf sehr harte Zeiten erlebt hat, ist es jetzt entspannt.

Esperanto Hostel in Montanita

In der ersten Woche lebe ich im Esperanto Hostel bei Jorge. Er vermittelt mir Spanisch Unterricht mit Jessica. Aber das Hostel ist einsam. Ich bin für die gesamte Woche der einzige Gast hier.

Spanisch Unterricht mit Jessica

Jessica lerne ich am 13. Juli2020 erst persönlich kennen. Wir starten den Unterricht einen Tag später und nur für 4 Tage. Hintergrund ist, dass sie mit Jorge vom Esperanto zusammenarbeitet. Ich hingegen will aber in das “Hidden House” umziehen, weil dort einfach mehr los ist. Hinzu kommt, dass dieses Hostel den schönsten Garten von Montanita hat und zudem auch noch günstiger, vom Preis her betrachtet, ist. Somit wohne ich nur eine Woche im Esperanto.

Meine Spanisch Lehrerin Jessica

Der Unterricht mit Jessica hat mir viel Spass gebracht. Ich denke, dass gleiche gilt für Jessica. Ich bezahlte pro Tag stets für 2 Stunden. Jessica war aber fast jeden Unterrichtstag ca. 3 Stunden für mich da. Dafür ist sie etwas chaotisch! Sie kommt gerne mal zu spät! Und dann bringt sie selbstgebackene Kekse mit. Kekse, richtige Kekse, sprich keine Cookies! In Montanita weiss man ja nicht immer so richtig, was das sein kann! Sie waren sehr lecker und ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe.

Jessica liebt den zugelaufenen Kater im Esperanto Hostel

Jessica macht wesentlich professionelleren Unterricht im Vergleich zu Lucy aus Guayaquil. Jessica berichtet mir von ihren beiden Indien Urlauben. Ich insperiere sie mit meiner Kuba-Radreise. Wir haben uns gegenseitig viel mitzuteilen.

Ich hatte u.a. eine Hausaufgabe, einen Bericht über meine Einreise vor 8 Jahren nach Ecuador zu schreiben, unter Anwendung vieler Beispiele des spanischen “Indicativo” und “Subjuntivo”! Mein Thema waren das Koks , sprich “Oro Blanco” und wie ich mich dabei fühlte, es von Kolumbien nach Ecuador mitzunehmen. Jessica kannte angeblich den Begriff “Oro Blanco” nicht. Angeblich!!!!

Schlafsaal für mich alleine im Esperanto Hostel

Fakt ist und bleibt: Jessica weiss genau, was in Montanita abgeht! Jessica lebt mit ihren beiden Katzen zusammen. Ich kann mir vorstellen, dass sie vom anderen Ufer ist.

Dass ich hier einen anderen Preis als bei Lucy zahlen muss, versteht sich von selbst. Blöd finde ich, dass Jorge im Schlepptau mit drin hängt. Ich wollte ja mit Jessica alleine arbeiten, ohne Jorge!

Ausflug zu den Walen

Aber gleich nach dem ich im Dorf spazieren ging am ersten Tag, wurde ich vom Betreiber des “Bongo Beach” Hostel angesprochen. Hintergrund bildet ein Gruppenausflug um die vielen Wale und Delfine hier zu sehen. Am 11. Juli 2020 machen wir mit 12 Teilnehmern und 4 Bootsbegleitern den Ausflug mit einem Fischerboot ohne Restungswesten.

Carlos lässt das 600 Meter lange Fischfangnetz raus

Die Tour ist absolut illegal! Und sie ist die erste seit Ende des Lockdowns. Kurioserweise dürfen Restaurants und Hotels öffnen. Fahrräder werden vermietet und der Strand ist offen zugänglich, obwohl niemand an den Strand darf. Sowohl Strandschliessung als auch die nächtliche Ausgangssperre wird nicht strikt überwacht.

Mir hat trotz des schlechten Wetters die Waltour viel Spaß gemacht. Wir bekamen viele von ihnen zu sehen! Und die Delfine zeigten uns alles, was sie drauf haben. Der Riesensprung eines männlichen Jungwals bildete den Höhepunkt der Tour. Um zu fotografieren brauche ich aber eine professionelle Ausrüstung, die ich nicht habe. Wale zu fotografieren ist schwer!

Während der Tour zogen wir gut einen durch! Bei der Klientel die mitkam absolut kein Wunder.

Die erste Woche hatten wir jeden Tag Regen und tiefe Wolken. Das Wetter verbreitete eine sehr depressive Stimmung im Dorf.

Mein Leihrad in Montanita

Ich mietete mir ein Fahrrad für drei Tage und erkundete die Umgebung. Die ist voller Naturschönheiten. Es gibt hier richtige Urwälder mit Affengebrüll. Dann traumhaft schöne Strände. Die Gegend um Montanita herum hat eine ausgeprägte Badestrand Infrastruktur, welches die großen Strandvillen von Olon (4 km entfernt nach Norden) ausdrücken.

Reichenvilla nördlich von Olon und Montanita

Massentourismus trifft man hier eher weniger an, aber Reiche aus Guayaquil haben hier Immobilien. Betonhochburgen gibt es nicht!

Als ich am 14. Juli 2020 das Fahrrad zurück gebe, lerne ich David aus Kalifornien kennen. Wir haben uns zuvor bereits auf der Strasse gesehen. Er ist bereits 65 Jahre alt und ist seit Februar 2020 hier. Er kennt Montanita seit 8 Jahren.

Mit David aus San Clemente, Kalifornien verbringe ich viel Freizeit

David treffe ich jetzt jeden Tag. Wir verabreden uns zu festen Zeiten. Wir lernen uns näher kennen, machen Spaziergänge am Strand von Montanita nach Olon zusammen. Zwei Ausflüge haben wir gemacht: Nach “Los Freiles”, einem Traumstrand im Machallila Nationalpark und zu den Kaskaden in “Dos Mangos”.

Mal sehen, wie es mit David und mir weitergeht! Wir überlegen aktuell gemeinsam ein Stück zu reisen, wenn wir Montanita verlassen.

Ich heisse Dominik und wohne im Hidden House Hostel Garten mit vielen meiner Artgenossen

David kifft leider sehr viel. Das ist ein Nachteil. Betrunken habe ich ihn aber nicht gesehen. Ich muss ihn bremsen, wenn er seine Stories erzählt. Er redet teilweise noch mehr als ich. Aber wir kommen gut miteinander aus. Und die Ausflüge machen zu zweit auch mehr Spass.

Wichtig ist, dass er ehrlich ist und Verabredungen gut einhält. Was Geld betrifft, so gibt es keine Probleme zwischen uns beiden. Er warnt micht vor den Drogendealern hier. Er weiss wer hier betrügt.

Ich mit Sergio, einem Dorfdealer, vor dem mich David warnt!

Meine Wartezeit, um nach Peru reisen zu können, verkürze ich hier in diesem Hippieort. Nicht nur dass ich David hier kennenlerne, aber auch sonst ist es hier offener und lockerer als in La Serena. Freunde hatte ich aber genauso in La Serena. Aber es ist schlichtweg freier hier! Das drücken die Surfer aus, die täglich im Pazifik Sport treiben. Und es hat angenehme Temperaturen. Wenn da nicht die vielen Mücken wären!

Einen entscheidenden Nachteil bietet Montanita: Es hat trotz der Pandemie einfach noch zu viele Gringos hier, denen ich stets begegne. Und die sprechen eher Englisch! Deutsch ist auch dabei! Aber um meine Spanischkenntnisse gut anzuwenden, ist das hier nicht der richtige Ort.

Hidden House Hostel

Im Hostel spreche ich stets Spanisch. Hier hat es nur Südamerikaner!

Am Samstag, den 25. Juli 2020 verabredete ich mich mit David, um auf ein genehmigtes kleines Fest am Strand “El Punto” zu gehen. Wir sollten uns vor der Bäckerei an der Bushaltestelle treffen. Aber David war nicht da. Ich ging zu seiner Unterkunft, dort war er auch nicht. Er sagte mir, dass ich dort nicht hingehen soll.

Kiffen im Nationalpark ist verboten!!

Gegen 18 h war er dort auf seinem Zimmer. Ich rief ihn, aber er machte das Licht aus. Am Sonntag traf ich ihn auf der Strasse. Er war so sauer über mich, weil ich nach ihm gerufen habe, so dass somit die Freundschaft zwischen ihm und mir beendet war. Ich hatte natürlich einen wesentlichen Anteil Schuld, weil ich die Vereinbarung nicht an seiner Unterkunft vorbei zukommen, nicht einhielt.

Ich wollte ja, dass er mit mir nach Santa Marianita mitkommt. Ebenso, dass wir danach weiter nach Cuenca und Banos reisen. Daraus wurde jetzt nichts mehr. Mein Vorteil dadurch: Ich werde wieder mehr Spanisch sprechen und mich nicht so viel mit Gringos abgeben. Ebenso kann ich mein Tempo der Reise und Aktivitäten selbst bestimmen. Nachteil: Ich reise weiterhin alleine.

Bäckerei die Churros anbietet in Olon. Ja es hat wieder Gäste!

David hat Asthma und somit ist er gesundheitlich betrachtet, eingeschränkt. Er war ja auch nur in Montanita und niergend woanders. Die Familie, wo er wohnt, achtet ein wenig auf ihn. Er ist am 22. Juli abends, als er betrunken war, auf der Strasse gestürzt. Die Familie hat ihn daraufhin versorgt und auf sein Zimmer in den 3. Stock gebracht. Ich denke dass er Angst vor Reiseaktivitäten hat. Die Gastgeberfamilie kennt ihn gut.

Ich hätte keine Lust bei dieser Familie zu leben, weil sie sehr religiös ist. David darf im Zimmer nicht kiffen. Die Familie trinkt keinen Alkohol.

Mittagstisch preiswert und gut! Mit den Polizisten zusammen in Ayampe!

David ist politisch sehr rechts eingestellt. Er hasst Schwarze und bezeichnet sie als “Nigger”. Er wählt gerne Donald Trump. Er erzählt viel von Menschen in San Clemente, die aus der Unterschicht kommen. Viele von denen sassen im Gefängnis. David aber wohl nicht, wie er mir sagte. Er sieht auch nicht wie ein Krimineller aus.

Das Hauptproblem, welches ich mit David hatte, war das viele Kiffen. … und seine Einstellung zu Menschen mit anderer Hautfarbe! Auch dass er auf Trump und seine Politik steht. Auch sein ständiger Spruch “Ich schwöre zu Gott” hat mich genervt.

Bananen! Hier in Ayampe!

Aber in Corona Zeiten reisen die Leute, die eher zu mir von ihrer politischen Einstellung passen, ab. Meine Leute respektieren Quarantäne Regeln und fliegen daher nach Hause. Ich bilde da eine Ausnahme! Kein Wunder, dass ich so einige rechts eingestellte Reisende treffe, die bewusst Corona Regeln umgehen. Davon hat es richtig viele in Montanita. Sie laufen ohne Maske rum, sogar im Bus.

Auf dieser Reise traf ich einen Backpacker, der AFD Wähler ist und dazu steht, dass Corona eine Verschwörung ist. Auch unter den Esotherikern treffe ich politisch rechts eingestellte. Im Hostel in Miami vertraten einige der Backpacker die Meinung, dass Corona eine Sache der Geheimdienste ist. Alternativ und links eingestellte Traveller treffe ich wesentlich weniger an, als noch zu Beginn meiner Reise. … und von einigen weiss ich, dass sie wieder daheim sind.

Maurischer Baustil eines Hostels in Olon

Seit dem ich David nicht mehr treffe, kiffe ich viel weniger. Ich stehe dazu, dass ich kein Marijuana kaufe. Wenn ein Joint angeflogen kommt, ist das gut für mich! Ich laufe dem aber nicht hinterher.

Wenn ich David mit meinen Freunden in den USA vergleiche, so passt er überhaupt nicht zu mir. Er ist Arbeiter und erzählt immer das Gleiche. Er erwähnte, dass er vor ca. 25 Jahren eingeladen wurde, einen Juwelierladen mit Waffengewalt zu überfallen. Er lehnte ab. Seine Kumpels überfielen den Laden und wurden später geschnappt. Sie kamen erst vor kurzem frei und sassen mehr als 20 Jahre im Gefängnis. David hat Angst davor, in den Knast zu gehen. Er meint, weil er alt und schwach ist, würde er das nicht überleben. Übrigens verurteilte er nicht die Tat, den Juwelier zu überfallen. Fand ich zumindest merkwürdig!

Grillfische für wenig Geld in Montanita

Aber was machte ich an dem Abend, wo David nicht zur Verabredung kam?

Erst ging ich auf das genehmigte Fest. Dort traf ich Jeff aus Texas. Jeff ist 53 Jahre alt und trägt Irokesen Frisur. So wie ich früher! Wir trinken mehrere Mojitos. Zu kiffen gibt es auch auf dem Fest. Ein Teil der Gäste ist sehr trinkfest.

Jeff mit Irokesenfrisur

Kurz vor 23 h werde ich angesprochen, denn es gibt eine After Party ab 23 h Hotel “EL Punto”. Ich gehe dort hin. Der Weg ist nur 5 Minuten. Aber dafür brauche ich Hilfsmittel! Auf dem Weg zur Party spreche ich 2 Passanten auf der Strasse an, ob sie wissen, wo ich Koks bekommen kann. Sie hatten welches in der Hosentasche. 10 Dollar fertig portioniert im Tütchen! Das ist Montanita! Die Leute sind stolz darauf, dass jede Party sich in ein Drogending wandelt.

Der Eintritt zur Party war frei! Die Party füllte sich. Es galt bereits die Ausgangssperre. Die Party war eine sogenannte “Clandestine” Party, komplett illegal. Keiner der Gäste hielt Corona Regeln ein, sprich keiner trug Mund- und Nasenschutz.

Die anwesenden Dealer verteilten kostenfrei Koks. Recht gute Qualität. Später gab es das nur noch für Geld in sehr kleinen Tütchen. Ich bekam auf der Strasse hingegen ein recht grosses Tütchen. … und ich gehe davon aus, dass die Kaufware nicht die gleiche Qualität hatte, wie die Probierware. Ich wurde nicht zum Kunden der Dealer!

Der Kokainkonsum auf der Party war komplett öffentlich, sprich keiner musste dafür auf die Toilette gehen. Ca. 70 Gäste kamen zur Party. Die Polizei schaute nicht vorbei. Gegen 4 h war Schluss!

Ich ging zu Fuss nach Hause mit einem Umweg über den Strand, denn ich wollte während der Ausgangssperee nicht von der Polizei erwischt werden. Jedes mal, wenn ein Auto oder Motorrad vorbei kam, versteckte ich mich. Denn es war ja nicht nur die nächtliche Ausgangssperre für mich, meine Nase war total verkokst. Dass hätten die Polizisten sehen können. Ich hatte deswegen auch nichts mehr dabei. Aber ich hätte in große Schwierigkeiten kommen können.

Ich kann mir vorstellen, dass in Ecuador Touristen abgeschoben werden, die in Corona Zeiten mit Drogen erwischt werden, bzw. auf solche Parties gehen.

Exkurs nach Chile: La Serena und Coquimbo befinden sich seit dem 30. Juli 2020 in Total Quarantäne. Jetzt ist leider auch dort Schluss mit Lustig! Ich werde meine dortigen Freunde jetzt kontaktieren und fragen wie das Leben für sie dort ist. Ob das AJIVerde Hostel noch offen ist? Adrian wird wohl kaum noch Einnahmen generieren. Auch Copiapo in der Provinz Atacama ist dicht. Es sieht danach aus, dass die Regionen wo ich mich aufhielt, jetzt als Nachzügler in Quarantäne gehen.

Scheiss auf Corona! Wir feiern jetzt!

Zurück zu Clandestine Parties: Vor ca. 2,5 Monaten hat die Polizei in Santiago de Chile eine ähnliche Party entdeckt und aufgelöst. 21 Menschen wurden verhaftet. Das Ganze kam groß in die Medien mit der Ansage: “Die haben nichts, aber auch gar nichts verstanden, was Corona ist”!

Aber ich kann auch nachvollziehen, dass man Menschen für so viele Monate nicht einsperren kann. Da kommt Unmut auf. Deswegen suchten viele wie auch ich den Ausweg, eine solche Party zu besuchen. Für viele die ich traf, war es die erste Party seit Monaten. Ich wollte einfach für mich die Sau rauslassen. Gerade deswegen habe ich so viel in dieser Nacht gekokst. Allerdings suche ich jetzt keine schnelle Wiederholung! Diese eine Nacht reicht erst mal.