
Dieser Radweg ist nur sehr erfahrenen Radfernfahrern empfohlen. Auf der gesamten 250 km langen Strecke sind ca. 4.500 Höhenmeter bergauf zu überbrücken. Tagesabschnitte von 75 km können 1500 Meter Überhöhung beinhalten. 3 bis 4 Radler Tage sind je nach Kondition und Ausdauer einzuplanen.

Ich beschreibe nur die tschechische Variante des Erzgebirgs Magistrals. Die sächsische Variante ist wesentlich schwieriger, weil sie stets bergauf/bergab geht und dabei immer stets große Höhenunterschiede überbrückt. Der Radweg Nummer 23 beinhaltet auch viele bergauf/bergab Strecken, führt aber auch auf Kammwegen, die leichter zu meistern sind.

Ich radelte mit dem Pärchen, mit dem ich im Sommer 2014 den Moldau Radweg radelte. Gestartet sind wir in Decin. Diese Variante gilt als schwieriger im Vergleich dazu, wenn man in Cheb an der Eger startet.

In Decin übernachteten wir in der Pension Marion am Stadtrand in einem Industriegebiet. Vom Busbahnhof starten morgens Linienbusse mir Radanhänger in einen Vorort der Stadt, der bereits auf 420 Meter Höhe liegt. Ebenso gibt es eine weitere grüne Buslinie, die ins 16 km entfernte Sneznik fährt und einen auf 560 Höhenmeter rausläßt.

Danach geht es weiter stark bergauf. Bis Moldava, was unweit von Zinnwald liegt, geht es praktisch immer nur bergauf. Dazwischen auch wieder 150 Meter runter, die dann stets wieder rauf gefahren werden müssen. Die Tour erfordert Kondition! Die Strecke verläuft immer in Grenznähe zu Sachsen, zumal der tschechische Erzgebirgsstreifen sehr schmal ist und dann steil ins Tal des nordböhmischen Braunkohletagebaus und seiner vielen Industriestädte, abfällt. Somit erlebt man viele Aussichtspunkte, die uns Radlern einen Blick auf Braunkohlegruben, viele Kraftwerke, Plattenbausiedlungen und Städte mittlerer Größe, ermöglichen.

Im Erzgebirge entlang des Radwegs lebt aber die Natur. Es gibt einige kleine Gebirgsseen. In der Nähe von Kliny ist ein großes Stück Wald Naturschutzgebiet und komplett eingezäunt. Dort kommt man nicht rein und der Radweg umringt das Gebiet auf schlechter Wegstrecke.

Meistens ist der Radweg Nummer 23 in gutem Zustand. Es gibt einige große Abschnitte von mehr als 20 km Länge, wo es keine Infrastruktur, wie Gaststätten, Tante Emma Läden oder Pensionen hat. Wenn man also ein größeres Dorf verlässt, so sollte man an diesem Tag noch mindestens bis zu 2 Stunden bereit sein zu radeln.

Höhepunkt bilden der 1244 Meter hohe Keilberg mit seinem nagelneuen Aussichtsturm und das überteuerte Wintersportzentrum Gottesgrab. Der Keilberg ist auf der Strasse mit dem Rad zugänglich. Wegen des tollen Ausblicks und der Natur sollte man mindestens 1 Stunde für den Besuch einplanen. Um Kosten zu sparen wird die Übernachtung in Medenec empfohlen, wo es eine zünftige Jägerwirtschaft mit einer großen Trophäensammlung gibt.

Übernachten und Speisen kann man im Erzgebirge preiswert. Zimmer und Frühstück gibt es bereits ab EUR 13, ein Bier kostet stets weniger als 1 Euro und ein ausgezeichneter Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel geht für EUR 4,20 über den Tisch. Ich empfehle in Decin die Pension Marion, in Kliny die “Stara Skola” und in Luby die Pension Kozabar. In Medenec übernachtet man in der Jägerwirtschaft in einem Uralthotel und trinkt ein “Kozel”.

Die Inftrastruktur ist gut. Mittlerweile verbinden zahlreiche Buslinien die Städte im Tal mit den Erzgebirgsdörfern. Die meisten Busse führen Radanhänger mit, die 16 Drahtesel mitnehmen. In Decin, Moldava, Medenec (nur Samstag und Sonntag), Oberwiesenthal, Horní Blatná, Kraslice, Luby, Plesna, Franzensbad und Cheb existieren Eisenbahnanbindungen zum Radweg. Die Züge fahren mindestens 4 mal täglich und alle nehmen Räder mit. In Oberwiesenthal fahren Dampfzüge, im 15 km entfernten Cranzahl fährt die Erzgebirgsbahn.

Der Erzgebirgs Radweg stellt ein absolutes Naturerlebnis dar. Viele Kilometer des Radweges verlaufen in Höhen über 800 bis 1000 Meter. Es werden nur wenige Städte, in der Regel im Westen gekreuzt. Städte wie Kraslice mit seinen Plattenbauten muss man sich nur selten antun. Östlich von Kraslice Richtung Decin trifft man nur Dörfer an. Man kommt an einigen Grenzorten mit den Bordershops und Vietnam Märkten vorbei.

Die Region dient zum Großteil dem Wintersport. Weil das Erzgebirge dem Naherholungstourismus der nahegelegenen Bergbau- und Industriestädte dient, hat es viele Wintersportangebote und somit ein großes Unterkunftsangebot für die eher wenigen Reiseradler. Es kommen eher Tagesausflügler auf dem Mountainbike hierher.